Der Name Daryl Boyle ist in Augsburg noch präsent. Der deutsche Eishockey-Nationalspieler stand drei Jahre lang bei den Schwaben unter Vertrag, zwischen 2012 und 2014 war er sogar ihr Kapitän. Boyle wusste also genau, wovon er sprach, als er das Augsburger Curt-Frenzel-Stadion wegen der "lauten Fans" als "schwer zu bespielendes Gebäude" bezeichnete. Der 30-Jährige trägt mittlerweile das Trikot des EHC Red Bull München, der in Augsburg aufgrund der wenigen Kilometer, die beide Städte voneinander trennen, nicht wohlgelitten ist. Dass es ausgerechnet Boyle war, der die laute Menge am Freitagabend mit einem Schuss verstummen ließ, war aus Augsburger Sicht doppelt bitter: Wegen Boyles Vergangenheit im Panther-Trikot, und weil er in der aktuellen Saison bis dahin noch gar nicht getroffen hatte.
25 Spiele hatte der offensivstarke Verteidiger absolviert, ohne ein Tor zu erzielen. Dieses hob er sich für seine Ex-Mannschaft auf: Boyle traf im Startdrittel mit einem präzisen Schuss von der Blauen Linie zur Führung, die sich der EHC dann nicht mehr nehmen ließ: 3:0 (1:0, 1:0, 1:0) gewann er das Derby und verkürzte so den Rückstand auf den Tabellenführer, die Nürnberg Ice Tigers, auf einen Zähler. "Wir waren heute effizient", sagte Maximilian Kastner, "wir haben unsere Chancen genutzt." Überraschend war der Münchner Sieg nicht: Der EHC hat nun acht seiner letzten neun Spiele gegen Augsburg gewonnen.
Der Sieg gegen Bern gibt dem EHC sichtlich Selbstvertrauen
Beide Mannschaften hatten ein intensives Dienstagsspiel in den Knochen. Die Augsburger waren bei Tabellenführer Nürnberg als 1:2-Verlierer vom Eis gegangen, München hatte beim 3:2-Champions-League-Achtelfinal-Sieg in Bern viel Selbstvertrauen getankt. Das Tempo litt im Startdrittel nicht darunter, beide Teams untermauerten, dass sie zu den schnellsten der Liga gehören. Die ersten Minuten gehörten den Augsburgern, doch ab der Mitte des Startdrittels übernahm der Meister die Spielkontrolle und belohnte sich dank Boyles Treffer mit dem 1:0 (14.). Auch Augsburgs Prunkstück, das Überzahlspiel, stach gegen den EHC nicht. Die Münchner dagegen nutzten ihre Powerplays: Erst erhöhte Yannic Seidenberg mit einem harten und genauen Schlagschuss auf 2:0 (30.), dann sorgte Kastner per Überzahl-Abstauber für die Vorentscheidung (50.). Augsburgs Torhüter Jonathan Boutin bewahrte seine Mannschaft mit einigen starken Paraden vor weiteren Gegentoren. Am Sonntag empfängt der EHC die Düsseldorfer EG (16.30 Uhr, Münchner Olympia-Eishalle) - und könnte wieder auf Platz eins springen.