Baskets Würzburg:Traum von den Playoffs

Lesezeit: 2 min

Basketball-Bundesligist Würzburg gewinnt auch das Derby gegen Bayreuth - und setzt sich nach dem fünften Sieg im sechsten Spiel überraschend an der Tabellenspitze hinter Alba Berlin fest.

Von Matthias Schmid

Es kann manchmal ganz hilfreich für die Spieler unten auf dem Parkett sein, dass sie die Sprache der Einheimischen oben auf der Tribüne nicht beherrschen. So bleibt ihnen manch Demütigung erspart. Wie am Samstagabend. Als plötzlich fast alle Menschen in der Würzburger Arena ein Liedchen anstimmten, das ziemlich gemein war. Sie sangen laut und inbrünstig: "Gegen Würzburg kann man mal verlieren." Das Gemeine daran war, dass die gegnerische Mannschaft aus der Nachbarschaft kam, aus Bayreuth, aus Oberfranken also. Und Niederlagen in Regionalderbys empfinden Spieler und Zuschauer gleichermaßen als noch ärgerlicher als sie ohnehin schon sind.

Steve Wachalski war einer der Bayreuther Basketballer, der das Würzburger Liedgut verstand, er ist Deutscher, also sprach er nach der 60:79-Niederlage frustriert ins Mikrofon, die seine Mannschaft wieder näher an die Abstiegszone drängt: "Es kann nicht sein, dass wir so viele Korbleger durch die Mitte bekommen haben, das ist auch eine Frage der Konzentration und der Einstellung." Wachalski musste die Überlegenheit der Würzburger anerkennen, die mit dem fünften Sieg im sechsten Spiel Anschluss halten an den noch ungeschlagenen Tabellenführer Alba Berlin. Der Aufsteiger ist die Überraschung in dieser Bundesliga-Saison bisher. "Wenn wir mit so viel Intensität und auf diesem hohen Level spielen wie heute", sagte Würzburgs Flügelspieler Ruben Spoden hinterher, "dann haben wir gegen jede Mannschaft in der Liga eine Chance."

Die Führung wechselte so oft wie das Wetter in Hamburg

Basketball ist ein Spiel von Läufen, sagt man, die Führung kann sich bisweilen irrsinnig oft drehen. Diesen Basketball-Aphorismus hatten am Samstagabend Würzburg und Bayreuth ins Extrem getrieben. Die Heimmannschaft von Cheftrainer Douglas Spradley führte schnell mit 13:2. Vor allem Spielmacher Dru Joyce wollte an diesem Abend alles gelingen, er traf von draußen und passte die Bälle so exzellent zum Mitspieler, dass diese nur noch wenig Mühe hatten zu punkten. Mit 18 Zählern und zehn Vorlagen schaffte er in dieser Partie ein seltenes Double-Double. Doch plötzlich holte Bayreuth Punkt für Punkt, vor allem Kenneth Horton tat sich hervor, 17 seiner am Ende 19 Zähler warf er in der ersten Hälfte, in der die Führung so häufig wechselte wie das Wetter in Hamburg. 19:17 führte Bayreuth, wenig später stand es aber schon wieder 31:17 für Würzburg, ehe die Gäste zur Pause fast wieder den Gleichstand herstellten (39:41).

"Zur Halbzeit war ich stinkig und nicht glücklich", brummte Spradley. "Wir haben gedacht, wir liegen vorne, und das geht dann schon so weiter." Nach dem Seitenwechsel tat es das dann auch. Aber nur weil die Würzburger Spieler nach scharfen Worten ihres Trainers nun anfingen, Vergnügen an der Defensivarbeit zu finden, sie verteidigten sogar so leidenschaftlich, dass Bayreuth erst 38 Sekunden vor Ende des dritten Viertels durch Horton die ersten Punkte aus dem Feld gelangen. Das Spiel war entschieden. "Es ist schwierig, wenn man sich auswärts gleich ein Loch gräbt und sich immer wieder zurück kämpfen muss", bekannte Bayreuths Cheftrainer Koch hinterher. Seine Arbeit wird immer wieder durch Verletzungen erschwert, neuester Ausfall ist Center Kendall Gray. Für den Amerikaner trifft an diesem Montag sein Landsmann Drew Naymick ein.

In Würzburg dagegen träumen die ersten Fans schon von den Playoffs, doch das geht Center Brendan Lane zu schnell, der mit 17 Punkten zweitbester Werfer seines Teams war. Er sagt deshalb vorsorglich: "Wir haben erst sechs von 34 Spielen hinter uns, es ist also noch viel zu früh, selbst zufrieden zu sein."

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: