Bundesliga am Freitag:Schuss ins leere Tor

Haarsträubende Abwehrfehler, ideenloses Angriffsspiel: Der VfL Wolfsburg spielt beim 0:3 in Mönchengladbach schon wie ein Absteiger. Die Gäste helfen bei allen Toren tatkräftig mit.

Ausgerechnet der ehemalige Erfolgstrainer Dieter Hecking hat den erschreckend leidenschaftslosen VfL Wolfsburg noch tiefer in den Abstiegskampf gestürzt. Heckings neuer Klub Borussia Mönchengladbach führte den fast schon gleichgültig auftretenden VfL beim 3:0 (3:0) am Freitag teilweise vor. Den auch von Turbulenzen in der Vereinsspitze geplagten Wolfsburgern droht nun das Abrutschen auf Rang 16 - und damit wie im Vorjahr die Relegation. Hecking hatte mit Wolfsburg 2015 den DFB-Pokal gewonnen, war Meisterschaftszweiter geworden und wurde selbst zum "Trainer des Jahres" gewählt. Seit seiner Entlassung vor anderthalb Jahren ist Bruno Labbadia bereits der vierte Trainer. Der 52-Jährige hat mit dem VfL aber nur eines von bislang acht Spielen gewonnen.

"Das war ein bodenloser Auftritt. Es muss sich jeder hinterfragen, was wir für einen Mist hier gespielt haben", sagte Wolfsburgs Maximilian Arnold; Paul Verhaegh ergänzte: "Die erste Halbzeit geht gar nicht. Es sieht so aus, als ob wir uns unserer Situation nicht bewusst waren. Gladbach war von der ersten Minute an die bessere Mannschaft." Der Tabellenachte wahrte durch den erst vierten Rückrunden-Sieg seine kleine Chance auf die Qualifikation für die Europa League. Die Treffer für die Borussia erzielten Nationalspieler Lars Stindl (8.), sein Sturmpartner Raffael (35.) sowie Weltmeister Christoph Kramer mit einem kuriosen Freistoßtor (44.). Durch die beherzte Leistung ist die Borussia wohl auch der Versöhnung mit ihren zuletzt kritischen Fans näher gekommen.

VfL-Torhüter Casteels verhindert sogar noch Schlimmeres

Dank der Wolfsburger Niederlage können der Hamburger SV und der 1. FC Köln an diesem Wochenende noch nicht absteigen. Am nächsten Spieltag trifft Wolfsburg auf den HSV, der sogar wieder Hoffnung schöpfen kann. Denn Wolfsburg agierte im Borussia-Park wie ein Absteiger. Mit haarsträubenden Fehlern in der Defensive, unerklärlichen Unkonzentriertheiten und einer ideenlosen Offensive ergab sich der VfL seinem Schicksal. Torhüter Koen Casteels verhinderte mit einigen Paraden sogar noch Schlimmeres.

Bezeichnend für das Wolfsburger Desaster war das dritte Gladbacher Tor. Bei einem Freistoß an der Strafraumgrenze waren die Gäste noch beschäftigt, Spieler für die Mauer zu finden, als Schiedsrichter Tobias Stieler schon längst den Ball freigegeben hatte. Kramer bedankte sich und schoss den Ball ins leere Tor. Es war der Tiefpunkt einer katastrophalen ersten Hälfte, als die Wolfsburger bei allen drei Toren kräftig mithalfen. Abstimmung in ihrer Abwehr war kaum vorhanden. Das galt auch für John Anthony Brooks, der nach überstandener Knieverletzung erstmals seit Dezember spielte und rot-gefährdet bereits in der 28. Minute ausgewechselt wurde.

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