Doping:Radsport droht neuer Skandal

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Ein Amateurfahrer erhebt schwere Anschuldigungen: Funktionäre sollen einem positiv getesten Sportler geraten haben, "sich einen Befund über Hodenkrebs zu besorgen".

Der deutsche Radsport steht womöglich vor einem weiteren Doping-Skandal. In einem Bericht der "ARD-Sportschau" vom Sonntag schilderte Amateurfahrer Philip Schulz, wie Dopingmittel benutzt, gelagert sowie ge- und verkauft wurden. Außerdem behauptete Schulz, dass ein 2007 positiv auf das Hormon hCG getesteter Radsportler von einem Mitarbeiter der BDR-Geschäftsstelle aufgefordert worden sei, "sich einen Befund über Hodenkrebs zu besorgen"; bei Hodenkrebs kann das Hormon gebildet werden.

Das Attest habe ein mit dem betreffenden Fahrer befreundeter Arzt ausgestellt, sagte Schulz weiter und sprach zudem von einer Art Gruppenzwang im Radsport: "Wenn man sagt nein, hat man das Gefühl, man gehört nicht dazu. Wenn man sagt ja, läuft man Gefahr, positiv getestet zu werden", erklärte er in der "Sportschau".

Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) wies die Vorwürfe auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur zurück. "Diese Vorwürfe sind lächerlich", erklärte Leistungssport-Direktor Burckhard Bremer am Sonntag. "Es wurde lediglich durch ein gemäß Wada-Code auf Vorschlag vom IOC akkreditiertes Labor die Empfehlung ausgesprochen, weitere Untersuchungen zu veranlassen", sagte Bremer. Dies hätte man auch der ARD so mitgeteilt.

Bremer legt Wert darauf, dass über den Vorgang auch sofort die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) informiert worden sei. Zu dem Vorwurf, dass ein befreundeter Arzt das Attest für einen Radsportler ausgestellt haben soll, entgegnete Bremer: "Wir können als BDR doch nicht überprüfen, ob Ärzte mit Sportlern befreundet sind."

Schulz soll laut der "ARD-Sportschau" alle Details auch im Rahmen einer Strafanzeige beim Bundeskriminalamt dargelegt haben. Nach einer positiver Probe war Schulz im Mai wegen Amphetamin-Dopings im November 2008 für zwei Jahre gesperrt worden. Er wolle sich nach "Sportschau"-Informationen wie die beiden Radprofis Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz als Kronzeuge anbieten. Der Rheinland-Pfalz-Meister hofft dafür auf eine mildere Strafe.

© sueddeutsche.de/dpa/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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