Breitensport:Warum ausgerechnet Golf?

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Dieses Spiel findet so viel Zulauf, weil es auch schick ist. Wir vermuten: Die Promis sind die Wurzel allen Übels

Ulrich Kaiser

Keiner weiß, wie es gekommen ist, aber auf einmal betreibt die ganze Welt dieses Spiel - zumindest aber die halbe Welt, nicht zu verwechseln mit einer Halbwelt. Es ist im Grunde nichts dagegen zu sagen, denn es ist ein hübscher Zeitvertreib, man ist an der frischen Luft und mitunter trifft man auch nette Menschen.

Berühmt, reich, schön - das ist das Image des Golfers. Menschen wie der ehemalige Fußballer F. Beckenbauer und Schauspielerin U. Glas sind daran schuld. (Foto: Foto: Corbis)

Das Spiel wird nach den einfachsten Regeln der Welt betrieben, so dass es eine ewige Diskussion darüber gibt, ob es sich um ein Spiel oder doch um einen richtigen Sport handelt.

Was treibt die Menschen auf die Golfplätze?

Die Tatsache, dass sich die Zahl der Spieler hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten extrem vervielfacht hat, trägt keineswegs zur Klärung des Geheimnisses bei, warum alle Welt auf einmal Golf spielt. Natürlich ist Golf auch ein bisschen schick, was sicherlich eine erhebliche Rolle spielt. Der Mensch hat sich in seiner Entwicklung wunderbare Spiele und Sportarten ausgedacht, die die Muskeln, die Geschicklichkeit und den Kreislauf verbessern - aber der Mensch geht nicht auf die Skisprungschanze, nicht zum Synchronschwimmen und auch nicht auf den Schwebebalken, er spielt Golf und ist beleidigt, wenn man dabei nicht vom Sport redet, sondern von einem hübschen Geschicklichkeitsspiel.

Das allein kann es aber noch nicht sein, was die Menschen auf die Golfplätze treibt - die Gesellschaft ist es wahrscheinlich eher auch nicht, denn der Prozentsatz an Straßenräubern, Ministern, Heiratsschwindlern oder Geistlichen ist hier sicherlich genauso groß wie beim Durchschnitt des Restes der Menschheit. Will sagen: Ein besseres Handicap bedeutet keineswegs, dass es sich um einen besseren Menschen handelt.

Wenn man davon ausgeht, dass kaum jemand einem Club beitritt, weil sie dort so einen netten Kassenwart oder einen besonders klugen Präsidenten haben, liegt es wahrscheinlich an den Vorbildern jenen also, die man auch als VIP bezeichnet. Es ist demnach nicht auszuschließen, dass der bekannte ehemalige Fußballspieler F. Beckenbauer oder die von Film und Fernsehen bekannte Darstellerin U. Glas durch ihre Golf-Aktivitäten mehr Schuld an der gewachsenen Popularität des Spiels auf sich geladen haben, als etwa der Bundesverband der Golfspieler dieser Republik, der sehr stolz auf eine entsprechende Werbung ist, die man extra in englischer Sprache abgefasst hat, um die Weltläufigkeit des Spieles zu unterstreichen.

Die Nachahmer der Nachahmer

Nachdem die so genannten Prominenten erzählten, wie toll das Spiel ist und dass es neben dem Platz meistens ordentliche Clubhäuser gibt, kamen die Nachahmer, danach die Nachahmer von den Nachahmern. Das führte dazu, dass die Geschichten über die Golfspieler nicht unbedingt im Sportteil der Zeitungen zu lesen sind, sondern unter "Vermischtes". Es soll keiner kommen und das "Vermischte" schmähen - die meisten Menschen lesen das zuerst und wissen deshalb ganz genau alles über die verkorksten Familienverhältnisse der Queen, über die Prinzessinnen aus Monaco, die Königshäuser in Schweden, Spanien und Holland sowie den Kindersegen dort. Außerdem finden die Geschehnisse der VIP-Turniere, die unter "Vermischtes" stehen, immer zur Wohltätigkeit statt. Deshalb kann man natürlich nichts dagegen sagen.

Nicht vergessen sollte man bei dieser Betrachtung den bedenklichen Hinweis, dass es bei diesem Spiel nicht nur Regeln, sondern auch Etikette gibt, gegen die man nicht verstoßen sollte. Der Verstoß gegen diese Etikette wurde über viele Jahrzehnte nicht durch irgendwelche Strafen geahndet - es konnte aber passieren, dass niemand mehr mit einem eine Runde zusammen spielen wollte. Vor zwei Jahren allerdings haben die obersten Organisationen des Spiels entschieden, dass man Golf-Rowdies auch wegen Verstoßes gegen die Etikette richtig bestrafen kann. Ob es einen Zusammenhang gibt zwischen der wachsenden Zahl von Golfspielern und der Notwendigkeit, sie bei Verstößen gegen die Etikette zu bestrafen, ist bisher durch nichts zu belegen.

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