Champions League-Finale auf Schalke:Der wahre Prinz von Monaco

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In der Arena AufSchalke wird für Fernando Morientes ein Fußballmärchen war: Real Madrid jagte ihn davon, Schalke 04 war er zu teuer, doch dann schoss der Stürmer sich und den AS Monaco ins Endspiel der Champions League.

"Er ist ein Spieler, wie man ihn sich als Trainer nur wünschen kann", sagt Jupp Heynkes. Und der Trainer von Schalke 04, dem Gastgeber des heutigen Champions League-Endspiels (20.45 Uhr) muss es schließlich wissen.

Ätsch! Von Real gefeuert, mit Monaco gefeiert: Fernando Morientes. (Foto: Foto:)

Heynckes gewann mit Morientes und Real Madrid 1998 die Königsklasse und wollte den Stürmer im Sommer nach Schalke lotsen, als er bei den "Königlichen" vor Weltmeister Ronaldo flüchtete: Zum Eklat war es beim Champions League-Spiel in Dortmund gekommen, als der damalige Real-Coach Vicente Del Bosque Morientes als Joker bringen wollte und dieser sich angeblich mit den Worten "Spiel doch selbst, Du Hurensohn" geweigert hatte.

"Ich war der Erste, der ihn haben wollte. Monaco hat es realisiert, weil man dort keine Steuern zahlen muss", berichtete der Schalke-Chefcoach. Die Verhandlungen der Schalker mit Morientes scheiterten an unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen. Drei Millionen netto verdient Morientes, Real zahlt davon angeblich 65 Prozent.

Der Liebling des Prinzen Albert

Kurios daher, dass der in Spaniens Nationalteam bei der EM gesetzte Angreifer die Madrilenen im Viertelfinale mit zwei entscheidenden Treffern aus der Champions League kickte. "Die süße Rache von einem der besten Stürmer der Welt", schrieb Marca damals.

Markige Worte des Gefeierten erwartete man aber umsonst: "Das Schicksal hat mich gezwungen, gegen Freunde zu spielen", bekannte er. Dennoch überschlagen sich seitdem auch die prominentesten Fürsprecher der Szene mit Lobeshymnen auf Morientes. "Wir sind sehr erfreut. Er ist Monacos bester Spieler und hat sich toll entwickelt", meinte plötzlich Real-Präsident Florentino Perez.

Und auch der starke Mann in Monaco, Prinz Albert, ist großer Morientes-Fan: "Wenn er könnte, würde er bleiben, das wäre toll." Trainer Didier Deschamps ergänzte: "Er war ein Vorbild für alle. Ohne ihn wären wir nicht ins Endspiel gekommen." Monaco drückt trotz des Siegeszugs in der europäischen Königsklasse aber weiter ein hoher Schuldenberg.

Der Umworbene selbst weiß angeblich schon, was er macht: "Ich bin mit einem Klub kurz vor einer Einigung", verkündete er. Der Verein, den er nicht nennen wollte, soll Medienberichten zufolge der FC Chelsea sein. Auch deren Londoner Stadtrivale FC Arsenal sowie Italiens Rekordmeister Juventus Turin und AS Rom bieten mit im Poker um den 28-Jährigen. Erst entscheidet aber wohl Reals neuer Coach Jose Antonio Camacho, ob er die Nummer 9 zurückholt.

Für Heynckes hat sich der Traum von einer Verpflichtung des Starstürmers erledigt. Dennoch kommt der Coach regelrecht ins Schwärmen, wenn die Rede auf Morientes kommt. "Er war immer mein Lieblingsspieler in Spanien. Er hat Torinstinkt, ein tolles Timing im Kopfball, ist ein intelligenter und sympathischer Junge. Trotz aller Erfolge ist er bescheiden geblieben und hat auch in Monaco nicht den Star rausgekehrt."

Siege wurden bei Real Madrid nicht gefeiert

Dass der sensibele Stürmer bei den Monegassen aufblühte, lag demnach nicht zuletzt am Teamgeist der Kicker aus dem Fürstentum. "Nach unserem 2:1-Sieg in Eindhoven lagen sich die Spieler in den Armen, sangen und feierten in der Kabine", erinnerte er sich: "So etwas kannte ich von Real nicht mehr. Duschen, in den Flieger, abhaken - das war dort die Realität.

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