Die Stuttgarter Marco Streller und Benjamin Lauth treffen:Odysseus ist gelandet

Was sich wie der Inhalt eines kitschigen Groschenromans liest, erleben die Stürmer Benjamin Lauth und Marco Streller beim VfB Stuttgart.

Oliver Albrecht

Die Szenereie mutet traumhaft an. Verschreckte Stürmerseelen, deren Sensibilität nach traumatisierenden Fehlschüssen Zuwendung und Geborgenheit förmlich herbei lechzen, finden Zuflucht auf dem Weg zur deutschen Meisterschaft.

Beim 3:1 gegen Alemannia Aachen verschaffte sich Lauth endlich sein erstes persönliches Highlight der Saison, als er zum ersten Mal den gegnerischen Kasten traf. Vergessen war da für Sekunden, was sich wie die Odyssee eines dem Niemandsland verglühter Fußballstars zudriftenden Talents las.

Abstieg mit dem TSV 1860 München, die Flucht zum Hamburger SV, die rote Karte im Champions League-Match bei ZSKA Moskau vor gut einem halben Jahr. Alles schien den Stürmer mit Macht in der Versenkung schwinden zu lassen - bis in Stuttgart Mario Gomez' Platz im Sturm frei wurde und Lauth zuschlagen durfte.

Auch Marco Streller findet im Sturm des Tabellendritten ungeahnte Reha-Möglichkeiten. Für gewöhnlich strahlt der Schweizer Nationalspieler nur dann geballte Torgefährlichkeit aus, wenn er das Trikot der Eidgenossen trägt. In Stuttgart hingegen preist man Streller oft als Unruheherd in gegnerischen Strafräumen, dem im entscheidenden Moment die Nerven versagen.

Gegen Aachen war alles anders. Die verhinderten Goalgetter trafen, Tabellenführer Schalke patzte in München, der VfB hat wieder Tuchfühlung zur Spitze, die Champions League ist aus eigener Kraft erreichbar.

Welch eine Idylle! Ach, wenn doch jeder Teilzeitjob so viel Spaß machen würde. Zumindest bis Mario Gomez wieder fit ist.

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