Deutsche Fußball-Frauen:Das letzte Ziel der Makellosen

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Die Deutschen sind inzwischen die Gejagten im Welt-Frauenfußball. In China können sie erreichen, was den Männern nie beschieden war: Den WM-Titel zu verteidigen.

Ein Kommentar von Wolfgang Gärner

An selbst gesteckten Zielen mangelte es den deutschen Fußballfrauen nicht bei der WM in China. Jetzt erfüllten sie sich das dritte von vieren; das ist die Finalteilnahme. Zuvor waren schon geschafft die Vorhaben Nummer 1 & 2, die lauteten: Gruppensieg, dann Startberechtigung bei den Olympischen Sommerspielen nächstes Jahr im gleichen Land. Nach dem 3:0 über Norwegen bleibt nur noch eines offen: am Sonntag den Titel zu verteidigen, der 2003 gegen Schweden per Golden Goal 2:1 gewonnen worden war.

Kopfüber ins WM-Finale: Anja Mittag (oben) und Fatmire Bajramaj. (Foto: Foto: AFP)

Damals kassierte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes das letzte Gegentor bei einer WM, seitdem sind sie makellos, was einigermaßen furchteinflößend wirken könnte, aber auch hinwegtäuschen über die Tatsache, dass es der Damenriege um Birgit Prinz lange Zeit nicht leicht gemacht wurde bei ihrem fünften Auftritt im Turnier. Sie wussten, dass dieser Gegner, der ihnen im WM-Finale 1995 eine bittere Niederlage beibrachte, eines der wenigen Teams ist, das auf einer Stufe mit ihnen steht, und dementsprechend dauerte es, bis (auch durch das glückhafte Ereignis eines Eigentores) der Widerstand gebrochen war.

Es habe sich vieles verändert, seitdem sie vor vier Jahren zum ersten Mal Weltmeisterinnen wurden, merkte die neuerlich dominante Birgit Prinz an. Vor allem, dass sie von Jägerinnen zu Gejagten wurden, erläuterte Bundestrainerin Silvia Neid. Die war beim letzten Mal noch Assistentin von Tina Theune-Meyer, nun ist die Frau, welche 1991 das erste Tor für Deutschland bei einer Frauen-WM schoss, die Chefin: Vor allem das hat sich geändert und prima funktioniert, dieser Wechsel konnte offensichtlich reibungslos vollzogen werden.

Andere Umstellungen - ungeachtet des reichen Ertrags, den die chinesische Expedition einbringt - werden nach dem nächstjährigen Olympia in Angriff genommen: Acht der deutschen Halbfinalgewinnerinnen sind 28 Jahre und älter, es besteht Verjüngungsbedarf. Für Silvia Neid, die eben bis 2011 beim DFB verlängerte, wird das eine interessante Aufgabe und keine leichte: Mit dem Durchschnittsalter soll ja nicht auch das Niveau gesenkt werden.

Das ist die Zukunft, das Hier und Jetzt bedeutet, dass den deutschen Frauen bevorsteht, was den Männern noch nie beschieden war: Zum zweiten Mal hintereinander ein WM-Finale zu bestreiten, was ihnen den zweiten Titel hintereinander bringen könnte: das vierte Ziel.

© SZ vom 27.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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