Champions-League-Qualifikation:Glücklose Premiere

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Es war das wichtigste Spiel in der Vereinsgeschichte der TSG 1899 Hoffenheim: Beim Debüt im Europapokal schlägt sich der Klub von Trainer Nagelsmann beachtlich, unterliegt dem FC Liverpool von Klopp aber 1:2.

Von Benedikt Warmbrunn, Sinsheim

Julian Nagelsmann schüttelte den Kopf, es war, als wollte er nicht wahrhaben, was gerade geschah. Als wollte er nicht glauben, dass das Spiel nun seit 87 Minuten lief, dass seine Mannschaft, nominell der Außenseiter, sich beachtlich geschlagen hatte. Und dass es dennoch 87 Minuten gedauert hatte, bis sie endlich ein Tor erzielte. Kopfschüttelnd setzte sich Nagelsmann auf die Bank.

Soeben hatte Mark Uth für die TSG Hoffenheim getroffen gegen den FC Liverpool, es war ein wichtiges Tor, auch wenn es die Niederlage nicht mehr abwehrte. Doch mit dem 1:2 (0:1) wahrte sich die TSG die Chancen für das Rückspiel in der Qualifikation zur Champions League am kommenden Mittwoch in Nordengland.

Beide Trainer trieben ihre Teams pausenlos nach vorn

Dieses Hinspiel zwischen Hoffenheim und Liverpool war zum einen das wichtigste Spiel in der Vereinsgeschichte der TSG, so hochklassig war der Klub noch nie angetreten. Zum anderen und ganz besonders war es jedoch das Duell der beiden zurzeit vielleicht bedeutendsten deutschen Vereinstrainer, zwischen dem jungen Julian Nagelsmann, 30, und dem jung gebliebenen Jürgen Klopp, 50. Zwei Trainer, die für einen forschen, schnellen Fußball stehen. Es versprach also ein unterhaltsamer Abend zu werden. Es wurde zumindest ein intensiver Abend.

Beide Mannschaften traten alles andere als scheu auf, gerade in der Anfangsphase der Partie attackierten sie sich ständig. An der Seitenlinie standen zwei Trainer, die ihre Teams unaufhörlich nach vorne trieben, das Tempo war sofort hoch, und so standen auch bald zwei Trainer an der Seitenlinie, die ihre Teams immer wieder korrigieren mussten. Jeder falsch gelaufene Schritt, jeder auch nur minimal ungenaue Pass erzeugte in dieser Partie Gefahr. Ihren Höhepunkt erreichte diese temporeiche Anfangsphase in der zwölften Minute.

Nach einem Zweikampf zwischen Liverpools Dejan Lovren und TSG-Angreifer Serge Gnabry gibt es einen nicht unbedingt zwingenden Elfmeter. Andrej Kramaric trat an, es wäre ein früher, wichtiger Schritt in die Gruppenphase. Es folgte ein müder Schuss in die Tormitte, Liverpools Torwart Simon Mignolet parierte ohne Probleme. Drei Minuten später rannte Mohamed Salah von der Mittellinie aus alleine auf Baumann zu, er schoss knapp vorbei. Anschließend organisierten sich die beiden Teams besser, auch, weil sie sich nicht mehr durchgehend im Sprint attackieren. Als Hoffenheim das Spielgeschehen gerade überwiegend in die gegnerische Hälfte verlagert hatte, konterte Liverpool, gestoppt erst durch ein Foul von Ermin Bikcacic, Freistoß. Trent Alexander-Arnold trat ihn ins rechte, untere Eck, die Führung (35.). Vor der Halbzeitpause hatte Wagner noch die große Chance zum Ausgleich; nachdem Mignolet einen Schuss von Kramaric pariert hatte, traf Wagner jedoch nicht ins nahezu leere Tor. Sondern den Außenpfosten (43.).

In der zweiten Halbzeit konzentrierte sich Liverpool zunächst auf das Kontern, dicht gestaffelt lauerten die Gäste auf diesen einen falschen Schritt, diesen einen minimal ungenauen Pass. Und so kamen sie schon früh zu Chancen. Baumann parierte den Versuch des früheren Hoffenheimers Roberto Firmino (47.), er blieb cool gegen Mané (51.). Zwischendurch traf Gnabry zum Ausgleich - allerdings aus einer Abseitsposition heraus, das Tor zählte nicht (49.). Stattdessen traf in der 74. Minute dann James Milner für Liverpool, seine eigentlich harmlose Flanke hatte Havard Nordtveit minimal und doch entscheidend abgefälscht.

Nagelsmann trieb seine Spieler dennoch weiter nach vorne, und er wurde ja auch belohnt, durch das Tor von Uth (87.). In der Nachspielzeit hatte Benjamin Hübner gar die Chance zum Ausgleich, sein Kopfball ging jedoch über das Tor. Dieses Mal klatschte Nagelsmann dennoch zufrieden.

© SZ vom 16.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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