Die neuen Bundesliga-Trikots:Diabolisch männlich

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Modedesign-Studenten prüfen die Trikots der Bundesliga-Klubs. Sie sehen eine "brave Marinegruppe" sowie eine "Zigarettenschachtel aus den achtziger Jahren".

Eine Glosse von Christian Zaschke

Schon wieder kommt Hertha BSC so schlecht weg, allmählich kann man wirklich Mitleid bekommen. Wann gab es eigentlich die letzte gute Nachricht von der Hertha? Immer ist irgendwas, seltsame Mannschaft, riesige Schulden, fiese Fans, Umbruch klappt nicht, und jetzt auch noch das: Die Trikots der Hertha taugen nichts. Das ist vielleicht die schlechteste Nachricht von allen, denn man kann viel Schlimmes in Würde ertragen, wenn man dabei wenigstens gut aussieht. Die Herthaner aber sehen aus ,,wie eine brave Marinegruppe in Ausgehuniform. Das flößt niemandem Respekt ein''. So schonungslos offen und vor allen Dingen undiplomatisch sprechen natürlich nur Studenten, in diesem Fall die Studenten, die sich an der Mediadesign Hochschule für Modedesign interessieren. Der Studiengang bietet sicherlich glänzende Zukunftsaussichten, aber bei der Hertha, liebe Studenten, da bekommt ihr keinen Job mehr. Und beim FC Bayern erst recht nicht.

Berliner zur See? Die Herthaner sehen aus "wie eine brave Marinegruppe in Ausgehuniform". Sagen Design-Studenten. (Foto: Foto: dpa)

Die Münchner wurden von den Studenten auf den letzten Platz der Rangliste der schönsten Trikots gesetzt, Begründung: ,,Die breiten Streifen sind eine optische Beleidigung. Die Spieler sehen damit aus wie eine Zigarettenschachtel aus den achtziger Jahren.'' Das haben die Studenten recht hübsch formuliert, dabei allerdings übersehen, dass Zigarettenschachteln in den Achtzigern eigentlich ziemlich gut aussahen. Kann passieren, dafür sind sie ja noch Studenten, da kann einem schon mal der eine oder andere kleine Irrtum unterlaufen.

Wie zum Beispiel dieser: Auf Platz eins der Rangliste steht Bayer Leverkusen. Hierzu ist anzumerken, dass Bayer Leverkusen grundsätzlich nie auf Platz eins irgendeiner Rangliste steht, sondern maximal auf Platz zwei (vgl. u.a. das Jahr 2002, in dem Leverkusen Champions League, Pokal und Meisterschaft als zweitbeste Mannschaft beendete). Die Studenten fanden jedoch die rotschwarzen Trikots wegen des Polo-Kragens sehr schön und wegen der schwarzen Streifen an den Schultern: ,,Das ist szenig und wirkt diabolisch männlich.'' Auf Platz zwei stehen übrigens die Trikots des Hamburger SV, die ,,sportlich erfrischend und zugleich männlich sommerlich'' wirken. Das sagt auch etwas über die beiden Städte. Leverkusen: diabolisch männlich. Hamburg: männlich sommerlich.

Zum schönsten Hemd der vergangenen Jahrzehnte kürten die Studenten das Trikot der Nationalmannschaft von der EM 1996. Damals gewann das Team den letzten großen Titel, und die Wahl der Studenten zeigt, dass Erfolg offenbar tatsächlich sexy macht. Eher am Rande sei erwähnt, dass damals selbstverständlich kein Herthaner im Kader stand.

© SZ vom 7.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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