Böllerwurf:Daum kritisiert Fans

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Unschöne Szene während des Qualifikationsspiels zwischen Rumänien und Polen in Bukarest: Nach einer Böller-Explosion liegt Robert Lewandowski am Boden. (Foto: Robert Ghement/dpa)

Der 3:0-Sieg Polens in Bukarest wird von einem Böllerwurf und Ausschreitungen überschattet - Rumänien drohen nun Sanktionen durch die Fifa.

Es läuft die 56. Minute in der Partie Rumänien gegen Polen in Bukarest, als ein Böller in den polnischen Strafraum segelt. Die meisten Spieler erkennen die Gefahr: Torhüter Lukasz Fabianski deutet auf den Knallkörper, Verteidiger Michal Pazdan entfernt sich mit schnellen Schritten.

Nur Robert Lewandowski, Polens Kapitän, erkennt sie offenbar nicht. Er hebt zwar beide Arme, bleibt aber unmittelbar neben dem Böller stehen, der kurz darauf explodiert. Lewandowski geht zu Boden, hält sich den Kopf, wird anschließend minutenlang behandelt. "Zuerst klingelten meine Ohren", sagte Lewandowski später: "Ich habe ein paar Minuten gebraucht, um zu mir zu kommen."

"Akt des Banditentums", schrieb eine polnische Zeitung

Lewandowski hat Glück, er kann weiterspielen. Ihm gelangen später sogar noch zwei Tore. In der 83. Minute dribbelte sich der Stürmer durch Rumäniens Abwehr und vollendete mit einem strammen Linksschuss, in der Nachspielzeit verwandelte er einen Strafstoß, den er zuvor selbst herausgeholt hatte. Polen gewinnt 3:0. Weil Spitzenreiter Montenegro in Armenien verlor (2:3), schiebt sich Polen in der Gruppe E auf Platz eins.

Trotzdem gab es nach dem Schlusspfiff vor allem ein Thema: den Böllerwurf. Die polnische Boulevardzeitung Super Express schrieb anschließend von einem "Akt des Banditentums". Christoph Daum, Rumäniens Nationaltrainer, echauffierte sich beim Sender RTL: "Da erübrigt sich jeder Kommentar. Das sind Gruppierungen, die den Fußball für irgendwelche Aktivitäten nutzen wollen." Man bemühe sich, mit den Fangruppierungen zu sprechen, aber es sei "schwierig, dort hart durchzugreifen".

Georg Kochs Schicksal ist Mahnung genug

Auch auf den Rängen war es während der Begegnung zu Ausschreitungen gekommen. Gegnerische Fangruppen hatten sich mit Leuchtraketen beschossen. Rumänien drohen nun Sanktionen des Weltverbandes Fifa. Wie gefährlich explodierende Knallkörper sein können, zeigt der Fall des ehemaligen Torhüters Georg Koch. Im Wiener Stadtderby 2008 explodierte ein Knallkörper direkt neben Koch, der damals für Rapid spielte. Kochs Gehör wurde schwer beschädigt: Tinnitus, anhaltende Gleichgewichtsstörungen und Schwindelanfälle. Ein Jahr später musste er seine Karriere beenden.

Lewandowski ist vergleichsweise glimpflich davon gekommen. Nach der Partie stellte Teamkollege Grzegorz Krychowiak ein Video ins Netz. Es zeigt, wie die polnischen Spieler ihren Sieg lautstark in der Kabine feiern; ein offensichtlich gesunder Lewandowski lacht glücklich in die Kamera.

© SZ vom 13.11.2016 / SZ, DPA, SID - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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