Doping-Ermittlungen:Razzia bei Luxemburger Rad-Team

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Etwa 20 Polizeibeamte haben das Hotel der luxemburgischen Rad-Nationalmannschaft durchsucht. Im Visier der Ermittler: Profifahrer und Fuentes-Kunde Frank Schleck.

Einen Tag vor dem großen WM-Finale in Varese hat das Thema Doping die Titelkämpfe im Radsport fest im Griff. Im Hotel der Luxemburger Rad-Nationalmannschaft in Gaggiolo an der Schweizer Grenze hat laut Augenzeugenberichten in der Nacht zum Samstag eine Polizei-Razzia mit etwa 20 Beamten im Auftrag der Staatsanwaltschaft Varese stattgefunden.

"Ich habe nicht gedopt": der luxemburgische Shootingstar Frank Schleck. (Foto: Foto: Reuters)

Ob das Vorgehen in Zusammenhang mit den neuen Vorwürfen gegen den Luxemburger Radprofi Frank Schleck stand, blieb zunächst unklar, auch, ob es verdächtige Funde bei der fünfstündigen Razzia gab. Die Französische Anti-Doping-Agentur will laut der Zeitung La Gazzetta dello Sport am Montag nach einer neuen Methode weitere Blut-Analysen von verdächtigten Fahrern der vergangenen Tour de France vornehmen lassen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sei der 28 Jahre alte Schleck Kunde des spanischen Doping-Arztes Eufemiano Fuentes gewesen und belegt dies mit einem Bankauszug über 6991 Euro. Die Überweisung soll von Schleck an Fuentes im März 2006 getätigt worden sein. Kopien des Schecks seien dem nationalen Radsport-Verband vom Bundeskriminalamt in Wiesbaden übermittelt worden. Die Anti-Doping-Kommission Luxemburgs lud Schleck, der Doping leugnet und fest von seinem WM-Start ausgeht, zu einer Anhörung vor. Laut Reglement könnte der Weltverband UCI einen Fahrer schon bei einem Doping-Verdacht sperren.

"Ich konzentriere mich auf das Rennen. Ich habe nicht gedopt", sagte Schleck der dpa am Samstag. Den Termin bei der nationalen Anti-Doping-Behörde bestätigte der Profi aus dem Bjarne-Riis-Team, der im Juli zwei Tage das Gelbe Trikot getragen und in der Endabrechnung in Paris Rang sechs belegt hat. Der ebenfalls als Fuentes-Kunde verdächtigte Spanier Alejandro Valverde, der auch in Varese wieder als einer der Top-Favoriten gilt, hatte seinen WM-Start im Vorjahr per Gerichtsbeschluss erwirkt.

Die Doping-Sperre des geständigen früheren Riis-Fahrers Ivan Basso aus Italien läuft in der kommenden Woche ab. In den Fuentes-Akten tauchte ein Verweis auf "den Freund des Birillo" auf. Dabei könnte es sich um Schlecks Codenamen handeln; "Birillo" war Bassos Deckname. "Ich kenne den Herrn Fuentes nicht", hatte Jens Voigts Team-Kollege Schleck im Juli während der Tour erklärt, nachdem das Auto seines Vaters von der Polizei ergebnislos nach Drogen durchsucht worden war.

Pierre Bordry, der Präsident der Französischen Anti-Doping-Agentur, kündigte an, dass am Montag weitere Analyse-Ergebnisse der vergangenen Frankreich-Rundfahrt vorliegen könnten. "Einige Fahrer, die in Varese starten, werden wohl etwas schlecht schlafen", sagte er der Gazzetta am Samstag. Das Labor in Chatenay-Malabry bei Paris werde auf der Suche nach Rückständen des neuartigen EPO-Produkts CERA "nach einer völlig neuen Methode" vorgehen.

Bei der Tour de France waren vier Profis des Dopings, größtenteils mit CERA, überführt worden. Darunter befanden sich der italienische Topstar und zweifache Etappengewinner Riccardo Ricco und der frühere Lance Armstrong- und Jan-Ullrich-Helfer Manuel Beltran aus Spanien.

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