Bundesliga:Wenn schon nicht Ribery, dann bitte Kroos!

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Der 19. Spieltag hat der Liga so einiges geschenkt: zwei veritable Spitzenspiele, neue Spannung und einen Kandidaten für das Casting als temporärer Zweit-Ribery.

Thomas Becker

Für Hamit Altintop lag der Fall klar: Freistoß gut 20 Meter vor dem Tor - den mach' ich! Sorgfältig legte er sich den Ball zurecht, achtete gar nicht auf den jungen Mann mit der Nummer 39, der da noch neben ihm stand. Der wiederum achtete auch nicht auf Altintop, sondern sondierte schon mal die Lage im Strafraum, wo die Kollegen auf den Freistoß warteten. Und als Altintop fertig war mit Balljustieren und ein paar Schritte zurücktrat, um Anlauf für den bevorstehenden Knaller zu nehmen, da schnellte der junge Mann mit der 39 nach vorn und fabrizierte einen Gefahr bringenden Lupfer Richtung Bremer Tor.

Der Ersatz-Ribery? Toni Kroos, 18 Jahre alt (Foto: Foto: dpa)

Toni Kroos aus Greifswald, 18 Jahre alt, stahl Altintop die Show. Aber nicht nur ihm. Gerade erst war er für Schweinsteiger eingewechselt worden und trat prompt so auf, wie Schweinsteiger damals in seinen ersten Spielen: rotzfrech, in jedem Moment überraschend, getrieben von dem Willen und Hunger eines 18-Jährigen. Nur 24 Minuten bekam er vom Trainer, doch nach dieser Zeitspanne drängte sich für den gemeinen Fußballfan eine klare Botschaft an Ottmar Hitzfeld auf: Wenn schon nicht Ribery, dann bitte Kroos! Toni Kroos.

Es war ein wahrlich stimmungsvoller Sonntagabend: Klaus Allofs gewinnt die Disziplin "Lächeln süßsauer", Kollege Hoeneß ist sauer, Ottmar Hitzfeld stinksauer, der BVB samt Rest-Dortmund liegt am Boden, Gerald Asamoah strahlt sein 32-Zähne-Lachen, und der eigentliche Gewinner des Abends, Toni Kroos, hat zwar nur Unentschieden gespielt, aber dennoch gewonnen: beste Chancen, beim Tabellenführer den temporären Zweit-Ribery zu geben.

Der 19. Spieltag hat der Liga zwei veritable Spitzenspiele geschenkt - und vor allem: Spannung. Dank des Remis zwischen Bayern und Bremern haben die zuletzt schon abgeschlagenen Schalker aufgeholt. Auch Leverkusen und Hamburg sind in Schlagdistanz: Zwischen Rang eins und fünf liegen nur sechs Punkte.

Der verpasste Sieg und somit weitere Wochen der Unruhe: Hitzfeld und Hoeneß war der Ärger darüber anzusehen und anzuhören. Während der Bald-Schweizer Hitzfeld schon während des Spiels für seine Verhältnisse geradezu extemporierte und heftig armrudernd auf die Schiedsrichter schimpfte, hatte Manager Hoeneß auch nach der Partie noch genügend Dampf abzulassen - auch gegen die Unparteiischen: "Die sind im Zweifelsfall immer daran interessiert, Bayern München keinen Vorteil zu verschaffen, weil sie dann in der nächsten Woche Telefonterror haben und nicht zur Arbeit gehen können." van Bommels mit dunkelgelb zu ahnende Sense gegen Jensen, die das 1:1 einleitete, muss Hoeneß da wohl übersehen haben.

Am Donnerstag geht es nach Aberdeen, am Sonntag nach Hannover - danebengehen sollte dort besser nichts, sonst ist an der Säbener Straße ruckzuck Feuer unterm Dach. Die Anspannung ist immens. Nur Toni Kroos scheint das überhaupt nicht zu stören. Der spielt in der auf Messers Schneide stehenden Spitzenpartie der Bundesliga so cool und abgezockt als ginge es um einen handelsüblichen Straßenkick. Schön, das.

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