Biathlon-WM:Deutsche Damen-Staffel holt Silber

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In der Besetzung Uschi Disl, Katrin Apel, Andrea Henkel und Kati Wilhelm kam das Olympiasieger-Quartett 41,4 Sekunden hinter den siegreichen Russinnen ins Ziel. Die weißrussische Staffel gewann Bronze.

Nach einem Blackout von Doppel-Weltmeisterin Uschi Disl am Schießstand blieb für die deutschen Biathlon-Olympiasiegerinnen in der WM-Staffel von Hochfilzen nur Silber übrig. Insgesamt stehen nun drei Gold-, zwei Silber- und eine Bronze-Medaille zu Buche.

Am Ende Silber: Katrin Apel, Uschi Disl, Kati Wilhelm und Andrea Henkel (Foto: Foto: Reuters)

Katrin Apel, Andrea Henkel und Kati Wilhelm machten die Patzer von Startläuferin Disl mit toller Aufholjagd wieder wett und lagen im Ziel nur noch 41,4 Sekunden hinter dem nunmehr zwölfmaligen Weltmeister Russland. Bronze eroberte Weißrussland. "Ich bin so froh, dass es die Anderen noch rausgerissen haben. Ich muss mich bei allen bedanken. Es war zum Schämen, aber vielleicht wollte ich es einfach zu gut machen", entschuldigte sich Disl am Ende eines turbulenten Rennens für ihr Fehlschuss-Festival, bei dem sie von 16 Schüssen sieben neben das Ziel setzte und dafür einmal in die Strafrunde musste.

Trainer sieht nur zufriedenstellende Leistung

"Nach dem verkorksten Rennbeginn bin ich total glücklich, dass es noch für Silber gereicht hat", sagte die diesmal nervenstarke Schlussläuferin Kati Wilhelm. Die Doppel-Olympiasiegerin musste selbst noch kurz vor dem Ziel eine Schrecksekunde überstehen, als sie sich selbst durch einen ungeschickten Stich mit dem Skistock den Laufschuh öffnete.

"Zum Glück hatte ich nur noch die leichte Abfahrt zum Ziel vor mir, und die Weißrussin war noch weit weg." Bundestrainer Uwe Müssiggang attestierte seinem Quartett am Ende eine "zufriedenstellende Leistung. Wir können die Russinnen nur angreifen, wenn wir wenig Fehler machen. Das war heute nicht der Fall."

Müssiggang hatte Uschi Disl von der zuletzt fast immer besetzten Staffel-Position zwei an den Start beordert. "Hier geht es vom Start weg nach oben. Da musst Du richtig mit den Stöcken schieben können. Sonnst hängst Du auf Platz zehn und bist dick drin im möglichen Sturz-Schlamassel", begründete der Coach die Aufstellung von "Turbo-Disl".

Fans: Uschi mach keinen Quatsch

Zumindest der deutsche Teil der 14.100 Zuschauer (Rekord für Hochfilzen) empfing Doppel-Weltmeisterin Uschi Disl mit "Uschi, Uschi", Sprechchören und der üblichen Liedzeile: "Uschi mach keinen Quatsch". Machte sie aber trotzdem. Bereits beim Liegendschießen fand die 34-Jährige keinen Rhythmus, musste dreimal nachladen und fiel zurück. "Plötzlich waren alle weg und ich musste in die Aufholjagd", schilderte Disl.

Noch schlimmer erging es der deutschen Vorzeige-Läuferin beim Stehendschießen. "Viermal habe ich gut getroffen, aber die verflixte letzte Scheibe wollte ums Verrecken nicht umfallen." Disl musste eine Strafrunde drehen, fiel auf Platz 13 zurück und entschuldigte sich beim Wechsel bereits bei der von ihr ins Rennen geschickten Katrin Apel. "Leider war kein Wind da, auf den ich es hätte schieben können", sagte Disl. "Kann passieren. Kein Vorwurf", gab Apel später zurück.

Ersatzfrau Henkel überzeugt

Die Thüringerin bot trotz des großen Nervendrucks und mehr als einer Minute Rückstand eine glänzende Leistung, machte Platz um Platz gut und wechselte nach fehlerfreiem Stehendschießen sogar als Zweite auf Einzel-Weltmeisterin Andrea Henkel. "Hatte ich einen Bammel, aber es lief besser als gedacht", meinte Apel, die gerade in Staffelrennen zuvor immer eine Strafrunden-Kandidatin war, diesmal aber die Medaille rettete.

Die eigentlich nur als Ersatzfrau angereiste Andrea Henkel rechtfertigte das Vertrauen des kurzfristig auf sie vertrauenden Müssiggang mit fast fehlerfreier Schießleistung und festigte durch solides Laufen Rang zwei. Der geriet nur kurfristig in Gefahr, als Kati Wilhelm beim Liegendschießen zweimal verfehlte und von Weißrusslands Ex-Weltmeisterin Olena Subrilowa zwischenzeitlich überholt wurde.

In Hochfilzen steht am Samstag (14.15 Uhr/live im ZDF und bei Eurosport) die 4x7,5-km-Staffel der Herren auf dem Programm. Alexander Wolf, Sven Fischer (beide Oberhof), Ricco Groß (Ruhpolding) und Michael Greis (Nesselwang) gehen als Titelverteidiger an den Start. Die WM endet am Sonntag mit den beiden Massenstartrennen.

Das Endergebnis der Damen-Staffel:

1. Russland 1:13:44,4 Std./0 Strafrd. (Olga Pylewa, Swetlana Ischmuratowa, Anna Bogali, Olga Saitsewa); 2. Deutschland + 0:41,4 Min./1 (Uschi Disl/Moosham, Katrin Apel/Frankenhain, Andrea Henkel/Großbreitenbach, Kati Wilhelm/Zella-Mehlis); 3. Weißrussland + 0:53,2/1 (Ekatarina Iwanowa, Olga Nasarowa, Ludmilla Ananko, Olena Subrilowa); 4. Frankreich + 1:23,7/0; 5. Norwegen + 1:34,4/2; 6. Slowakei + 1:51,5/0; 7. Ukraine + 2:07,7/1; 8. Slowenien + 2:08,6/0

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