Doping:Überführte Kontrollen

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Der Fußballweltverband hat zum Abschluss eine stolze Mitteilung gemacht: Auch bei dieser WM gab es keinen Dopingfall, alle 476 Tests fielen negativ aus. Nach jeder der 64 Partien wurden je zwei Profis pro Team getestet.

Thomas Kistner

Auch 2002 in Asien sowie 1998 in Frankreich gab es keine Positivtests. Also bitte - ist das nicht Beweis genug für einen lupenreinen Fußballsport?

Nicht im geringsten. Negativtests im Spitzensport besagen ja nur, dass die jeweils betroffenen Athleten Profi genug sind, den altbekannten Tests nicht auf den Leim zu gehen - der Rest ist gutgläubige Interpretation. Brandaktuell lässt sich die totale Ohnmacht der Dopingkontrolleure am Fall Jan Ullrich festmachen. Acht Wochen ist es her, dass er das Zeitfahren beim Giro d'Italia gewann, Wochen später triumphierte unser Held bei der Tour de Suisse.

Leider geht aus den nun vorliegenden Dokumenten der spanischen Fahnder hervor, dass er zu diesen Höhepunkten chemisch vorgesorgt hatte. Hoppla: Aber musste Ullrich als Siegfahrer nicht jedesmal zur Dopingkontrolle? Doch, das musste er. Und da nicht zu unterstellen ist, dass die Veranstalter in Italien und der Schweiz Positivbefunde unterdrückt haben, bleibt nur der Schluss, dass Ullrichs Testergebnisse negativ waren - so unauffällig, wie die Resultate all der anderen Spitzenfahrer von Basso bis Jaksche, die mit ihm aus dem Verkehr gezogen wurden.

Wirkungslose Kontrollen

Denn das ist die Realität: Für professionelle Trickser sind die Kontrollen nur zum Unterlaufen da. Und das ist ein Klacks. Erinnern wir uns an den ersten großen Tour-Skandal 1998, als ganze Säcke voll Dopingsubstanzen sichergestellt und 60 Personen strafrechtlich verurteilt wurden. Selbst damals gab es bei den eigentlichen Dopingkontrollen keinen einzigen Fall.

Wann immer Polizei und Staatsanwaltschaften zuschlagen, entlarvt sich das Sportkontrollsystem als groteske Schimäre: Die Tests nach bisherigem Muster sind den hohen Aufwand nicht wert, den sie verursachen. Exorzistische Übungen, um Entschlossenheit zu signalisieren und wenigstens die Dümmsten der Dummen zu schnappen. Mehr ist da nicht.

Und natürlich ist auch Jan Ullrich keinem Dopingtest zum Opfer gefallen. Im Gegenteil. Nur zwei Tage vor seinem Ende als nationaler Heros wies er noch - in einem Dopingbeitrag der ARD, mitverantwortet von Ullrichs Freund und Biographen Hagen Boßdorf - mit treuen Augen auf die Vielzahl der Tests hin, denen er sich ständig unterziehen müsse. Der Ärmste.

Wie er sich all die Zeit so sicher sein konnte, mag der Laie sich nun fragen. Auch die Antwort darauf geht aus der Betrugsakte hervor: Hier finden sich prompt all die Hammerstöffchen, die in den Labors der Sportkontrolleure gar nicht entdeckt werden können. Etwa das Peptidhormon IGF1, oder die beliebten Wachstumshormone. Andere Mittel bauen sich binnen Stunden ab oder werden so verschleiert, dass sie nicht gefunden werden können. So wenig wie manipuliertes Eigenblut.

Fuentes auch bei Fußballkulbs beliebt

Damit zurück zum Fußball - nein, nicht, dass wir jetzt auch hier einen Fall vermelden wollen. Noch nicht. Es gilt zunächst abzuwarten, der Doping-Doktor Fuentes hat ja auch diverse spanische Erstligavereine betreut. Man hat sich in der Kicker-Szene regelrecht um ihn gerissen, von Real Madrid ist die Rede, dem FC Barcelona gab er einen Korb.

Bis wir mehr wissen, vertreiben wir uns die Zeit mit den jüngsten Plaudereien des französischen Rockidols Johnny Hallyday. Den 63-Jährigen befragte die Le Monde kürzlich zu seiner blendenden körperlichen Verfassung. Hallyday verriet, er lasse sein Blut regelmäßig in einer Schweizer Klinik mit Sauerstoff aufladen.

Den Tipp habe er von einem Freund, der das selbst zweimal pro Jahr mache: Zinédine Zidane. Die echten Profis im Spitzensport kennen sich eben aus. Ob nun WM-Titel oder Tour-Gewinn - was zählt, ist auf den Punkt fit zu sein.

© SZ vom 11.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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