Der Flügelflitzer:Das große Loch

Lesezeit: 2 min

Es herrscht lähmende Nichtsportzeit. Der Fußball ruht, die Stars haben frei. Und so stellt sich dem Fan die Frage: Wie kommt man durch dieses Sport-Sommerloch?

Thomas Hummel

Dass Bernd Schuster in seiner alten Heimat Deutschland noch einmal derart ins Schlagzeilen-Licht zurückkehrt, hätte er wohl selbst nicht geglaubt. Geht "der blonde Engel" zu Real Madrid? Oder doch nicht? Wieso wollen ihn eigentlich die Bayern nicht haben? Diese Fragen bewegen das deutsche Sportland. Ein Umstand, der als Ausdruck einer lähmenden Nichtsportzeit zu werten ist.

Sommerloch, Kreis Bad Kreuznach, Rheinland-Pfalz. Findet der Sportbgeisterte hier vielleicht sein Glück? (Foto: Foto: AP)

Nichts gegen den blonden Engel. Ein Augsburger Bub als Chef bei den Königlichen, das wär' doch was. Dennoch ist das nervige Hin und Her in Madrid normalerweise kaum mehr wert als fünf Zeilen in "Kurz gemeldet". Aber was soll man machen in diesen Tagen des Sport-Sommerlochs fast apokalyptischen Ausmaßes?!

Die Fußballer liegen alle am Strand. Keine EM, kein Confed-Cup, ganz zu Schweigen von der Euphorie-WM vor einem Jahr (die man heute auf allen Kanälen noch einmal erleben kann mittels "Das Tor fiel bei der WM am 26. Juni" usw.). Auch sonst ist kein Sommerloch-Stopfer in Sicht. Der Ulle fährt nicht mehr, der Bobbele hechtet nicht mehr, der Schumi fährt nicht mehr im Kreis. Leichtathletik, Schwimmen, Basketball - das alles interessiert nur noch ein Fachpublikum. Es ist traurig.

Ruhetag, Auslosung, Auslosung

Also doch Fußball, Fußball, Fußball. Zuerst reichte es, wenn Uli Hoeneß einmal schief in die Kamera guckte, um bundesweit Sport-Gesprächsthema Nummer eins zu werden. Kommt Miro Klose nun oder nicht? Doch das war noch die gute alte Zeit. Jetzt ist alles noch viel schlimmer.

Zuletzt versuchte die Deutsche Presse-Agentur eine Vorschau auf die wichtigsten Sportnachrichten des Tages zusammenzustellen. Ganz oben natürlich Fußball, der "Gold-Cup" in Nord- und Mittelamerika. Nicht schlecht, vielleicht kicken Stuttgarts Mexikaner. "Heute Ruhetag". Aha. Dafür Meldung zwei mit Gänsehautgarantie: "Handball, 20 Uhr Oslo: Gruppenauslosung für die EM im August." Oje! Aber hier, endlich Champions League! "Volleyball, Gruppenauslosung (mit VfB Friedrichshafen!)." Hmm.

Die verzweifelte Lage führte am Samstagabend zu einem bedenklichen Gedanken. Als ein völlig unbekannter 21-jähriger Schweizer aus dem Publikum des "Aktuellen Sportstudios" sensationell die Weltklasse-Triathleten Normann Stadler und Faris Al-Sultan souverän beim Torwandschießen besiegte, zuckte die Hand kurz Richtung Telefon. Eilmeldung! A star is born! Nun ja, der Gedanke verflog Gott sei Dank so schnell wie er kam.

1011 Euro für die Mannschaftskasse

Immerhin: Am Ende dieser Woche bekommt das Sport-, besser: Fußballland, endlich wieder Stoff. Donnerstag: Die ersten Spieltage der Bundesliga werden bekanntgegeben. Freitag: Auslosung Verlierer-, ähh, Uefa-Cup, und Champions League. Der FC Bayern trainiert wieder. Volles Programm!

Bis dahin überbrücken wir die Zeit mit einer supertollen Fußballmeldung: Der Zweitligist SC Paderborn hat an der Fußball-Sehmeisterschaft teilgenommen. Bei diesem "Titelkampf" wird die Fußballmannschaft mit den besten Augen gesucht. Wissen die Spieler nur, wo das Tor steht, oder sehen sie es im Zweifel auch? Der Sieger erhält 1011 Euro für die Mannschaftskasse, und das Kuratorium Gutes Sehen (KGS) hat alle anderen Klubs aufgefordert, Gleiches zu tun. Dem können wir uns wirklich sehenden Auges nur anschließen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: