DFB:Zwanziger denkt an Rücktritt

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Der "Demagogen-Streit" um DFB-Chef Theo Zwanziger könnte Konsequenzen haben: Für den Fall einer Niederlage vor Gericht erwägt Zwanziger seinen Rücktritt.

Theo Zwanziger erwägt im Fall einer juristischen Niederlage im Rechtsstreit gegen den freien Journalisten Jens Weinreich einen Rücktritt als Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). "Wenn das verfassungsrechtlich zulässig ist, werde ich sehr ernsthaft erwägen, ob ich dieses Amt weiterführe", erklärte der 63-Jährige am Montag am Rande einer Pressekonferenz des DFB in Frankfurt/Main.

Theo Zwanziger erwägt für den Fall einer juristischen Niederlage seinen Rücktritt. (Foto: Foto: Getty)

Der DFB hatte Ende November angekündigt, Klage gegen Weinreich einreichen zu wollen, der Zwanziger im Juli dieses Jahres in einem Kommentar zu einem Eintrag im Internet-Blog "Direkter Freistoss" als "unglaublichen Demagogen" bezeichnet hatte. In diesem Blog-Eintrag und der folgenden Diskussion ging es um die zentrale Vermarktung von TV-Rechten. "Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen. Es wird ein Urteil geben. Ich werde meine persönliche Ehre nicht auf dem Altar des Amtes opfern", sagte Zwanziger, der klar machte, dass er nicht bereit ist, in dem Rechtsstreit nur einen Schritt zurückzuweichen.

Seit dem Eintrag in dem Blog schwelt eine juristische Auseinandersetzung zwischen DFB-Chef Zwanziger und Weinreich, der auch für die Süddeutsche Zeitung schreibt, die bisher zu Gunsten des Journalisten ausging. Im August forderte Zwanziger Weinreich auf, den Begriff zurückzunehmen und eine einstweilige Verfügung zu unterzeichnen - Weinreich unterzeichnete nicht. Im September und im Oktober versuchte Zwanziger erfolglos, vor dem Landgericht und dem Kammergericht Berlin das Unterlassungsbegehren durchzusetzen. Die Gerichte sahen die Aussage als "zulässige Meinungsäußerung" an.

"Ich kann die Aussage Zwanzigers nicht nachvollziehen", sagte der 43-jährige Journalist aus Wandlitz der Deutschen Presse-Agentur dpa nach der heftigen Reaktion des DFB-Präsidenten. "Am juristischen Sachverhalt ändert das nichts." Zwanziger trifft sich am Dienstag in Frankfurt/Main mit dem DFB-Anwalt Christian Schertz, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Nach Angaben von DFB-Sprecher Harald Stenger ist noch keine Entscheidung über den Gerichtsstand gefallen. Zwanziger ist seit September 2006 alleiniger DFB-Präsident.

Insgesamt zog DFB-Präsident Theo Zwanziger bei der Bilanz-Pressekonferenz ein zufriedenstellendes Fazit für den Deutschen Fußball-Bund DFB. Für den DFB sei das zu Ende gehende Jahr überaus erfolgreich gewesen, erklärte Zwanziger. Er würdigte vor allem das Abschneiden der deutschen Männer-Nationalmannschaft. Mit dem Gewinn der Vize-Europameisterschaft sei man das einzige Team, das sowohl bei der WM 2006 als auch bei der EM 2008 in der Runde der letzten Vier stand. "Wir sind durch vielfältige Projekte und Aktionen unserer gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht geworden, zum Beispiel durch den Bau von 1000 Mini-Spielfeldern in Deutschland oder wichtige Akzente zum Thema Integration", erklärte Zwanziger und verwies zudem darauf, dass die Mitgliederzahl des DFB erstmals die 6,5-Millionen-Marke überschritten habe.

Dafür hatte Weinreich mit einem gerichtlichen Vorgehen mehr Erfolg. Er erwirkte beim Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen den DFB, der am 14. November eine Pressemitteilung zu diesem Konflikt herausgegeben hatte. Weinreich kritisierte diese Pressemitteilung als wahrheitsbeugend und irreführend - und das Landgericht Berlin gab ihm Recht.

Dem DFB ist jetzt bei Androhung "eines festzusetzenden Ordnungsgeldes bis zu 250.000 Euro" untersagt zu verbreiten, Weinreich habe Zwanziger "ohne Anlass als unglaubwürdigen Demagogen" bezeichnet und er habe (hier) die "Grenzen der Meinungsfreiheit eindeutig überschritten". Außerdem habe es der DFB zu vermeiden, den Eindruck zu erwecken, Weinreich habe "zur Vermeidung einer von (...) Zwanziger angekündigten Klage auf Widerruf und Unterlassung über seinen Anwalt eine entschuldigende Erklärung abgeben lassen".

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