Ein Anruf bei...:Helmuth Löhr, der die Tore für die Fußball-WM baut

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In Hildesheim steht Deutschlands Torfabrik Nummer eins: 20, 30 "Buden" machen Helmuth Löhr und seine 50 Mitarbeiter bei der Firma Sportgeräte 2000 pro Tag. Dreimal schon haben sie die Tore für Fußball-Europameisterschaften gebaut, jetzt folgt das WM-Debüt. Der 66-Jährige geht die Sache aber ganz gelassen an.

Bernd Oswald

SZ: Herr Löhr, wieviele Tore haben Sie in dieser Saison schon gemacht?

Helmut Löhr vor seinen Toren (Foto: Foto: AP)

Helmuth Löhr: Knapp 2000.

SZ: Da kann kein Torjäger mithalten.

Löhr: Das glaub' ich auch.

SZ: Sind Sie als Tor-Wart bei der WM dabei?

Löhr: Bei jedem Spiel ist einer von uns dabei. Ich selbst stehe nur bei Italien gegen Ghana in Hannover Gewehr bei Fuß.

SZ: Nicht öfter?

Löhr: Ach, ich hab da keinen Nerv mehr, ich war in allen Stadien schon im Vorfeld. Ich kann die Spiele auch sehr gut im Fernsehen verfolgen.

SZ: Da haben Sie bestimmt auch das Champions-League-Spiel Real Madrid gegen Dortmund gesehen, bei dem das erste Tor schon vor dem Anpfiff fiel.

Löhr: Ja. Das Toreck war per Stahldraht mit einem Zaun verbunden, den die Fans dann umgerissen haben.

SZ: Bis ein Ersatz da war, hat es eine Stunde gedauert. Bei der WM kann das nicht passieren, oder?

Löhr: Nein. In jedem Stadion steht ein Ersatztor von uns.

SZ: Die knicken vermutlich nicht so schnell ein.

Löhr: Nein, die sind robust. Tore aus Aluminium halten lange. Bei uns stehen zum Teil noch Tore aus den Siebzigern.

SZ: Aus den Siebzigern? In der Bundesliga?

Löhr: Nicht unbedingt in der 1. Bundesliga, aber in der Regionalliga gibt es das noch. In den großen Stadien sind die Tore ausgewechselt worden, weil sie zum Beispiel total verschmutzt waren. Der Torhüter tritt ja immer dagegen.

SZ: Den Wechsel gibt es also nur aus optischen Gründen?

Löhr: Nicht nur das, die Fifa will überall gleichartige Tore, bei denen die Maße stimmen.

SZ: Das ist doch selbstverständlich.

Löhr: Leider nein. Bei der EM 2000 gab es im Brüsseler Stadion 20 Zentimeter Differenz zwischen den beiden Toren in der Höhe.

SZ: Unglaublich!

Löhr: Finde ich auch. Ich bin mir sicher, dass wir auch in den zwölf WM-Stadien Maßabweichungen feststellen werden, wenn wir die Tore austauschen.

SZ: Wodurch unterscheiden sich Ihre Tore von denen der Konkurrenz?

Löhr: Meine Tore sind in einem einzigen Stück verschweißt. Das ist nicht üblich.

SZ: Dann sind sie aber schwer zu transportieren.

Löhr: Wir sind das inzwischen gewöhnt und haben acht Meter große Anhänger, mit denen wir die Ware überall in Europa ausliefen.

SZ: Interessieren Sie sich bei der WM mehr für Ihre Tore als für die von Ronaldinho?

Löhr: Nein, ich werde schon auf die geschossenen Tore schauen. Aber es ist ein schönes Gefühl zu sehen, dass auf unsere Tore gespielt wird. Wir sind alle ein wenig stolz darauf.

© SZ vom 9.5.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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