DHB-Team schlägt Dänemark:Und täglich grüßt Katar

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Hartes Duell in Köln: Deutschlands Jannik Kohlbacher setzt sich gegen Klaus Thomsen (r.) durch. (Foto: Marius Becker/dpa)

Deutschlands Handballer gewinnen 33:26 gegen Dänemark, Trainer Dagur Sigurdsson freut sich trotzdem nicht. Er erinnert an die bittere Pleite gegen Katar im März - und warnt eindringlich vor einer Wiederholung.

Von Ulrich Hartmann, Köln

Der 13. März hat sich ins Bewusstsein der deutschen Handballer eingebrannt. An jenem Sonntag haben sie als Europameister in Berlin gegen Katar verloren. Als Europameister. Eine Blamage. Der Bundestrainer Dagur Sigurdsson wird dieses 24:26 so schnell nicht vergessen. "Dieses Spiel war eine Katastrophe, so etwas darf nicht passieren", sagte der Isländer sogar noch am Samstag, als seine Handballer in Köln doch gerade mit 33:26 (17:15) gegen Dänemark gewonnen hatten. Ein haushoher Sieg. Gegen Dänemark. Und trotzdem sprach Sigurdsson schon wieder von der Schmach neulich gegen Katar. Sie nagt an ihm. "Dieser Sieg gegen Dänemark heute ist keine Wiedergutmachung", sagte er, "aber es war trotzdem eine sehr gute Leistung."

13 122 Zuschauer waren am Samstagnachmittag in die Kölner Arena gekommen zu jenem Spiel, das eigentlich schon am Freitagabend hätte stattfinden sollen. Am Freitagabend aber haben in der Arena vor 18 068 Zuschauern die Kölner Haie ihr Eishockey-Halbfinalspiel gegen München mit 5:1 gewonnen. Das Handball-Länderspiel wurde auf Samstag verschoben, und wenn Bob Hanning als Vizepräsident des Deutschen Handball-Bunds deswegen auch gewettert hatte ("So kann man mit dem deutschen Handball nicht umgehen."), so ließen sich die Spieler nichts anmerken. Sie waren nicht beleidigt, sondern sehr konzentriert, das hatten sie ihrem Trainer offenbar hoch und heilig versprochen, damit sich der 13. März nicht wiederholt: "Wir haben verstanden, was Dagur uns sagen wollte", verkündete Torwart Andreas Wolff hinterher gewissermaßen als Sprecher der Büßergemeinschaft.

Wolff hatte in der ersten Halbzeit 15 Gegentreffer kassiert, Silvio Heinevetter in der zweiten Halbzeit nur elf. Aber diese Differenz lag auch daran, dass die Dänen nach einer halbwegs soliden ersten Hälfte in der zweiten stark einbrachen. 7:4 hatten sie nach neun Minuten geführt, da saß Wolff wie ein kleiner Junge mit ausgestreckten Beinen auf dem Hosenboden vor seinem Tor und hob hilflos beide Arme in die Höhe. Doch bei 7:6 lagen die Dänen letztmals in diesem Spiel in Führung. Stattdessen wuchs der Vorsprung der Deutschen, die von einem munteren Publikum angetrieben wurden. Von Zuschauern, die von der Arena wegen der Verschiebung des Spiels jeweils ein Freigetränk erhielten.

Sigurdsson probt neues System - "eine Art jugoslawisches 3-2-1"

Der Sieg war in der zweiten Halbzeit zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Die Dänen wirkten wenig motiviert. "Die Abwehr war nicht aggressiv genug, und in der zweiten Halbzeit haben wir den Faden verloren", sagte der dänische Trainer Gudmundur Gudmundsson. "Das Spiel war für uns eher eine Trainingseinheit - aber eine, die uns wichtige Erkenntnisse gebracht hat." Den Sieg gegen allenfalls trainierende Dänen wollten die deutschen Spieler aber trotzdem nicht abtun. "Wir waren sehr konzentriert", sagte Patrick Groetzki. "Wir haben einen tollen Kampf geliefert", sagte Andreas Wolff. "Wir haben hoffentlich aus der Erfahrung gegen Katar gelernt", sagte Uwe Gensheimer. Man merkt anhand dieser Aussagen sehr gut, welche Themen Sigurdsson in der vergangenen Lehrgangswoche angesprochen hat. "Ich bin sehr zufrieden", sagte dann auch der Bundestrainer.

Gefragt, wie er seine Spieler nun auf das zweite Länderspiel des Wochenendes am Sonntag in Gummersbach vorbereite und wie er vor allem verhindern wolle, dass sich wie Mitte März der Schlendrian im zweiten von zwei eng getakteten Spielen einschleiche, zuckte Sigurdsson die Schultern. "Ich weiß es nicht", sagte er entwaffnend ehrlich, "ich hoffe, die Jungs brauchen deswegen keine Warnung mehr, sondern haben aus dem Katar-Spiel gelernt."

Bemerkbar gemacht hatte sich am Samstag in Köln freilich auch, dass in Steffen Fäth, Martin Strobel, Jannik Kohlbacher und Hendrik Pekeler vier Europameister ins Team zurückgekehrt sind. Fäth war mit fünf Treffern drittbester Torschütze hinter Gensheimer (8) und Julius Kühn (6). Der Kreisläufer Pekeler war als Spitze in einer offensiven Abwehr ein wichtiger Mann in der Torverhinderung. Sigurdsson nannte seine eigentlich als 5-1-Deckung erkennbare Abwehr ein "neues System, eine Art jugoslawisches 3-2-1" und war damit sehr zufrieden. "Die Abwehr war gut, die Torhüter eigentlich auch, der Angriff war sehr gut", sagte Sigurdsson und klang nicht so, als sollte er seinen Spielern am Abend noch anderweitige Vorwürfe machen wollen. Der 13. März hatte für diesen Tag seinen Zweck erfüllt.

"Die Mannschaft braucht auch Niederlagen und Enttäuschungen auf ihrem Weg in die Weltspitze", sagt Vizepräsident Hanning. Aber so oft es geht, wollen sie auf diese wichtige Erfahrung dann eben doch lieber verzichten.

© SZ vom 03.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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