Bundesliga:Ein Hoch dem Teamchef

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Die DFL hat den Teamchef verboten, Vereine wie der FC St. Pauli müssen ihren Trainer entlassen. Eine Farce. Trainer ohne Schein können große Erfolge vorweisen.

Der deutsche Fußball geht derzeit ziemlich respektlos mit jahrelang gepflegten Bräuchen um: Peter Neururer findet keinen Verein mehr, Torhüter werden ausgetauscht wie Stürmer. Es geht noch weiter: Die Deutsche Fußball Liga verbietet den Teamchef. Ohne Ausnahme, wie DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus betont. Aus diesem Grund hat der SV Wehen Djuradj Vasic für Christian Hock verpflichtet, der FC St. Pauli wird den Vertrag mit Holger Stanislawski auflösen müssen.

Mit Teamchef zum Titel: Beckenbauer und die Weltmeister von 1990. (Foto: Foto: dpa)

Die deutscheste aller deutschen Fußballinstitutionen löst sich auf. Einfach so. Es war 1984, als der Begriff eingeführt wurde. Als nach dem desaströsen Abschneiden der Nationalelf bei der Europameisterschaft 1984 Jupp Derwall gehen musste, übernahm nicht der Favorit Erich Ribbeck, sondern Franz Beckenbauer. Der war damals Kolumnist, Werbeträger, vielleicht schon ein wenig Lichtgestalt. Aber gewiss nicht Inhaber einer Trainerlizenz. Weil viele mit der Nominierung Beckenbauers den Untergang der deutschen Trainerkultur vermuteten, nannte sich Beckenbauer "Teamchef" - und wurde bei der WM 1986 Zweiter, um vier Jahre später Weltmeister zu werden.

Teamchef ist seitdem kein Schimpfwort mehr, sondern eine Auszeichnung. Es gab viele Nachahmer: Jürgen Klopp und Petrik Sander führten ihre Klubs Mainz 05 und Energie Cottbus als Teamchefs in die Bundesliga, selbst Mario Basler durfte sich Teamchef nennen, als er den Regionalligisten Jahn Regensburg übernahm. Rudi Völler wäre fast das Kunststück gelungen, Beckenbauer zu imitieren und als Spieler und Teamchef Weltmeister zu werden. Auch Paul Breitner hätte die Chance dazu gehabt, wäre er länger als einen Tag Teamchef der Nationalelf gewesen.

Nun aber stirbt der Teamchef aus. Endgültig. Teamchef zu sein, ist ja auch wie Autofahren ohne Führerschein. Das darf man nicht, auch wenn man es besser kann als die mit Fahrerlaubnis. Peter Neururer hat das einmal gesagt. Er darf sich freuen: Mit dem Aussterben des Teamchefs könnte es die Reinkarnation des Bundesliga-Trainers Peter Neururer geben. Bei St. Pauli wird wohl bald ein Platz frei.

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