Ein Nullnull, das keinem wehtut:Zäh, aber glücklich

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Mainz und Hamburg sehen das torlose Unentschie den jeweils als Gewinn: Die Mainzer haben den Platz in der Europa League fast sicher, der HSV immerhin den Verbleib in der Liga.

Von Filippo Cataldo, Mainz/München

"Eine Atmosphäre wie bei Atlético" hatte sich Christian Heidel vom Mainzer Publikum gewünscht für das Spiel gegen den Hamburger SV. Durch die Stadt müsse "jetzt mal wieder ein Ruck gehen, das Stadion muss kochen!", so die Forderung des Managers, der seine Heimatstadt in wenigen Wochen in Richtung Gelsenkirchen verlassen wird.

Nach zwei Niederlagen nacheinander waren die Mainzer Verantwortlichen ein wenig nervös geworden. Das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs war bei Mainz vor der Saison zwar nicht als Ziel postuliert worden, doch jetzt, da man schon seit Monaten die obere Tabellenregion besetzt, möchte man da oben auch bleiben.

Zufrieden mit dem Punkt und der Leistung seiner Mannschaft: Hamburgs Trainer Bruno Labbadia (r). (Foto: Torsten Silz/dpa)

Nach dem 0:0 gegen den Hamburger SV haben die Mainzer nun 46 Punkte und stehen auf Platz sieben. Der Abstand auf Platz acht und Köln beträgt weiterhin fünf Zähler, zum Vierten Mönchengladbach fehlen drei. Die Champions League ist also immer noch drin, mit der Europa League können sie in Mainz fast schon sicher planen.

"Ich hätte gerne gewonnen, kann aber sehr gut mit dem 0:0 leben", sagt Heidel

Das war die gute Nachricht des Tages. Das Spiel nämlich war genauso dürftig gewesen wie es das Ergebnis vermuten lässt. Ein 0:0 der zähen Sorte, in dem Mainz über weite Strecken die Platz- und der HSV die Kampf- und Chancenhoheit hatte. Erst die Schlussphase ließ ahnen, wieso Mainz noch Chancen auf die Champions League hat und der HSV in dieser Saison wohl nicht in der Relegation nachsitzen muss. In der 79. Minute zwang erst Fabian Frei den Hamburger Keeper Jaroslaw Drobny mit einem Distanzschuss zu einer Parade, aus der folgenden Ecke kreierte Danny Latza eine weitere Chance. In der 87. Minute gelang Jhon Cordoba das Kunststück, nach schöner Vorarbeit von Yunus Malli und Christian Clemens den Ball aus fünf Metern neben das Tor zu setzen.

Viel mehr Chancen hatte Mainz nicht in diesem Spiel. Auch darum waren die Verantwortlichen ganz zufrieden mit dem Punktgewinn. "Wir wussten: Dreimal in Folge verlieren, das geht nicht. Wir haben uns schwer getan, weil der Gegner Druck gemacht hat. Kurz nach der Pause haben wir eine Großchance überstanden, dann sind wir griffiger geworden und hatten selbst zwei, drei gute Chancen", sagte Trainer Martin Schmidt.

Viel wichtiger als das Spiel scheint in Rheinhessen derzeit ohnehin der Blick aufs große Ganze zu sein. "Ich hätte gerne gewonnen, kann aber sehr gut mit dem 0:0 leben", sagte Heidel. Mit den fünf Punkten Vorsprung auf Platz sieben könne er sogar "überragend gut leben". Und Schmidt, ganz der Motivator, der er nun mal ist, sagte: "Es ist ein Unentschieden, das wir gerne nehmen, das die Situation nicht drastisch ändert. Wir freuen uns jetzt auf das Halbfinale in Stuttgart und dann das Finale zu Hause gegen Berlin. Dafür lohnt es, sich reinzuknien."

"Den Punkt nehmen wir so mit, der kann noch sehr wertvoll sein", sagt Labbadia

Dass seinen Spielern zuletzt ein wenig die in den vergangenen Monaten gezeigte Souveränität verloren ging? Für Schmidt normal: "Die Aufmerksamkeit ist plötzlich größer, viele meiner Spieler haben so eine Situation noch nicht erlebt. Das gehört zu den Entwicklungsprozessen, die wir durchleben", sagte er.

Beim Hamburger SV können sie sich immerhin auf die Fahnen schreiben, mit vier Zählern aus den zwei jüngsten Spielen den Abstand auf den Relegationsplatz auf fünf Punkte ausgebaut zu haben. "Das war ein konzentrierter und leidenschaftlicher Auftritt des Teams", lobte Labbadia, der zwar den verpassten Chancen nachtrauerte - Sven Schipplock scheiterte bei der gefährlichsten Aktion nach einem Alleingang an Keeper Loris Karius (51.) -, der aber natürlich auch die Tabelle lesen kann. "Den Punkt nehmen wir so mit, der kann für uns noch sehr wertvoll sein", sagte er. Und Schipplock erklärte: "Wir haben es selber in der Hand. Nächste Woche spielen wir gegen Wolfsburg und dann in Augsburg. Mit einem Heimsieg gegen Wolfsburg wollen wir die Sache klarmachen."

© SZ vom 01.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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