Doping im Sport:Rücktritt vor dem Rauswurf

Die Freiburger Anti-Doping-Kommission trennt sich von einem Forscher, sie werfen ihm einen "Vertrauensbruch" vor. Der Wissenschaftler attestiert dem Gremium "Unfähigkeit" und fürchtet einen Rachefeldzug.

Nächste Runde im bizarren Ringen um die Aufarbeitung der Doping-Vergangenheit an der Freiburger Uni-Sportmedizin: Die Evaluierungskommission unter der Strafrechtlerin Letizia Paoli beschloss, sich von ihrem Mitglied Andreas Singler zu trennen. Dem Mainzer Sportwissenschaftler, der zugleich als freier Mitarbeiter am Uni-Klinikum beschäftigt ist, wird Vertrauensbruch vorgeworfen. Am Freitag kam Singler dem Schritt zuvor, den die Kommission dem Uni-Rektor Hans-Jochen Schiewer empfohlen hat, und trat zurück. Insbesondere sein "unabgesprochenes Verhalten bei der Vorveröffentlichung aus unfertigen Gutachten", die die Fußballklubs SC Freiburg, VfB Stuttgart sowie den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) belasteten, seien ein "schwerer Verstoß gegen die Verschwiegenheitsverpflichtung", teilten die Forscher mit. Tags zuvor waren Klubs und BDR zu Klärungsgesprächen in Freiburg erschienen. Dabei entschuldigte sich die Kommission für die "weitreichenden Schlüsse" (Paoli) ihres Mitglieds in Bezug auf Anabolika-Lieferungen, die der frühere Ärzte-Guru Armin Klümper verschickt hatte.

Die Kommission empfiehlt dem Uni-Klinikum auch, Singler als freiem Mitarbeiter zu kündigen. Der Sportwissenschaftler selbst spricht von "schweren internen Konflikten" und wirft Paoli "Unfähigkeit" vor. Er befürchte, dass aufgrund eines "Rachefeldzugs" gegen ihn auch eine Schutzhaltung "gegenüber historisch hochgradig belasteten Vereinen oder Verbänden" eingenommen werde.

© SZ vom 25.04.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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