Caffè Roma:Im Herzen Italiener! Oder?

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Die Südtiroler sind Italiener. Nur vergessen sie das dauernd.

Birgit Schönau

Gerhard Plankensteiner und Oswald Haselrieder. Das sind Namen, bei denen die Reporter des Staatsrundfunks Rai sich fast die Zunge abbrechen, um dann eilfertig Entschuldigungen zu stammeln und mit leichtem Unterton nachzulegen: "Però sono italianissimi." Aber sie sind total italienisch.

Auf Medaillenkurs für Italien. Oder Südtirol? Gerhard Plankensteiner (links) mit Beifahrer Oswald Haselrieder. (Foto: Foto: Reuters)

Merk dir das, Deutsche Presseagentur! Die du über den Rodel-Doppelsitzer geschrieben hast: "Dritte wurden die Südtiroler." Hah!

Ist das jetzt eine Nationalität? Erfahren wir denn auch, welchen Heimatgefilden russische oder kanadische Medaillengewinner entstammen, von den Chinesen ganz zu schweigen?

Der Kamtschatkaner X und der Qinghaianer Y? dpa, noch einmal mit Gefühl: Südtirol liegt in Italien. Und zwar schon eine ganze Weile.

Das Problem ist ja, dass sie das selber andauernd vergessen.

Und deshalb würde so mancher Politiker hier in Rom gerne mal mit dem Plankensteiner Gerhard Schlitten fahren, im metaphorischen Sinne natürlich.

Der Plankensteiner hat nämlich auf die zugegeben schlitzohrige Frage eines italienischen Reporters: "Wenn es Gold gewesen wäre, hättest du dann die Hymne des Mameli gesungen?" geantwortet: "Aber dieses Lied kenne ich doch gar nicht." Und dazu hat der Plankensteiner Gerhard gelacht.

Nun haben Plankensteiner und Haselrieder nur Bronze geholt, aber nicht deshalb ist in Rom der Teufel los.

Nicht deshalb hat der christdemokratische Abgeordnete Riccardo Villari verlangt, wenn Plankensteiner sich nicht entschuldige, solle er gefälligst die Medaille zurückgeben.

Der erschrockene Rodler bat umgehend, aber nicht sehr überzeugend um Pardon: "Ich hatte die Frage nicht richtig verstanden, weil ich nicht so gut Italienisch spreche. Selbstverständlich kenne ich die Hymne des Mameli."

Die italienische Nationalhymne, 1847 kurz vor dem Krieg gegen Österreich von dem Studenten Goffredo Mameli geschrieben.

Der Hannibal-Bezwinger Publius Cornelius Scipio Africanus kommt darin ebenso vor wie die Zeile: "Wir sind seit Jahrhunderten/verspottet und verhöhnt/weil wir kein Volk sind/wir sind geteilt."

Nachzulesen auf der Website des Staatspräsidenten. Carlo Azeglio Ciampi ist die Nationalhymne sehr wichtig, weil es mit der inneren Einheit nicht richtig gut bestellt ist. Er fordert zum Beispiel die Fußball-Nationalspieler bei jeder Gelegenheit auf, kräftig Mameli zu singen.

Das Land wird schon eine ganze Weile von der Separatistenpartei Lega Nord mitregiert. Deren Parteizeitung La Pedania bringt die Wetterdaten der Hauptstadt Rom im Auslandsteil.

Da nützt es wenig, dass der fantasiebegabte Premier Silvio Berlusconi bei Staatsbesuchen immer "Gelato Tricolore" servieren lässt, Eis in den Nationalfarben Rot, Weiß und Grün.

Rechtzeitig vor den Parlamentswahlen im April hat sich nun eine "Lega Sud" gebildet. Spitzenkandidatin ist Prinzessin Kathrin von Hohenstaufen, eine blonde Schönheit, Ur-Ur-Undsoweiter-Enkelin des legendären Kaisers Friedrich II., der in Palermo aufwuchs und nie richtig Deutsch lernte. Prinzessin Kathrin ist natürlich italianissima. Genau wie Forstpolizist Plankensteiner.

Cameriere, ein Stück Pizza Margherita.

© SZ vom 17.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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