Der FCA unterliegt den Lilien :Systemabsturz

Lesezeit: 2 min

Beim 0:2 gegen Aufsteiger Darmstadt zeigt der FCA seine wohl bedenklichste Saisonleistung. Die Überraschungsmannschaft der Vorsaison scheint ihren schlichten Erfolgsstil verloren zu haben.

Von Maik Rosner, Augsburg

Markus Weinzierl machte es kurz. Der Trainer des FC Augsburg formulierte nach der 0:2-Heimniederlage gegen den Aufsteiger Darmstadt 98 knappe Sätze. Heraus kam eine Bestandsaufnahme, die für die Überraschungsmannschaft der Vorsaison ähnlich betrüblich ausfiel wie die Tabellenlage. "Wir sind an den ureigensten Tugenden von Darmstadt gescheitert", sagte der Trainer und stellte für seine Elf, die sich zum wiederholten Male schwer getan hatte, das Spiel zu machen, übergeordnet fest: "Am Ballbesitzfußball scheitern wir."

Eigentlich hatte Weinzierl das Spiel gegen die Lilien zu einem Neustart ausgerufen. Die Saison sollte nach den Enttäuschungen vor der Länderspielpause nun so richtig beginnen. Doch irgendetwas muss gründlich schief gelaufen sein nach dem Drücken der Reset-Taste. Denn die Augsburger zeigten gegen Darmstadt ihren wohl bedenklichsten Saisonauftritt, mit Unkonzentriertheiten in der Defensive und viel zu komplizierten Angriffsversuchen. Das mündete in der verdienten Niederlage durch die Tore von Sandro Wagner (7.) und Peter Niemeyer (29.), jeweils nach Eckbällen. Der zuvor so klare Erfolgsstil ist dem FCA abhanden gekommen.

Betrübliche Momentaufnahme für den FC Augsburg: Die Überraschungsmannschaft der Vorsaison findet sich nun am Bodensatz der Tabelle wieder. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Es scheint, als habe der Europa-League-Teilnehmer im Sommer die schlichte Schönheit seiner einfachen und zielgerichteten Spielzüge vergessen. Oder um im Bild mit der Reset-Taste zu bleiben: Das Augsburger System ist abgestürzt und kann bislang nicht mehr richtig hochgefahren werden. "Eine sehr schwierige Situation", sagte Stefan Reuter nach nur fünf Punkten aus neun Spielen, der momentan Tabellenplatz 16 bedeutet.

Darmstadt spielt abgezockt und selbstbewusst

Die Darmstädter machten sich Augsburgs Verunsicherung zu Nutze, wobei sicherlich hilfreich war, dass gleich die erste Chance im 0:1 mündete. Konstantin Rauschs Eckball köpfelte Wagner ins Tor, Innenverteidiger Jan-Ingwer Callsen-Bracker ließ ihn gewähren. Auch dem 0:2 ging ein von Rausch getretener Eckball voraus, den Luca Caldirola zweimal zunächst nicht im Tor unterbrachte, was Niemeyer dann aber im dritten Versuch nachholte. Weil die Augsburger auch danach trotz viel Ballbesitz nur selten gefährlich wurden, durfte Darmstadts Trainer Dirk Schuster seine Mannschaft nach nun bereits 13 Bundesligapunkten umfassend loben. "Kämpferisch sehr stark, defensiv sehr stabil, wir haben sehr wenig zugelassen", sagte Schuster, weshalb er "sehr froh und sehr glücklich" sei.

Ganz anders ist die Gefühlslage bei der Überraschungsmannschaft der aktuellen Saison: Darmstadt ist auswärts weiter ungeschlagen. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Sehr abgezockt und sehr selbstbewusst, ließ sich noch hinzufügen, war die vielleicht größte Überraschungsmannschaft der Liga zudem aufgetreten. Und sie hatte sich, anders als beim 2:3 gegen Mainz vor der Länderspielpause, nicht daran versucht, den Gegner spielerisch zu bezwingen. Gewissermaßen erinnerten die Lilien die Augsburger nun an deren früheres Erfolgsrezept. Darmstadts Torschütze Wagner, der gegen Mainz in der Nachspielzeit das mögliche 3:3 durch einen verschossenen Elfmeter vergeben hatte, tat dies indirekt auch verbal, als er nach dem Erfolgsgeheimnis des Aufsteigers befragt wurde. "Das ist kein Hexenwerk", versicherte er, "keiner macht es komplizierter, als es ist. Wir versuchen einfachen, ehrlichen Fußball zu spielen. Vielleicht ist das die Lösung." Es klang beinahe wie eine Empfehlung für den FCA.

© SZ vom 18.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: