DSV-Cheftrainer Wolfgang Maier:"Nichts als eine nette Geste"

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SZ: Bis zum Sonntag werden in Italien auf der neuen Strecke von Santa Caterina vier Rennen gefahren, erst die ausfallenen Abfahrten von Val d"Isere, dann Riesenslalom und Slalom, die eigentlich am Wochenende in Berchtesgaden vorgesehen waren. Vier Rennen auf jenen Pisten, auf denen in einem Monat die WM-Titel vergeben werden. Ist das ein willkommener Test für Ihre Läuferinnen?

Wolfgang Maier: Mir wäre es lieber gewesen, zur WM auf eine unbekannte Strecke zu kommen, auf der das Blatt neu beschrieben wird. Nun bringt zur Weltmeisterschaft jeder eine gewisse Erfahrung mit. Auf eine neutrale Strecke kommen alle unbelastet. Aber dass wir jetzt in Santa Caterina fahren, passt schon - sonst würden wir diese Rennen verlieren.

SZ: Jüngst meldeten Sie sich mit scharfer Kritik am Weltverband Fis, der seinem Frauen-Rennchef, dem Österreicher Kurt Hoch, in einem neuen Vertrag angeblich inakzeptable Bedingungen diktieren will. War das eine Revolte?

Maier: Es geht nicht darum, eine Revolution anzuzetteln, sondern darum, dass wir uns zu einem Mann bekennen, der für uns gute Arbeit gemacht hat. Wir wollten die Fis bzw. ihren Präsidenten animieren, sich noch mal mit Hoch zusammen zu setzen, und eine Lösung zu finden, von der der Sport profitiert. Das war der Sinn des Appells. Ich äußerte mich auch nicht als Einzelperson, sondern als Repräsentant der Headcoaches. Unser Meeting wurde von Österreich und den USA anberaumt und kam zu dem Beschluss, dass wir uns klar gegen die Fis positionieren. Weil wir glauben, dass die Organisation unseres Sports durch Kurt Hoch extrem gut ist, und dass das nicht an Machtspielereien scheitern sollte.

SZ: Welche Absicht sehen Sie hinter dem Plan, die Befugnisse des Renndirektors drastisch zu beschneiden?

Maier: Für uns hat es den Anschein, dass jemand im Verband mehr Einfluss und Macht bekommt. Es geht um wirtschaftliche Belange.

SZ: Gerade in wirtschaftlichen Fragen wie der Vermarktung oder der Vergabe der Fernsehrechte steht die Fis intern stark in der Kritik, zum Beispiel durch Peter Schröcksnadel, den Verbandspräsidenten Österreichs.

Maier: Auch wir sagen, dass es für die Fis wichtigere Aufgaben gäbe, als ein funktionierendes System kaputt zu machen. Die sollen schauen, dass sie ihren Laden in den Griff bekommen statt jemand an die Wand zu fahren, nur weil er sich dem System nicht beugt.

SZ: Ist es tatsächlich unannehmbar, dass die letzte Instanz bei gravierenden Entscheidungen die Verbandszentrale ist - vermutlich in Person von Generalsekretärin Sarah Lewis?

Maier: Es kann nicht sein, dass künftig jemand aus dem Büro entscheidet, ob wir fahren oder nicht. Es darf auch nicht sein, dass Funktionäre einfach was Funktionierendes kaputt machen.

SZ: Kurt Hoch ist 57 und macht den Job im 14. Winter. Ist da die Interpretation nicht schlüssig, dass er amtsmüde ist und deshalb den neuen Vertrag ablehnt?

Maier: Hoch hat mir versichert, dass er gerne bis 2009 weiter gemacht hätte und nicht im geringsten amtsmüde sei. Er sagt aber auch, dass er sich nicht verkauft. Er lässt sich nichts diktieren und nicht seine Entscheidungsfreiheit nehmen. Dazu steht er, darum geht er.

SZ: Sehen Sie die Möglichkeit, Hoch noch zum Weitermachen zu bewegen?

Maier: Nein. Alles, was Kurt noch erreichen möchte, ist, dass die geplante Systemänderung noch mal ins Wanken kommt, im Sinne des Sports.

SZ: Besteht die Hoffnung, dass die Fis auf das einstimmige Votum der Sportpraktiker reagieren wird?

Maier: Sicher nicht, denn von dieser Seite hieß es ja postwendend: Die Trainer haben sowieso nichts zu sagen, und wenn sie sich zu hundert Prozent für Hoch aussprechen, ist das nichts als eine nette Geste. Das sagt doch schon alles. Das muss ich mir gefallen lassen, aber ich muss es nicht akzeptieren. Mir ging es nur darum, dass Kurt Hoch der Respekt gezollt wird, der ihm gebührt - wenn schon die Fis dazu nicht in der Lage ist, dann wenigstens von uns. Es ist eine Form des Respekts, dass man einen Mitarbeiter, der sich mehr als ein Jahrzehnt verdient gemacht hat, nicht derart billig abschiebt. Dazu ist eine Protestnote der Trainer angebracht. Ich lasse mir den Mund in dieser Sache nicht verbieten.

SZ: Womit rechnen Sie nach Hoch?

Maier: Man muss schauen, wen sie als Nachfolger präsentieren, und jedem eine Chance geben. Aber Wie es wird, hängt brutal von der Person ab: davon, wie sie sich einsetzt, und wie viel sie sich rein reden lässt.

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