Champions League:Werders missglückte Rückkehr

Lesezeit: 2 min

Irgendwie verlief der Champions-League-Auftakt für Werder Bremen alles andere als gut: 85 Minuten mussten die Hanseaten in Mailand in Unterzahl bestehen - ein nahezu aussichtsloses Unterfangen.

Der SV Werder Bremen fügte den Niederlagen in der Bundesliga am gestrigen Abend eine in der Champions League eine weitere hinzu. Der deutsche Meister unterlag Inter Mailand 0:2 (0:1) und steckt nun in einer veritablen Krise. Zwar agierten die Bremer engagierter als zuletzt in der heimischen Liga, doch reichte das nicht gegen eine Mailänder Mannschaft, die gar nicht mal besonders gut spielte.

Es mag Bremens Trainer Thomas Schaaf nach den vielen Gegentoren zuletzt umgetrieben haben, wie er gegen den Mailänder Sturm vorgehen sollte. Der Brasilianer Adriano sorgte für beide Tore, ein Stürmer, um den die Mailänder zu beneiden sind, insbesondere wenn man wie die Bremer für viel Geld Miroslav Klose gekauft hat, der überhaupt nicht in Form kommt. Trainer Schaaf ließ Klose deshalb bis zur 80. Minute auf der Bank und setzte auf Nelson Haedo-Valdez als Partner von Ivan Klasnic. In der Abwehr setzte er auf bewährte Kräfte, um den Inter-Sturm zu stoppen, doch bereits nach fünf Minuten waren alle Pläne für die Defensive hinfällig geworden.

Adriano lief mit dem Ball auf das Bremer Tor zu, verfolgt von Valerien Ismael. Der Verteidiger war letzter Mann der Bremer Defensive, er durfte in diesem Moment so ziemlich alles tun, außer Adriano zu foulen. Ismael versuchte, sich in Position zu bringen, er lief hinter Adriano her und berührte ihn am Bein, woraufhin der Brasilianer ins Straucheln geriet und fiel. Es war kein hartes Foul, doch die Berührung reichte, um eine klare Torchance zu vereiteln. Schiedsrichter Lubos Michel entschied folgerichtig: Rote Karte für Ismael, Elfmeter für Mailand. Christian Vieri schoss, Andreas Reinke parierte. Werder blieb im Spiel, aber sah nun 85 Minuten in Unterzahl entgegen.

Die Mannschaft kompensierte das Fehlen von Ismael zunächst sehr gut. Kapitän Frank Baumann rückte in die Innenverteidigung, eine Position, die er früher häufig eingenommen hat. In der Folge rettete Reinke gegen Andy van der Meyde (9.), Adriano wurde einmal in aussichtsreicher Position vom Linienrichter gestoppt, der fälschlich auf Abseits entschied (20.) - von diesen Szenen abgesehen fiel den Mailändern nicht viel ein gegen die nun sehr defensiv agierenden Bremer. Bis sich erneut der bullige Adriano den Ball nahm und zu einem teuflisch schnellen Sprint ansetzte.

Glück im Unglück

Baumann verfolgte ihn, er durfte in diesem Moment so ziemlich alles tun, außer Adriano zu foulen. Baumann setzte eine Grätsche an, er holte Adriano auf der Strafraumlinie von den Beinen, ein klares Foul. Baumann durfte sich zum einen glücklich schätzen, dass Schiedsrichter Michel ihm lediglich die Gelbe Karte zeigte, er durfte es zum anderen als unglücklich ansehen, das Michel den Tatort in den Strafraum verlegte und auf Elfmeter entschied. Diesmal schoss Adriano selbst und traf zum 1:0 (34.). Baumann musste anschließend verletzt den Platz, er humpelte zur Außenlinie, statt seiner betrat der Schweizer Ludovic Magnin den Platz. Es lief nicht gut für den SV Werder Bremen.

Erstaunlicherweise gelang es der Mannschaft dennoch, besser ins Spiel zu kommen. Der an diesem Abend starke Reinke rettete wieder einmal gegen Vieri (60.), dann und wann gelang es den Bremern, bei Entlastungsangriffen die unsichere Mailänder Abwehr unter Druck zu setzen. Angelos Charisteas, der Kopfballspezialist, kam für Klasnic und verpasste nach Eckstoß den Ball nur knapp (65.). Borowski setzte einen schönen Fernschuss nur knapp neben das Tor.

Ganz allmählich bekamen die Bremer in Unterzahl das Spiel aus der kontrollierten Defensive heraus in den Griff, es wirkte, als könnten sie mit ein wenig Glück den Ausgleich erzielen; doch das Glück ist den Bremern derzeit nicht hold. Stattdessen zeigte der Brasilianer Adriano zum Abschluss noch einmal, wie schön das Toreschießen sein kann. Er stoppte den Ball mit der Brust, ließ Fabian Ernst stehen und jagte die Kugel in der 89. Minute aus 16 Metern zur Entscheidung ins Netz.

© Süddeutsche Zeitung vom 15.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: