Bei Unions 3:1 gegen Braunschweig:Nummer 7 ist zurück

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14 Monate nach seiner Krebs-Erkrankung feiert Benjamin Köhler beim 3:1 gegen Braunschweig ein emotionales Comeback.

Wenn es Zufall war, dann war es ein sehr schöner. Es lief die 77. Minute im Stadion an der Alten Försterei, als der Spieler mit der Nummer 7 den Rasen betrat. Die Zuschauer auf den Tribünen skandierten seinen Namen, seiner Frau schossen die Tränen ins Gesicht.

Es war der Moment, als Benjamin Köhler, die Nummer sieben von Union Berlin, ein Comeback feierte. Am 7. Februar 2015 hatten sich alle Spieler des Zweitligisten während des Spiels gegen Bochum in der siebten Minute T-Shirts mit der Nummer sieben und dem Schriftzug "gemeinsam kämpfen" angezogen. Die Fans hatten Trikots des Mittelfeldspielers hochgehalten und mitten unter ihnen saßen Benjamin Köhler und seine Familie und weinten. Wenige Tage vorher war bei Köhler ein bösartiger Tumor an den Lymphdrüsen diagnostiziert worden.

Nun kehrte Köhler, 35, in einem Pflichtspiel auf den Rasen zurück. In der 77. Minute des Spiels von Union Berlin gegen Braunschweig begann für die Nummer sieben sein zweites Leben als Fußballprofi. Der Krebs ist überwunden, Chemotherapien, Bestrahlungen und endlos lange Krankenhausaufenthalte haben sich ausgezahlt, seit Juli 2015 gilt Köhler offiziell als geheilt. Im Januar durfte er während eines Testspiels ein paar Minuten spielen, zuletzt stand er schon im Spieltagskader, nun sein erster Einsatz.

Keine Mitleidseinwechslung

"Es war ein sehr emotionaler Moment. In einem Pflichtspiel wieder mit um den Sieg zu zittern, ist doch etwas anderes. Ich hatte nicht gedacht, dass es so laut wird", sagte Köhler später. Und wie laut es wurde. Es war die erste Einwechslung von Unions Trainer André Hofschneider, Köhler kam, um den Sieg über die Zeit zu retten. Es war keine Mitleidseinwechslung, im Gegenteil. "In dieser kritischen Situation hat seine Einwechslung absolut Sinn gemacht", sagte Hofschneider.

Beim Spiel Union gegen Braunschweig beginnt für Benjamin Köhler sein zweites Leben als Fußballprofi und dafür wird er von seinen Kollegen gefeiert. (Foto: imago)

Union führte nach Toren von Bobby Wood (58.) und Damir Kreilach (69.) mit 2:1, doch Braunschweig hatte bereits kurz nach Woods Treffer durch Philipp Tietz (62.) zwischenzeitlich ausgeglichen und war auch nach der abermaligen Führung Unions gefährlich gewesen. Da tat ein routinierter Mittelfeldspieler wie Köhler, der nicht nur auf dem Platz eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt, Not. Hofschneiders Plan ging auf. Acht Minuten nach Köhlers Einwechslung sorgte Kreilach für die Entscheidung.

Und Köhler? Wurde nach dem Abpfiff von seinen Mitspielern in die Luft geworfen. "Es hat Spaß gemacht. Ich habe gesehen, was mir gefehlt hat. Wenn ich helfen kann, kann ich spielen. Das ist mein Ziel. Ich habe es bis hierhin geschafft. Deswegen werde ich nicht direkt aufhören."

© SZ vom 20.03.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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