Dritte Fußball-Liga:Bierduschen und Erinnerungen

Lesezeit: 1 min

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in der zweiten Fußball-Bundesliga: Die Fans des 1. FC Magdeburg sind gespannt. (Foto: Peter Förster/dpa)

Der 1. FC Magdeburg und der SC Paderborn stehen als Aufsteiger in die zweite Liga fest. Bei beiden Vereinen wirkt die Vergangenheit nach.

Nach fast drei Jahrzehnten ist dem 1. FC Magdeburg der erstmalige Aufstieg in die zweite Fußball-Bundesliga gelungen. Der einzige Europapokalsieger der DDR machte am Samstag mit einem 2:0 gegen Fortuna Köln den Sprung in Liga zwei perfekt. Zeitgleich korrigierte der punktgleiche Drittliga-Tabellenführer SC Paderborn mit einem 3:0 gegen Unterhaching seinen Betriebsunfall.

Die Freude in Magdeburg war getrübt. Überschattet wurden die Feierlichkeiten von schweren Ausschreitungen in der Innenstadt. Die Polizei setzte einen Wasserwerfer ein, um die Randalierer zurückzudrängen. Rund 150 Vermummte warfen Steine und Flaschen auf Einsatzkräfte. Zuvor hatten mehr als 22 000 Fans im Stadion und rund 2500 Menschen in der Innenstadt friedlich den Erfolg gefeiert. Trainer Jens Härtel gelang nach dem Drittliga-Aufstieg 2015 der nächste Coup. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff schrieb bei Twitter: "Alles, alles Gute! Wir freuen uns, nicht nur Magdeburg, sondern ganz Sachsen-Anhalt, weil wir alle fußballbegeistert sind." Noch immer wirken dort die Erfolge der Vergangenheit nach. 1974 holte der FCM um Jürgen Sparwasser den Europapokal der Pokalsieger. Nach der Wende aber ging es bergab, bis zur Insolvenz 2002. Nun schreiben die Magdeburger wieder Erfolgsgeschichten. Der wie immer zurückhaltende Trainer Härtel blickte schon voraus: "Wir sind in der zweiten Liga nur ein kleines Licht, weil wir der Neuling sind." Es gelte, dort "mit akribischer Arbeit und Leidenschaft" zu bestehen.

Die Paderborner, die 2014/2015 sogar in der ersten Liga spielten, kennen die Zweitliga-Herausforderungen. In der dritten Liga dominierte Paderborn, auch im Pokal überraschte das Team und scheiterte erst im Viertelfinale am FC Bayern. Die bitteren Erfahrungen der Vorsaison, als der SCP sportlich abgestiegen war, sind noch in den Köpfen. "Ohne Sechzig wär'n wir gar nicht hier", sangen die Fans bei den Aufstiegsfeierlichkeiten, denn nur der Zwangsabstieg des TSV 1860 München bewahrte Paderborn vor dem Gang in die Regionalliga. "Und jetzt, knapp zehn Monate später, stehen wir wieder in der zweiten Liga. Wahnsinn", sagte SC-Geschäftsführer Markus Krösche. Auf dem Rasen wurde eine Bühne aufgebaut, die rund 14 500 Fans stürmten auf das Spielfeld. Und Paderborns Trainer Steffen Baumgart, der einst beim 1. FC Magdeburg spielte (2008) und trainierte (2009/2010), ertrug wie sein Pendant Härtel die Bierduschen seiner Spieler. Er sah ein: "Um auf dem Teppich zu bleiben, dafür ist es jetzt wohl zu spät."

© SZ vom 23.04.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: