Doping:"Ähnlicher Stil wie bei Fuentes"

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Noch sind keine Namen von Wintersportlern im Zusammenhang mit der Wiener Blutbank bekannt. Der Deutsche Skiverband weist die Vorwürfe von sich.

Der Deutsche Skiverband (DSV) hat im Kampf um seine Existenz die angebliche Verwicklung von bis zu 20 seiner Biathleten und Skilangläufer in den Doping-Skandal um eine Wiener Blutbank scharf zurückgewiesen. "Es gibt keinen Dopingfall DSV, solange es keinen Gegenbeweis gibt. Wir haben eine sehr klare Prüfung gemacht: Es gibt bis zum heutigen Tag keine Hinweise und keinen Namen", sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann dem sid. "Derjenige, der das Ganze aufgebracht hat, muss nachlegen. Es kann nicht sein, dass das Tage und Wochen dauert", sagte Stefan Schwarzbach, der Sprecher des Deutschen Skiverbandes.

Dopingexperte Hajo Seppelt, ausgerechnet vom DSV-TV-Partner ARD, hatte zuvor seine Vorwürfe dahingehend konkretisiert, dass nach derzeitigen Erkenntnissen wohl keine aktuellen deutschen Wintersport-Stars betroffen seien. "Der DSV steht momentan nicht im Verdacht, aktiv Blutdoping unterstützt oder seine Athleten nach Wien geschickt zu haben", sagte Seppelt in einem Interview mit WDR2: "Es ist nicht gesichert, dass aktuelle Mitglieder von Nationalmannschaften betroffen sind. Es geht eher um zurückliegende Fälle."

Der DSV will im Kampf um seinen guten Ruf nunmehr Namen wissen - ansonsten drohen den Doping-Fahndern möglicherweise sogar rechtliche Konsequenzen. "Wir denken über vieles nach und prüfen alles. Jetzt sind die am Zug, die Gerüchte unter welcher Basis auch immer in die Welt setzen", sagte Hörmann. Nachfragen bei der Welt-Antidopingagentur Wada, der Nationalen Antidopingagentur Nada und der Internationalen Biathlon Union IBU sowie den zuständigen Behörden in Österreich hätten keinerlei Hinweise auf deutsche Blutdoping-Täter ergeben, teilte der DSV mit. Auch die betroffenen Bundestrainer Uwe Müssiggang, Frank Ullrich (beide Biathlon) sowie Jochen Behle (Langlauf) erkärten unisono, dass sie sich eine Verwicklung ihrer Sportler nicht vorstellen könnten. Behle: "Ich lege meine Hand für unsere Sportler ins Feuer."

"Ähnlicher Stil wie bei Eufemiano Fuentes"

Laut Seppelt sei es zum gegenwärtigen Stand der Recherchen im Gegensatz zum Radsport - hier wurden Georg Totschnig (Österreich), Michael Rasmussen (Dänemark), Michael Boogerd (Niederlande) und Denis Mentschow (Russland) als Blutbank-Kunden von Wien benannt - nicht möglich, im Wintersport Ross und Reiter zu nennen. "Bei den Wintersportlern sind wir in einem anderen Stadium der Geschichte. Aber schon sehr manifest", sagte Seppelt. Es gebe Hinweise, dass bei Human Plasma Blutdoping im "ähnlichen Stil wie bei Eufemiano Fuentes" in Spanien betrieben worden sei. Bei der Blutbank in Wien, die einst auch Zweigstellen in Ostdeutschland besaß, sollen zwischen 30 und 50 Sportler regelmäßg zum Blutdoping angetreten sein.

Bei den Recherchen im Doping-Milieu sei "Angst ein ständiger Begleiter", so Seppelt: "Die Russen und die Ukrainer-Mafia ziehen im Hintergrund der Blutbank die Fäden. Deshalb müssen wir unsere Informanten schützen." Allerdings haben Seppelts Doping-Vorwürfe ohne konkrete Namen auch innerhalb der ARD für große Verstimmungen gesorgt.

Auch bei solchen Vorwürfen gilt zunächst die Unschuldsvermutung

Sollten sich die Verdächtigungen bestätigen, könnte dem DSV das finanzielle Aus drohen. Im Radsport waren nach einer Serie von Dopingfällen große Sponsoren wie T-Mobile oder Gerolsteiner (ab Ende des Jahres) ausgestiegen, die ARD beendete ihre Berichterstattung von der Tour de France. Auch im erst kurz vor Winterbeginn abgeschlossenen TV-Vertrag des DSV mit den öffentlichen-rechtlichen Sendern über angeblich sieben Millionen Euro jährlich gibt es Klauseln, die im Dopingfall einen sofortigen Ausstieg ermöglichen. "Derzeit sehen wir keine Veranlassung, bei unseren geplanten Wintersport-Übertragungen Änderungen vorzunehmen. Es gibt zwar neue Dopingvorwürfe, die jedoch bisher nicht für einzelne Sportler belegt sind. Auch bei solchen Vorwürfen gilt zunächst die Unschuldsvermutung", sagte ARD-Programmdirektor Günter Struve.

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