BVB siegt souverän mit 3:0:Das richtige Schmerzmittel

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Auch ohne die 25 000 Fans auf der gesperrten Südtribüne und selbst ohne die Effektivität von Mittelstürmer Aubameyang gelingt dem BVB ein ansehnlicher Sieg. Lukasz Piszczek hat einen besonderen Anteil daran.

Von Ulrich Hartmann, Dortmund

Pierre-Emerick Aubameyang tut sich weiter schwer. Bloß ein einziges Tor hat der Gabuner in den jüngsten sieben Pflichtspielen für Borussia Dortmund erzielt. Trotzdem zeigte Aubameyang am Samstag sein typisches Lachen. Ousmane Dembelé und Lukasz Piszczek haben ihn und den BVB nämlich gerettet.

Dass zum 3:0 (1:0)-Sieg gegen den äußerst schwachen VfL Wolfsburg ausgerechnet der Abwehrspieler Piszczek zwei Torvorlagen und einen Treffer beisteuerte, mag überraschen, allerdings ist der 31-jährige Pole mit nun fünf Ligatreffern in dieser Saison zusammen mit Dembelé tatsächlich schon der zweitbeste BVB-Schütze hinter Aubameyang mit seinen 17 Ligatreffern. Beim 1:0 provozierte Piszczek in der 20. Minute mit einer Flanke ein Eigentor durch Wolfsburgs Jeffrey Bruma, das 2:0 in der 48. Minute erzielte er nach einer Vorarbeit von Dembelé selbst und das 3:0 köpfelte Dembelé wiederum nach Flanke von Piszczek in der 59. Minute.

Auch ohne die 25.000 Fans auf der gesperrten Südtribüne und selbst ohne die Effektivität von Mittelstürmer Aubameyang gelang Dortmund ein ansehnlicher, klarer und hochverdienter Sieg. Das war das richtige Schmerzmittel für all jene, die die Partie statt im Stadion auf irgendeinem Bildschirm ansehen mussten.

Tuchel: "Pischu ist in herausragender Form. Ich liebe ihn"

"Wichtig war nach dem 0:1 in Lissabon vor allem, dass wir diesmal unsere Chancen genutzt haben", sagte Piszczek selbstlos. Umso lieber hielt sein Trainer Thomas Tuchel hernach eine liebevolle Eloge auf den Polen. "Pischu ist zurzeit in herausragender Form, er war auch in Lissabon schon außergewöhnlich stark - ich liebe ihn als Persönlichkeit und als Mensch, es gibt keinen Tag, an dem er nicht lächelt; er verkörpert alles, wofür der BVB steht und stehen soll."

Mario Götze war einst auch jemand, der den BVB nahezu perfekt verkörperte. Das ist lange her. Im vierten Pflichtspiel nacheinander gehörte er am Samstag nicht zum Kader. Der Verein hatte kurz vor dem Spiel mitgeteilt, dass Götze weiter an muskulären Problemen leide und auch in den kommenden beiden Wochen noch ausfalle. Abwehrspieler Sebastian Rode ist an der Leiste operiert worden und fällt sogar bis Ende März aus. Schneller zurückkehren wird vermutlich Innenverteidiger Sokratis, der für die Partie gegen Wolfsburg wegen eines Infekts fehlte. Für ihn rückte Matthias Ginter in die Startelf. Nach der Niederlage am Dienstag bei Benfica nahm Tuchel auch Raphael Guerreiro und Erik Durm aus der Startelf und ersetzte sie durch André Schürrle und Gonzalo Castro.

Dass die Wolfsburger den Ball am Samstag nicht mit Überzeugung, eigentlich sogar gar nicht besitzen wollten, wurde gleich nach dem Anpfiff ersichtlich. Sie pressten auch nicht gerade aggressiv, schickten eigentlich bloß ihre Vorposten Yunus Malli und Mario Gomez als Störfaktoren voraus. Seltene Konter suggerierten den Gästen bloß in den ersten 20 Minuten, dass hier etwas möglich sein könnte, weil die Dortmunder ihre Überlegenheit bis dahin kaum adäquat in Chancen und erst recht nicht in Tore umwandelten.

Der Führungstreffer fällt in Slapstick-Manier

Das Tor, mit dem die Borussen in der 20. Minute dann aber trotzdem in Führung gingen, war ein doppeltes Geschenk. Zunächst versuchte nämlich Gomez im eigenen Strafraum bei der Abwehrarbeit zu helfen, er konnte einen hoch springenden Ball allerdings nicht absichern und auch nicht verhindern, dass Piszczek diesen Ball von der seitlichen Torauslinie in die Mitte schoss, wo er Wolfsburgs Innenverteidiger Bruma gewissermaßen auf den Kopf tropfte und von dort ins Tor sprang. Ein Tor in Slapstick-Manier, ärgerlich für die Wolfsburger, aber den Dortmundern durchaus gelegen, nachdem sie in Lissabon ja daran gescheitert waren, dass sie keine Tore mehr schießen konnten. Kurz vor der Pause hatte der BVB Glück, weil ein Fernschuss von Malli knapp am Tor vorbeiflog.

Wer allerdings gedacht hatte, nach der Pause könnte die Sache noch einmal eng werden, musste nach drei Minuten erkennen, dass Wolfsburg an diesem Tag mit den Dortmundern nicht annähernd konkurrieren konnte. Piszcek stand nach einer Hereingabe von Dembelé am zweiten Pfosten zum Kopfball bereit. Selbst als es dann 2:0 stand, fanden die Gäste keine Mittel, um sich dem leidenschaftlich aufspielenden BVB zu widersetzen. Dortmund blieb klar dominant, in der 59. Minute machte Dembelé mit seinem Kopfballtreffer zum 3:0 alles klar. Bemerkenswert war, dass schon wieder Piszczek die Flanke beisteuerte. Der 31-jährige Pole und der 19-jährige Franzose erledigten schwache Wolfsburger im Alleingang.

Aubameyang hat dann zwar doch noch einmal getroffen, aber weil er im Abseits stand, wurde sein Tor nicht gegeben. Mehr als ein Lachen hatte er für die Aktion nicht übrig. Es war ja auch nicht dramatisch. Den dritten Platz in der Tabelle konnte Dortmund nämlich trotzdem zurückerobern. "Wir haben jetzt einen Fuß in der Tür", sagte Tuchel, "wir können aber noch mehr."

© SZ vom 19.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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