Dritte Fußball-Liga:Plane statt Heizung

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Der Wintereinbruch plagt die Würzburger Kickers: Nach dem Aufstieg spielen sie mit einer Sondergenehmigung noch ohne Rasenheizung, die Heimspiele sind gefährdet. Kommende Saison müssen sie nachrüsten.

Von Patrick Reichardt

Was Wintersportlern und Pistenbetreibern wie eine Erlösung nach einer langen Durststrecke erscheint, wird für einen Fußballverein aus Unterfranken zu einer Tortur mit unvorhersehbarem Ausgang in den kommenden Wochen. Der plötzliche Wintereinbruch mit Schneefall und Temperaturen um minus 10 Grad stellt die Würzburger Kickers vor dem Start in die Drittliga-Rückrunde vor große Probleme. Da der Verein erst im vergangenen Sommer aufstieg, besitzt er in der örtlichen Arena noch keine Rasenheizung. "Das erste Jahr in der dritten Liga ist man von der Pflicht befreit, ab dem zweiten Jahr ist es Usus", sagt Veranstaltungsleiter Johannes Popp. Im Bezug auf die kommenden Wochen erklärt er: "Es kann durchaus passieren, dass wir Spiele absagen und nachholen müssen." Zum ersten Mal kritisch werden könnte es am Samstag (14 Uhr), wenn das Heimspiel gegen Preußen Münster ansteht.

Taffertshofer wechselt von 1860 München zu den Kickers

Ohne funktionierende Rasenheizung sind die Würzburger auf bessere Wetterbedingungen angewiesen - oder auf kreative Ideen: Vor einem angesetzten Testspiel gegen den VfB Stuttgart am vergangenen Sonntag versuchte der Verein, seinen Rasen mit einer riesigen Plane zu schützen. "Die Plane isoliert und hält den Schnee ab, der Rasen gefriert aber natürlich trotz dieses Hilfsmittels", verdeutlicht Popp. Trotz der 7140 Quadratmeter großen Abdeckung musste das Spiel, das die Kickers 2:1 gewannen, nach Stuttgart verlegt werden - um den Ligastart nicht noch mehr zu gefährden. Eine Dauerlösung sei diese Methode aber nicht. Die Plane wird derzeit weggeräumt, weil bis zum Wochenende kein weiterer Schneefall gemeldet ist und die Temperaturen wieder steigen sollen. "Durch die Plane kann der Rasen nicht atmen. Sie ist synthetisch, deswegen kommt kein Sauerstoff durch. Nach ein bis zwei Wochen wäre der Rasen im Eimer", erklärt der Veranstaltungsleiter, der sich diese Option für den Fall eines weiteren plötzlichen Wintereinbruchs aber nicht streichen möchte.

Die riesige, den gesamten Platz schützende Abdeckung besteht aus insgesamt 32 gleich großen Planen, die über die Breite des Spielfeldes ausgelegt werden. Verbunden werden die einzelnen Stücke mit Klett. Im Sommer werden die Kickers, die fest für ein weiteres Jahr in der Drittklassigkeit planen und am Dienstag den 20-jährigen Mittelfeldspieler Emanuel Taffertshofer vom Zweitligisten TSV 1860 München verpflichteten, dann nicht mehr um eine Rasenheizung herumkommen. Sie wird sie in etwa eine halbe Million Euro kosten.

© SZ vom 20.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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