Deutschland schlägt Österreich 4:2:Freiheit in der Oberpfalz

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Die Bundestrainerin der deutschen Fußballfrauen, Steffi Jones, jubelt über ihre gelungene Heimpremiere in Regensburg. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Beim ersten Heimspiel der neuen Bundestrainerin Steffi Jones gelingt den deutschen Frauen ein deutlicher Sieg. In Regensburg beeindruckte das Debüt der Neuen vor allem durch Spielfreude.

Von Maximilian Ferstl, Regensburg

Als sich Steffi Jones nach der getanen Arbeit hinter das Mikrofon setzt, lächelt sie. Sie wirkt gelöst und sehr erleichtert. Solch eine Premiere ist ja nicht nur im Theater immer eine etwas heikle Sache. Jones hat gerade ihr erstes Heimspiel als Bundestrainerin hinter sich gebracht, das Debüt ist geglückt: Ihre Mannschaft hat in Regensburg 4:2 gegen Österreich gewonnen. Sie darf also lächeln.

Und weil Dominik Thalhammer, Österreichs Trainer, auf die Pressekonferenz verzichtet, hat die 43-Jährige nach dem Spiel die kleine Bühne vor den Journalisten an diesem Samstagnachmittag für sich. "Ich bin sehr zufrieden", sagt Jones: "So haben wir uns das vorgestellt."

Sie meint damit weniger das Ergebnis, sondern die Art, wie es zustande kam. Nach den Olympischen Spielen hatte Jones ja die langjährige Bundestrainerin Silvia Neid abgelöst. Die Neue kündigte an, sie wolle dem deutschen Spiel ihre eigene Signatur verleihen. Unter Neid hatten die deutschen Fußballfrauen zwar sehr erfolgreich gespielt, die Spielweise galt aber vielen als zu statisch, zu vorhersehbar. Jones möchte, "dass wir nicht mehr so ausrechenbar sind".

Jones tüftelt lange am System - und Österreich macht es ihr dann leicht

In ihren ersten beiden Partien in der EM-Qualifikation hatte sie daher viel am System getüftelt. Beim 4:0 in Russland und beim eher müden 1:0 in Ungarn erwies sich besonders eine 4-4-2-Formation als wirkungsvoll, mit Raute im Mittelfeld. So ließ Jones ihr Team dann auch gegen Österreich spielen, das den deutschen Spielerinnen zudem viele Freiheit in der Oberpfalz gewährte.

Besonders Anja Mittag und Svenja Huth, die als neu formierte Doppelspitze blendend harmonierten, konnten diese nutzen. Die beiden kombinierten sich nach acht Minuten schnell und direkt durch die weit aufgerückte Hintermannschaft, bis Mittag allein vor Torfrau Manuela Zinsberger stand und zum 1:0 einschob.

Wenn die Deutschen den Ball hatten, spielten sie gradlinig nach vorne, meistens mit wenigen Ballkontakten. So auch beim 2:0: Lina Magull schickte Huth auf dem rechten Flügel, die beförderte den Ball zur mitgelaufenen Mittag, die nur noch treffen durfte (41.).

Zwei Einzelleistungen retten Jones' Premiere

Den 9469 Zuschauern gefiel die veränderte deutsche Spielweise, zur Halbzeit waren die Regensburger zufrieden mit der Leistung der deutschen Frauen. Die sich jedoch dann zunehmend schwerer taten. Jones musste schließlich erkennen, dass ihrem Team nach dem Olympiasieg und zahlreichen Rücktritten noch die Stabilität fehlt. Vor allem das Fehlen der ehemaligen Kapitänin Saskia Bartusiak und Annike Krahn, die einst die stabile Innenverteidigung bildeten, machte sich bemerkbar: Erst fühlte sich nach einem Pfostenschuss von Nina Burger niemand für Laura Feiersinger verantwortlich, die zum 2:1 verkürzte (48.). Dann genügte ein einfacher Pass, und Nina Burger eilte alleine auf das deutsche Tor zu, 2:2 in der 53. Minute.

"In der Phase haben wir kurzzeitig den Faden verloren", fand Jones. Und doch fanden die deutschen Frauen am Ende einen Weg, das Spiel zu gewinnen - durch zwei Einzelleistungen: Erst hämmerte Verena Faißt einen Pass, der eigentlich zu steil in den Rücken der Abwehr gespielt wurde, in den Winkel (74.). Fünf Minuten später verwandelte die eingewechselte Lena Petermann einen Strafstoß, nachdem Carina Wenninger Mittelfeldspielerin Alexandra Popp im Strafraum umgerempelt hatte.

Die Premiere ist also geglückt. Und eines durfte man am Premierentag ja nicht vergessen: Während sich bei den Männern Deutschland und Österreich schon einige tragische Duelle lieferten (Stichworte: "Schmach von Cordoba", "Nichtangriffspakt von Gijón"), trafen die Frauenteams an diesem Samstag in Ostbayern zum ersten Mal aufeinander.

Das Ergebnis hier: keine Schmach, keine Schande und bei sechs Toren vor allem kein Nichtangriffspakt: Für Jones, die ihre kleine Bühne bei der Pressekonferenz natürlich auch lächelnd verließ, war es am Ende vor allem ein Spiel, "auf dem wir aufbauen können".

© SZ vom 23.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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