Dopingaffäre um Cofidis-Radteam:Fremdblut mit Epo?

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München/Paris - Offizielle Stellungnahmen sind weiterhin nicht zu erhalten, doch von Tag zu Tag ergibt sich ein immer konkreteres Bild der Dopingaffäre um die französische Radprofis von Cofidis. Es ist kein schönes Bild. Denn laut dem französischen Magazin Le Point sollen sich Fahrer bei der Tour de France mit präpariertem Fremdblut versorgt haben - die Profis hätten "Blutspender, darunter teilweise auch Familienangehörige, gemietet". Ziel des Blutdopings ist, die eigene Körperflüssigkeit in Belastungssituationen mit roten Blutkörperchen anzureichern, um die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen. Als Beweis liegt dem Blatt offenbar der Mitschnitt eines Telefonats zwischen dem verhafteten, langjährigen Cofidis-Betreuer Bogdan Madejak und Ex-Profi Marek Rutkiewicz vor:

"Welche Blutgruppe hat dein Bruder?", fragt Madejak. - Rutkiewicz antwortet: "Die gleiche wie ich." - "Weißt du, es gibt da eine neue Methode." - "Ja, ich habe davon schon während der Tour de France gehört." - Nochmal Madejak: "Du kaufst dir eine Person und machst gleich eine Bluttransfusion, und das ist es schon." Der Radsport-Weltverband hatte bei Kontrollen während der Tour 2003 drei Profis identifiziert, die verblüffend ähnliche Blutwerte aufwiesen.

Madejak war nach monatelangen Ermittlungen festgenommen worden, bei ihm hatten sich verdächtige Dokumente und Dopingsubstanzen wie das Blutdopingmittel Epo und Wachstumshormone gefunden. Auch gegen seine Ehefrau - eine Apothekerin - und seine Töchter wird ermittelt. Aus dem Team wurden neben Rutkiewicz und dem mit zahlreichen Dopingmitteln ertappten Bahn-Weltmeister Robert Sassone auch die Straßenfahrer Cedric Vasseur und Philippe Gaumont festgesetzt. Während Vasseur gestern noch vernommen wurde, ist der bereits mehrfach als Dopingsünder und Händler auffällige Gaumont wieder frei - der 33-Jährige hat angeblich gestanden. Die Gattin von Sassone zitiert Le Point so: "Ich weiß, dass mein Mann sich dopt, aber wir reden nicht darüber."

Beim Blutdoping mit Fremdblut würde es sich nach Ansicht des Dopingexperten Hans Geyer, stellvertretender Laborleiter des anerkannten Kölner Instituts für Biochemie, um "einen doppelten Betrug" handeln. Demnach sei denkbar, den Blutgeber mit Epo präpariert und das manipulierte Blut später dem Sportler zugeführt zu haben. Da Epo aber nur kurz nachweisbar ist, sein Effekt - mehr rote Blutkörperchen - jedoch bis zu 120 Tage anhält, wäre von indirekten Epodoping zu sprechen, das schwerlich nachweisbar ist. "Das ist eine Spekulation", sagte Geyer vorsichtig, "aber wenn das so ist, wäre das eine perverse Methode, denn das Infektionsrisiko oder auch die Gefahr von zähflüssigen Verstopfungen oder immunologischen Reaktionen ist enorm groß."

Andreas Burkert

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