Der Flügelflitzer:Wie auf Droge

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Kurios, aber wahr: Im Billard gibt es einen Dopingfall. Es ist nicht die einzige Randsportart, der das passiert. Andernorts sorgten Kaffee und Brillenträger für Ärger.

Michael König

Eigentlich ist die Lage viel zu ernst, um sich darüber lustig zu machen. Aber es ist schon kurios, dass die Doping-Welle nun ausgerechnet eine Sportart erreicht hat, die man nie und nimmer damit in Verbindung gebracht hätte: Der deutsche Billardsport hat seinen ersten Dopingfall. Der deutsche Einband-Meister Axel Büscher wurde positiv auf die verbotene Substanz Hydrochlorothiazid getestet.

Queue und Spritze: Im Billard wird neuerdings gedopt. (Foto: Foto: Getty)

Das ist Wasser auf die Mühlen derer, die behaupten, die gesamte Sportwelt sei - zumindest im Profi- und Leistungsbereich - ein gehöriger Sündenpfuhl. Nicht mal Sportarten, die nichts mit Ausdauer zu tun haben, scheinen vor Doping sicher zu sein.

Wenn schon im Billard gedopt wird, wo noch? Lohnt es sich, einen kritischen Blick auf die Deutschen Skat-Meisterschaften zu werfen, die Ende Mai im niedersächsischen Braunlage stattfinden? Hat schon mal jemand die Mülleimer von Dart-Profis nach Spritzen durchsucht? Und warum brüllen Curling-Spieler eigentlich so laut, wenn sie den Stein auf den Weg bringen? Riecht das nicht förmlich nach Aufputschmitteln?

Finger im rechten Mundwinkel

Nicht mal das Spiel der Könige ist noch sicher. Weil der Schach-Weltverband Koffein auf die Liste der verbotenen Substanzen setzte, trat Großmeister Artur Jussupow 2002 empört zurück. Er trank mehrere Tassen Kaffee pro Partie und wollte von dieser Angewohnheit nicht lassen. Später lockerte der Weltverband die Regelung wieder, und Jussupow konnte nach Herzenslust schlürfen.

Ernster war die Diskussion um den Bulgaren Wesselin Topalow, der Gerüchten zufolge bei der WM 2005 in San Luis/Argentinien geschummelt hat. Dabei wirkte nicht Topalow selbst, sondern sein Manager Silvio Danailow wie auf Droge: Danailow war bislang nicht als Brillenträger aufgefallen, zog während der Partie seines Schützlings die Sehhilfe aber ständig auf und wieder ab. Dann biss er sich auf den Daumen, wackelte mit einem Finger im rechten Mundwinkel oder kratzte sich drei- bis sechsmal hinter dem Ohr - immer mit Blickkontakt zu Topalow.

Zeit für den Boule-Sport

Von "technischem Doping" war damals die Rede. Danailow soll via Handy Kontakt zu einem Helfer gehabt haben, der die Partie im Internet verfolgte und ein Computerprogramm zu Rate ziehen konnte. Topalow soll die Gesten seines Managers erkannt und gewinnbringend eingesetzt haben.

Der deutsche Billard-Meister Axel Büscher hat von seinem Doping offenbar nicht profitiert. Die Substanz, die er zu sich genommen hat, gilt nicht als leistungssteigernd, ist aber als mögliches Maskierungsmittel für das aus dem Radsport bekannte Epo verboten. Büscher bekam sie von seinem Arzt verschrieben, der ihn angeblich nicht auf die Gefahr aufmerksam gemacht hatte.

Dass er mit Epo gedopt hat, darf bezweifelt werden. Trotzdem muss Büscher seinen Meistertitel abgeben und eine einjährige Sperre absitzen. Vielleicht nutzt er die Zeit, um sich mit dem Boule-Sport vertraut zu machen. Der hat sein Doping-Problem 2007 überwunden, als Alkohol von der Liste der unerlaubten Mittel gestrichen wurde. Der Präsident des Boule-Weltverbands, Romolo Rizzoli, hatte ein schlagendes Argument: "Seien wir doch vernünftig. Man darf nach zwei Gläsern Wein Auto fahren, aber nicht Boule spielen?"

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