Deutschland Cup :Willkommener Aufbaugegner

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Nationalspieler Patrick Hager (vorne) lauert beim 4:2-Erfolg der deutschen Eishockey-Auswahl vor dem von Michal Dzubina (rechts) gehüteten Tor der Slowakei. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft feiert mit dem 4:2 gegen die Slowakei den ersten Sieg unter Trainer Marco Sturm und spielt so, wie der Coach es sich vorstellt.

Von Christian Bernhard, Augsburg

Die Hälfte des Spiels war noch gar nicht vorbei, da rief Zdeno Ciger seine Akteure schon an die Bank. Ciger kennt sich in der Eishockey-Welt bestens aus, er hat knapp 400 Spiele in der National Hockey League (NHL), der besten Liga der Welt, bestritten. Nun ist er Nationaltrainer seines Heimatlandes Slowakei, und als solcher hatte er einiges anzusprechen in dieser 29. Minute des Deutschland-Cup-Spiels gegen Gastgeber Deutschland. 0:4 lag die Slowakei zurück, es drohte eine herbe Schlappe. Deutschland gewann die Partie am Ende mit 4:2 (2:0, 2:0, 0:2) und kann damit am Sonntag im letzten Spiel des Turniers gegen die USA (16.45 Uhr) an den Nordamerikanern vorbeiziehen. Den Turniersieg hat das Team des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) allerdings nicht mehr selbst in der Hand. Sollte die Schweiz am Sonntag die Slowakei schlagen, kann Deutschland bestenfalls Zweiter werden.

Der erste Sieg für Bundestrainer Marco Sturm, der gleich fünf neue Spieler gebracht hatte - Leo Pföderl, Kai Hospelt und Sebastian Uvira ersetzten das Hamburger Angriffs-Trio Jerome Flaake, David Wolf und Marcel Müller, Benedikt Kohl kam für Bernhard Ebner in den Kader und Mathias Niederberger war statt Felix Brückmann Backup für Goali Dennis Endras - kam auch durch die zwei Gegentore im Schlussdrittel nicht in Gefahr. Deutschlands überragende Reihe war jene um Nationalmannschaftsdebütant Brooks Macek, Philip Gogulla und Felix Schütz, die an allen vier Toren beteiligt war. Macek, der zum besten Spieler der Partie gewählt wurde, und Gogulla sammelten je drei Scorerpunkte. "Macek macht sich gut und hilft uns", erklärte Yasin Ehliz, der das 2:0 erzielt hatte.

Im Duell der beiden Verlierer vom Freitag - die Slowakei hatte sich den USA mit 0:1 geschlagen geben müssen - begann die deutsche Mannschaft, die gegen die Schweiz 2:3 verloren hatte, furios. Schon die erste Minute machte deutlich, in welche Richtung diese Partie gehen würde. Nach nur 19 Sekunden hatte Hospelt die erste Chance, ehe es kurz darauf im slowakischen Kasten klingelte: Macek hatte die Scheibe über die Linie gestochert. Das deutsche Team spielte so, wie es sich Sturm vorstellt: direkt, schnell und zielstrebig. Besonders gut funktionierte das frühe Pressing, wodurch die Slowaken zu Fehlern in deren Drittel gezwungen wurden. Bestes Beispiel: die Möglichkeit von Dominik Kahun, der die Scheibe nach dem Scheibengewinn im gegnerischen Drittel mit der Rückhand an den Pfosten setzte und so nur knapp sein erstes Länderspieltor verpasste (10.).

Endras im Tor hatte kaum was zu tun

Im zweiten Überzahlspiel machte es die Mannschaft besser: Stephan Daschner zog von der Blauen Linie ab und Ehliz, der sich schon in der Anfangsphase einige Chancen erarbeitet hatte, fälschte sie erfolgreich ab (15.). Kurz vor Drittelende zeigte sich das deutsche Team sogar in Unterzahl torgefährlich, Ehliz spielte eine Zwei-gegen-Eins-Situation aber zu unsauber zu Ende (17.). Und die Slowaken? Sorgten nur in Überzahl für etwas Gefahr, ansonsten hatte Dennis Endras in seinem 85. Länderspiel ein ruhiges erstes Drittel. "Wir sind heute läuferisch ziemlich gut drauf", sagte Ehliz nach dem Auftaktdrittel und verwies auf das "geradlinige und einfache" Eishockey, dass Bundestrainer Sturm gefordert hatte.

Anders als gegen die Schweiz am Freitag legte Sturms Team im Mitteldrittel aber nach. Patrick Hager scheiterte in Minute 23 noch aus kürzester Distanz, doch nur zwei Minuten später lag die Scheibe zum dritten Mal im Tor. Ein Slowake fälschte einen Schuss von Verteidiger Benedikt Kohl in den eigenen Kasten ab. Von einem Aufbäumen des Gegners war auch danach nichts zu sehen, im Gegenteil: Schütz zog relativ unbedrängt vors Tor, schloss ab, Gogulla verwertete den Nachschuss zum 4:0 (29.). Spätestens jetzt war klar, dass diese slowakische Mannschaft, die aufgrund von Unstimmigkeiten zwischen Spielern und Verband auf zahlreiche Spieler verzichten musste, nichts mit jenen slowakischen Mannschaften zu tun hat, die bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen immer wieder für Aufsehen sorgen. Sie machten es dem DEB-Team schlicht zu einfach.

"Wir lassen wenig zu und erarbeiten uns gute Chancen", stellte Kapitän Patrick Reimer nach dem zweiten Drittel fest und gab die Marschroute für den Schlussabschnitt vor: "Es geht darum, dass wir die Null halten." Dieses Vorhaben platzte schon nach 61 Sekunden, Martin Bakos bezwang Endras per Nachschuss (42.). Am souveränen deutschen Sieg änderte das aber genau so wenig wie das späte 2:4 von Martin Reway (58.). Das Lächeln im Gesicht von Marco Sturm beim Ertönen der Schlusssirene verriet: Der Bundestrainer hatte sich diesen Nachmittag so vorgestellt.

© SZ vom 08.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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