DFB-Frauen:Anders, aber effektiv

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Deutschlands Fußballerinnen feiern beim 4:0 in der WM-Qualifikation gegen die Schweiz einen gelungenen Jahresabschluss.

Kathrin Steinbichler

Es kommt nicht oft vor, dass Verlierer gute Laune haben. Doch die meisten Gegner der deutschen Frauenfußball-Nationalmannschaft haben eben angesichts der Übermacht des Favoriten nichts zu verlieren, schließlich ist die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid nicht nur aktueller Welt- und Europameister, sondern auch die Nummer eins der Weltrangliste.

Britta Carlson (Deutschland, l.) spielt an der Schweizer Torfrau Marisa Brunner den Ball zum 2:0 vorbei. (Foto: Foto: dpa)

Und so verließ die Schweizer Auswahl, letzter WM-Qualifikationsgegner des Jahres, trotz des 0:4 (0:3) das Ulmer Donaustadion fast ein bisschen stolz. Als das Stadion schon leer war und nur noch ein paar Berichterstatter und Spielerinnen im Bauch des Donaustadions standen, kam als letzte die Schweizer Verteidigerin Franziska Schärer lächelnd aus dem Kabinengang. Hinten auf ihrer Trainingsjacke klebte leicht schräg das große rotweiße Türschild von der Schweizer Kabine über dem Rücken. Die Aussage war klar: Die Schweiz hat sich bemerkbar gemacht an diesem Abend, trotz der deutlichen Niederlage.

Deutschland wiederum ist souverän genug, positive Entwicklungen anzuerkennen. "Ich muss der Schweiz ein Kompliment machen", meinte Bundestrainerin Silvia Neid, "sie standen gut und haben uns das Leben schwer gemacht." Doch "die Welten sind schon noch sehr auseinander", stellte die Schweizer Nationaltrainerin Béatrice von Siebenthal klar, "wir haben heute das gespielt, was wir können - mehr können wir nicht".

Wer dieses WM-Qualifikationsspiel zwischen Deutschland und der Schweiz am Samstag also gewinnen würde, ist schon vor dem Anpfiff klar gewesen. Interessant war für die jeweiligen Nationaltrainerinnen und die 15637 Zuschauer allein die Art und Weise, wie sich die Mannschaften präsentieren würden. Und das konnte sich sehen lassen. Deutlich siegte Deutschland nach schönen Toren von Steffi Jones (10.), Britta Carlson (20./62.) und Petra Wimbersky (36.) über die chancenlose, aber engagierte und taktisch disziplinierte Schweiz. Nur einmal erschreckten die Eidgenossinnen die DFB-Formation um Spielführerin Birgit Prinz - als sich Lara Dickenmann von der Ohio State University aus knapp 25 Metern ein Herz fasste und ihr Schuss an die Querlatte prallte (73.). Vor allem in der ersten Halbzeit überzeugten die Deutschen mit schnellem Direktspiel. In der zweiten Hälfte hatte sich die Schweiz besser auf das Spiel der DFB-Auswahl eingestellt, dazu rettete Torfrau Marisa Brunner einige Male, etwa gegen Birgit Prinz oder Renate Lingor.

Mit dem ungefährdeten Sieg hat Deutschland vor dem bisherigen Ersten Russland die Führung in seiner Qualifikationsgruppe für die WM 2007 in China übernommen. "Wir wollten ungeschlagen bleiben", sagte Bundestrainerin Neid zufrieden, "jetzt können wir als Tabellenführer beruhigt in die Winterpause gehen." Die Jahresbilanz der deutschen Fußballerinnen endet damit beeindruckend: 17 ihrer 19 Spiele haben sie gewonnen, darunter auch das Endspiel um die Verteidigung des Europameister-Titels in England. "Das war ein tolles Jahr für die DFB-Frauen", sagte der Geschäftsführende Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, Theo Zwanziger. Der DFB-Chef hielt an seiner Linie fest und verfolgte auch diesmal lieber das WM-Qualifikationsspiel der Frauen, als den Test der deutschen Männer in Paris gegen Frankreich zu besuchen.

Die Saison des Übergangs von der langjährigen Erfolgstrainerin Tina Theune-Meyer auf die neue Bundestrainerin Silvia Neid fand damit einen gelungenen Abschluss. "Silvia ist als Trainerin natürlich anders, aber genauso effektiv", kommentierte Torschützin Britta Carlson vom 1.FFC Potsdam, die im zentralen Mittelfeld neben Renate Lingor (1. FFC Frankfurt) eine überzeugende Partie ablieferte. "Ich war positiv überrascht, wie souverän Silvia die Sache angegangen ist", sagte Abwehrspielerin Steffi Jones vom 1. FFC Frankfurt, der in ihrem 100. Länderspiel mit einem sehenswerten Kopfball nach einem Freistoß von Lingor die frühe Führung gelungen war.

Neid, 41, hatte erst nach dem EM-Sieg im Juni das Traineramt von Theune-Meyer übernommen. Seitdem baut sie bei jedem Länderspiel mehrere junge Spielerinnen in den Kader ein, um auf den bevorstehenden Generationswechsel nach der WM 2007 vorbereitet zu sein. "Wir haben eine sehr gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielerinnen", sagte Steffi Jones, "viele Talente drängen nach, das wird richtig schön in den nächsten Jahren." Zumindest die europäische Konkurrenz wird sich demnach weiter gedulden müssen.

© SZ vom 14.11.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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