Biathlon-WM in Östersund:Neben der Piste

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Einer der bekanntesten deutschen Biathleten muss bei der WM zunächst zuschauen: Michael Rösch wurde nicht für das Sprintrennen nominiert.

Johannes Aumüller

Es ist ja nicht so, als würden die Veranstalter der Biathlon-WM mit Wettbewerben geizen. Vom Einzelrennen über die Mixed-Staffel bis hin zum Massenstart - theoretisch hat in Östersund jeder Athlet die Möglichkeit, sechs Medaillen abzuräumen. Die Bundestrainer mögen zwar manchmal über das dichte Programm lamentieren, andererseits hilft es ihnen aber, allen Aktiven des WM-Kaders Einsätze zu geben und keine enttäuschten Gesichter in der Mannschaft zu produzieren.

Michael Rösch muss am Samstag und am Sonntag bei der Biathlon-WM zuschauen. (Foto: Foto: AP)

Unter diesem Gesichtspunkt müsste sich Michael Rösch, 24, also nicht darüber grämen, dass er nicht für das Sprintrennen, den morgigen Eröffnungswettkampf der WM (14.15 Uhr), nominiert wurde, sondern stattdessen Michael Greis, Alexander Wolf, Daniel Graf und Andreas Birnbacher an den Start gehen. Er bekommt ja innerhalb der nächsten zehn Tage auch noch seine Einsätze.

Doch so einfach ist die Sache dann auch wieder nicht. Denn dem traditionell zu Beginn einer jeden Weltmeisterschaft ausgetragene Sprintrennen über zehn Kilometer kommt aus zwei Gründen eine besondere Bedeutung zu. Zum einen ist es bei Großveranstaltungen schon öfter so gewesen, dass eine gute Platzierung im ersten Wettbewerb einen großen Euphorie-Schub ausgelöst hat, der die ganze WM über anhielt. Das sah man zum Beispiel im vergangenen Jahr in Antholz, als Magdalena Neuner ihrem Sieg im Sprint noch Triumphe im Verfolgungsrennen und in der Staffel folgen ließ. Und zum zweiten ist es so, dass für die Qualifikation für das Verfolgungsrennen am Sonntag ausschließlich die Platzierung im Sprint entscheidend ist - wer also im Sprint nicht dabei ist, verpasst gleich zwei Rennen.

Die Nichtnominierung für das erste WM-Rennen ist der Endpunkt einer schlechten sportlichen Entwicklung in diesem Weltcup-Jahr. Lediglich auf dem 22. Platz liegt Rösch in der Gesamtwertung. "Ich habe wohl im Training ein bisschen was falsch gemacht und vielleicht zu wenig schnelle beziehungsweise intensive Einheiten eingebaut", bilanziert er.

Noch im Vorjahr galt Rösch als Fixpunkt der Mannschaft, obwohl noch Biathlon-Größen wie Sven Fischer oder Ricco Groß aktiv waren und den Konkurrenzdruck innerhalb der Mannschaft entsprechend erhöhten. In diesem Jahr sollte er neben Michael Greis zum Leader des deutschen Teams werden - dieser Rolle war Rösch augenscheinlich nicht gewachsen.

Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als die beiden ersten Rennen an sich vorüberziehen zu lassen und auf die Einsätze in der nächsten Woche zu warten. Für das Einzelrennen über 20 Kilometer am Dienstag ist er fest eingeplant. Trainer Frank Ullrich muntert ihn nach guten Trainingseindrücken jedenfalls schon auf: "Mittlerweile fehlt nicht mehr viel, dann ist er wieder dort, wo er schon einmal war."

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