Disko "RAI" in Innsbruck:Feiern wie in Moskau

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Russische Fans mögen traditionell gerne Wodka. Aber auch Champagner und Bier wird immer beliebter. Am besten trinkt man alles zusammen im eigens am Spielort Innsbruck aufgebauten Party-Klub.

Jürgen Schmieder, Innsbruck

Wenn ein russischer Oligarch Fußballfan ist, dann macht er bisweilen verrückte Dinge. Seine Lieblingsmannschaft kauft er einfach und holt die besten Spieler der Welt. Er sagt vor einem Champions-League-Halbfinale Dinge wie: "Die Spieler kommen sicher nach Russland - entweder zum Finale nach Moskau oder nach Sibirien." Und wenn ein russischer Oligarch feiern möchte, nachdem er ein Spiel der russischen Nationalelf in Innsbruck angesehen hat, dann bringt er einfach seinen eigenen Klub mit. So einfach ist das.

Die russischen Fans haben Innsbruck zur Party-Zone erklärt. (Foto: Foto: Reuters)

Am Hafen von Innsbruck entstand in einer alten Lagerhalle der Klub RAI, er sieht aus wie sein Vorbild und Namensgeber nahe des Kremls in Moskau. Am Eingang stehen zwei Männer in Anzügen, die auch Wladimir Putins Bodyguards sein könnten. Sie lassen nur vorbei, wer sich 50 Euro für den Eintritt leisten kann und so aussieht, als würde er sich auch eine Flasche Wodka leisten können. Die kostet fast 1000 Euro.

Bier statt Wodka

140.000 Euro hat der Veranstalter Alfred Schmidt in den Umbau der Halle gesteckt. Die Scheinwerfer könnten auch ein Fußballstadion erleuchten, an den Wänden hängen mehr als 10.000 kleine Spiegel, ein Mosaik aus Swarovski-Kristallen zeigt den Kreml. Auf einer Bühne tanzt eine Frau. Sie hat wenig Kleidung an. Am Rand stehen drei Männer, die so aussehen, als würden sie sich eine Wagenladung mit Wodka-Flaschen leisten können. Neben ihnen stehen drei Frauen. Sie haben wenig Kleidung an.

Ein Florist aus Innsbruck liefert jeden Tag 400 frische Rosen, die in der Nähe der 50 Leder-Couchs stehen, die eigens für diese zehn Tage angefertigt wurden. "So etwas hat Innsbruck noch nicht gesehen", sagt Schmidt. Er ist extra nach Moskau geflogen, um auch kein Detail des Originalklubs zu verpassen. "Ich empfinde das als große Ehre", sagt er. Die Gäste würden jedoch weniger Wodka und Kaviar genießen, sondern vielmehr Champagner. "Die jungen Leute trinken auch ein Bier", sagt Schmidt.

Roman Abramowitsch war auch schon hier, am Abend des Spiels gegen Spanien. Das Motto war "Disco Queen", es gibt auch Nächte unter dem Schlagwort "Sex only Party". Um 23 Uhr öffnet der Klub, vor Mitternacht ist kaum etwas los, gefeiert wird bis sieben Uhr morgens. Auch der spanische Nationalspieler Sergio Ramos soll schon gesehen worden sein, was sein Trainer Luis Aragonés lakonisch kommentierte: "Mit ein bisschen Glück hätten sie mich dort auch erwischt. Das nächste Mal gehe ich mit Ramos mit."

Aragonés muss sich beeilen, wenn er seinen Spieler begleiten möchte. Der Klub existiert nur bis Mittwochabend. Dann ist die Vorrunde vorbei, der Klub schließt wieder. Die russische Nationalmannschaft ist dann entweder ausgeschieden oder spielt in Basel weiter. Ob das RAI mitsamt der Lagerhalle dann einfach in die Schweiz transportiert wird, war nicht herauszufinden. Den russischen Oligarchen wäre das durchaus zuzutrauen.

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