Doping bei Olympia:31 Peking-Proben bei Nachtests positiv

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Laut IOC könnten die betroffenen Sportler die Sommerspiele in Rio verpassen. Die vielen Mängel bei den Kontrollen von 2008 deuten auf eine noch höhere Doping-Dunkelziffer hin.

Bei Nachkontrollen von Dopingproben der Olympischen Spiele 2008 in Peking sind insgesamt 31 Athleten positiv getestet worden. Das teilte das Internationale Olympische Komitee (IOC) am Dienstag mit. Demnach sind Athleten aus sechs Sportarten und insgesamt zwölf Ländern betroffen. Insgesamt seien 454 Proben nachgetestet worden. Das IOC sagte, es habe sich dabei auf Sportler konzentriert, die in Rio de Janeiro noch an den Start gehen könnten; alle 31 müssen nun befürchten, für die Spiele in Brasilien nicht zugelassen zu werden. Die Ringe-Organisation gab allerdings weder Namen noch Sportarten bekannt. In den kommenden Tagen will sie auch noch die Ergebnisse von 250 Nachtests auf Proben der Londoner Sommerspiele veröffentlichen. "Dadurch, dass wir den Start von so vielen gedopten Athleten verhindern, zeigen wir einmal mehr unseren Willen, die Integrität der olympischen Wettbewerbe zu beschützen", sagte IOC-Präsident Thomas Bach.

Wie diese Nachtests zu bewerten sind, ist noch unklar. Die sportrechtlichen Verfahren beginnen nun erst. Es ist nicht gesagt, dass aus den 31 Positivkontrollen auch 31 Sperren resultieren. Außerdem hatte der Umgang mit den Dopingkontrollen von den Peking-Spielen in den vergangenen Jahren schon viel Kritik hervorgerufen. Kurz nach der Veranstaltung in Chinas Hauptstadt monierte eine unabhängige zwölfköpfige Expertengruppe im Auftrag der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) zahlreiche Punkte. So rügte sie beispielsweise, dass mehr als 100 Nationale Olympische Komitees den Meldepflichten für ihre Athleten nicht nachgekommen waren - und dass ihnen 300 von 4770 Testergebnissen nicht vorlagen.

Schon 2009 wurde neu getestet - sechs Athleten waren positiv

2009 gab es bereits eine erste Welle von zirka 500 Nachtests, unter anderem auf Cera, eine Weiterentwicklung des Blutdopingklassikers Epo, sowie Insulin. Auf diese beiden Substanzen war während der Pekinger Spiele noch nicht getestet worden; sechs Athleten wurden sanktioniert, unter anderem die beiden Radprofis Stefan Schumacher und Davide Rebellin. Auf welche Substanzen die Nachtests im aktuellen Fall erfolgten, will das IOC nicht mitteilen. Es verweist nur generell auf verfeinerte Analysemethoden. Zusätzlich ist zu bedenken, dass besonders verdächtige Proben inzwischen vertestet sein können.

Zudem forderte das IOC die Welt-Anti-Doping-Agentur auf, eine Untersuchung der massiven Doping-Vorwürfe bei den Winterspielen in Sotschi 2014 einzuleiten. Sie soll in Zusammenarbeit mit dem Labor in Lausanne die Sotschi-Proben auf die "effizienteste und wissenschaftlich sauberste" Art und Weise analysieren. Die Wada bestätigte am Dienstagabend, dass sie eine Expertengruppe einsetze. Die Leitung übernimmt der frühere französische Polizist und Interpol-Beamte Mathieu Holz. Zum Team gehört unter anderem auch Christiane Ayotte, Leiterin des Anti-Doping-Labors in Montreal. Klassische Nachtests wie bei den Proben aus Peking und London sind dies allerdings nicht. Sollten die Darstellungen des früheren Moskauer Kontrolllabor-Chefs Grigorij Rodtschenkow korrekt sein, würde das sowieso nichts bringen. Dieser hatte berichtet, dass er unter Anweisung des Sportministeriums und Mithilfe des Inlandsgeheimdienstes FSB mehr als 100 Dopingproben russischer Athleten in Sotschi manipuliert hatte. Monate vor dem Wettbewerb hätten Athleten im Rahmen eines ausgeklügelten Dopingprogrammes sauberen Urin abgegeben, während der Spiele seien die Proben im Labor durch ein Loch in der Wand ausgetauscht worden.

© SZ vom 18.05.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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