DFB-Sportdirektor:Wer verliert?

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Klinsmann und Bierhoff votieren für den Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters. Für den derzeit arbeitslosen Bundesliga-Trainer Matthias Sammer sieht es eher schlecht aus.

Philipp Selldorf

In der Leitung knarzt und rauscht es, doch die Schwermut, die auf den Worten von Oliver Bierhoff liegt, vermittelt sich auch über den Indischen Ozean hinweg. Am Donnerstag vergangener Woche ist der DFB-Teammanager zum Urlaub auf die Malediven gereist, er freute sich auf 14 Tage Kräftesammeln vor der finalen WM-Vorbereitung, aber zur Ruhe gekommen ist er nicht.

Zwei Männer, ein Ziel: Peters (rechts) und Sammer. (Foto: Foto: AP)

Stattdessen erforschte er jeden Tag im Internet die Lage und telefonierte mit den Beteiligten in Frankfurt und Kalifornien. Nun prüft er, die Ferien zu unterbrechen: "Ich habe das Ganze eingefädelt und begleitet, und wenn das jetzt entschieden wird, sollte ich nicht im Urlaub sein."

Bierhoff: "Peters ist der richtige Mann"

Dabei sind die Positionen vor der Sondersitzung des DFB-Präsidiums am Mittwoch eigentlich klar. Wenn die 13 Mitglieder des Gremiums - Franz Beckenbauer kann nicht teilnehmen - diskutieren, ob sie dem ehemaligen Nationalspieler Matthias Sammer oder dem HockeyBundestrainer Bernhard Peters den Posten des DFB-Sportdirektors anvertrauen oder womöglich beide Kandidaten engagieren, dann kennen sie das Votum von Bierhoff und Bundestrainer Jürgen Klinsmann.

"Ich habe mit Matthias die Gespräche geführt", sagt Bierhoff: "Er ist ein hervorragender Trainer, eine ehrgeizige und seriöse Persönlichkeit, aber nach Abwägung aller Aspekte ist nach unserer Ansicht eben Peters der richtige Mann. Darüber sind Jürgen und ich uns einig."

Eine ähnlich unmissverständliche Ansicht ließ Klinsmann durch die Nachrichtenagenturen verbreiten: "Unser Konzept sieht einen sportlichen Leitungsstab mit Bundes- und Co-Trainer, U21-Trainer, Chefausbilder und Nationalmannschafts-Manager plus Bernhard Peters vor. Er hat hohe Führungs- sowie Management-Qualitäten, soll Dinge entwickeln, die von uns vorgegeben werden. Er soll konzeptionell arbeiten, deshalb ist es überhaupt kein Problem, wenn er nicht aus dem Fußball kommt."

Da sich im DFB, mindestens aber beim Präsidenten Theo Zwanziger, inzwischen eine andere Meinung durchgesetzt zu haben scheint - nämlich die Präferenz für eine Doppellösung mit beiden Kandidaten -, kamen in den vergangenen Tagen auch Spekulationen darüber auf, dass Klinsmann die Situation als Affront auffassen und scharf reagieren könnte.

Man kennt ja Klinsmanns resolutes Naturell. Doch da schafft der Bundestrainer Beruhigung. Selbst wenn das Präsidium eine Lösung treffen sollte, die dem von ihm und Bierhoff entwickelten Modell widerspräche, wird er sich nicht von seiner Aufgabe abwenden: "Für mich hat die Entscheidung keine Konsequenzen. Es ist ein Thema, was uns am Herzen liegt. Wir sind schon einmal durch Wochen der Unruhe gegangen mit dem Kandidaten Berti Vogts. Wir werden akzeptieren, was das Präsidium entscheidet. Es wäre nur schade, wenn man Peters keine faire Chance geben würde. Vorgesehen war, dass das Präsidium in aller Ruhe entscheidet. Jetzt hat die Sache eine Eigendynamik angenommen."

Von der Entwicklung der Personalfrage ist einiges nach Außen gedrungen. Uli Hoeneß, der Manager des FC Bayern, hat nach eigenen Angaben schon vor sechs Wochen von dem extravaganten Vorschlag Peters erfahren. Er befürwortet diese Lösung und ist gegen eine Doppelstrategie. "Sammer hat ja lange keine Lust gehabt. Erst als das Thema Peters ruchbar wurde, war er plötzlich interessiert."

Tatsächlich hatte Sammer die erste Anfrage bereits abgelehnt und sich erst im Winter wieder dafür interessiert. Da kam er jedoch zu spät. Klinsmann und Bierhoff planten bereits mit Peters. Erst die Wirren der vergangenen Woche brachten ihn wieder beim DFB ins Gespräch.

Hoeneß hielte Sammer aber schon deshalb für fehl am Platze, weil er zu viel öffentliche Geltung besitzt. "Ich habe nichts gegen Sammer, aber die Begründung für ihn ist falsch. Meinen Sie, dass Felix Magath bei uns als Scout den Jupp Heynckes akzeptieren würde?"

Vor einer Variante mit Sammer und Peters hat auch Bierhoff Bedenken. "Ich weiß nicht, ob Peters das machen würde. Allein wegen der Hierarchie, weil ja klar wäre, dass Sammer obensteht. Und fraglich ist auch, ob es gut ist, dass es dann einen gibt, der immer Bundestrainer werden kann, und - ob er will oder nicht - ins Gespräch gebracht wird."

Als eventuelle Übergangslösung im Bundestraineramt hält er auch Co-Trainer Löw oder U21-Trainer Eilts für geeignet. Bierhoff betont, "dass es sich nicht um eine Entscheidung gegen Sammer, sondern für Peters handelt." Doch vor der Konfrontation gibt es nun kein Entrinnen mehr, wie er weiß: "Jetzt besteht die Situation, die man nicht wollte. Und es heißt wieder: Klinsmann gegen DFB. Wer gewinnt, wer verliert?"

© SZ vom 07.02.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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