Deutsche Fußball-Liga:50+1 bleibt

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Die Klubs stimmen gegen eine Regeländerung, der Videobeweis kommt nun endgültig.

Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Die viel diskutierte 50+1-Regel bleibt im deutschen Profifußball zunächst bestehen. Das entschieden die Klubs der ersten und zweiten Bundesliga bei ihrer Mitgliederversammlung am Donnerstag in Frankfurt. 18 der 36 stimmberechtigten Vereine stimmten bei der Sitzung einem entsprechenden Antrag des Zweitligisten FC St. Pauli zu und vier dagegen. Neun Klub-Vertreter enthielten sich, drei beteiligten sich nicht an der Abstimmung und zwei waren nicht anwesend.

Allerdings dürfte die Diskussion um die Regel damit nicht beendet sein. Der Antrag beinhaltet den Passus, dass bestimmte Modifizierungen zu prüfen seien. Insbesondere das Thema Rechtssicherheit rückt in den Fokus. Seit Einführung der Regel vor 20 Jahren gibt es Stimmen, die sagen, dass das Konstrukt angreifbar sei. Unter anderem geht es um mögliche Verstöße gegen das Kartell- und das Wettbewerbsrecht. DFL-Präsident Reinhard Rauball verwies darauf, dass man in der juristischen Literatur in der jüngeren Vergangenheit verstärkt Hinweise darauf gefunden habe, nach denen einer Beibehaltung der Regel kaum Chancen eingeräumt werde. Zugleich räumte er aber auch ein, dass es durchaus gute Argumente gebe für die Meinung, dass die Regel juristisch haltbar sei.

Die 50+1-Regel besagt, dass im deutschen Fußball Investoren grundsätzlich nicht die Mehrheit an Profi-Mannschaften halten dürfen. Lediglich in Ausnahmefällen wie in Leverkusen (Bayer-Konzern), Wolfsburg (VW-Konzern) oder Hoffenheim (Privatsponsor Dietmar Hopp) ist dies möglich, wenn ein Investor 20 Jahre lang einen Verein "ununterbrochen" und "erheblich" unterstützt habe. In anderen europäischen Ligen gibt es eine solche Regelung nicht.

Neben der allgemeinen Debatte wird insbesondere interessant sein zu sehen, wie sich Hannovers Präsident Martin Kind verhält. Dieser hatte kürzlich einen Antrag auf Ausnahmegenehmigung gestellt, um in Hannover die Mehrheit übernehmen zu können. Die DFL gestattete dies nicht. Kind lässt seinen Antrag seither ruhen.

Präsident Rauball verwies darauf, dass es eine "lebhafte Diskussion" gegeben habe. Das Liga-Präsidium hatte im Kontext von Kinds Antrag eine Grundsatzdiskussion über die 50+1-Regel auf die Tagesordnung gesetzt. Eigentlich sollte am Donnerstag nur das weitere Verfahren der Debatte geregelt werden, stattdessen kam während der Sitzung der Antrag von St. Pauli. "Heute ist erst einmal ein guter Tag, wenn man mit der 50+1-Regel eine positive Zukunft für den deutschen Fußball verbindet. Das kann sein, denn sie hat uns wirklich weit gebracht", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Er fügte aber an: "Wir werden sehen, ob es möglich ist, diese Regel und die damit verbundenen Ziele zu halten. Wenn das juristisch nicht hält, wäre es automatisch ein schlechter Tag." Zudem stimmten die 18 Erstligisten für den dauerhaften Einsatz des Videobeweises. Bislang wurde er in der höchsten Spielklasse offiziell nur getestet. In der zweiten Liga wird der Videobeweis ab kommender Spielzeit "offline" zum Einsatz kommen, das heißt ohne Auswirkungen auf den Spielbetrieb.

© SZ vom 23.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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