Basketball:Gedeihliche Gartenarbeit

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Während Bayreuths ehemaliger Trainer Michael Koch seine Zukunft ordnet, stellt der Basketball-Bundesligist seinen Nachfolger vor.

Von Matthias Schmid

Michael Koch füllte gerade seine Umzugskartons mit seinen Habseligkeiten, als Philipp Galewski am Dienstagnachmittag auf dem Podium saß und mit hoffnungsfrohen Worten den neuen Cheftrainer Raoul Korner vorstellte. Dieser gegensätzliche Moment symbolisierte treffend Abschied und Ankunft. Michael Koch, Korners Vorgänger beim Basketball-Bundesligisten medi Bayreuth, wollte dabei die oberfränkische Stadt gar nicht verlassen, sein Abschied geschieht nicht freiwillig, er fällt ihm schwer, weil der 50-Jährige mit Bayreuth beruflich und privat emotionale Erlebnisse verbindet und gerne seinen auslaufenden Vertrag verlängert hätte.

Als Spieler und Kapitän führte er die Bayreuther Basketballer Ende der Achtzigerjahre zu einer deutschen Meisterschaft und zwei Pokalsiegen, hier kam sein Sohn auf die Welt und hier heiratete er seine Frau. Doch die Pläne von Geschäftsführer Galewski und des mächtigen Aufsichtsrats zwingen ihn nun zum Ortswechsel. Koch wird mit seiner Ehefrau nach zweieinhalb Jahren wieder in das gemeinsame Haus in Königswinter bei Bonn ziehen.

Der Europameister von 1993 akzeptiert die Trennung, die seit zwei Wochen bekannt ist. Doch verständlich ist sie ihm bis heute nicht, "weil mir niemand plausible Gründe liefern konnte", wie er nun zwei Tage nach dem Saisonende erstmals sagt. Die Spielzeit endete für Bayreuth auf dem zwölften Platz, es war eine Runde, die geprägt war von vielen Verletzungen und ständigen Nachverpflichtungen. "Wir haben trotz allen schweren Vorzeichen mit dem Klassenverbleib alle Vorgaben des Klubs erfüllt und die beste Platzierung seit zwanzig Jahren erreicht", sagt Koch. In seiner Stimme schwingt Enttäuschung mit, auch ein wenig verletzter Stolz. Vor allem die Art und Weise der Trennung findet Koch nur schwer erträglich.

Dass Galewski, 29, gegenüber der SZ kundgetan hatte, dass Koch nicht mit jungen Spielern arbeiten könnte und der Klub zudem keinen "absoluten Erfolgstrainer" verlieren würde, "zeugt von Unerfahrenheit und großer Respektlosigkeit", wie es Koch ausdrückt. Er habe in der Vergangenheit in Bonn bewiesen, dass er mit Berufsanfängern genauso vorbildlich arbeiten könne wie mit ausgebildeten Profis. Koch will aber nicht nachkarten, nur verstehen, warum die Verantwortlichen ihm gegenüber keine nachvollziehbaren Erklärungen für die Demission gefunden haben. "Ich hätte mir schon gewünscht dass sie mir das alles in einem persönlichen Gespräch mitteilen", sagt Koch. Erwartet hat er es nicht, "nicht in diesem Business".

Galewski will sich die Bitte des erfahrenen Trainers zu Herzen nehmen. Er beteuert aber bis heute, dass er keine harten Fakten heranführen könne, die zu einer Trennung geführt hätten. "Michael hat sich nichts zu Schulden kommen lassen und die Gehaltsvorstellungen waren auch nicht der Grund für unsere Entscheidung", fügt der Geschäftsführer hinzu. Er halte einfach den Österreicher Raoul Korner für die gedeihlichere Alternative, um das neu auferlegte Konzept mit jungen und begabten Spielern umsetzen zu können. "Korner passt besser zu unserer Zukunft." Der bisherige Trainer des Braunschweiger Ligakonkurrenten unterschrieb in Bayreuth einen Zweijahresvertrag mit der Option auf eine weitere Spielzeit.

Ob sich Korner und Michael Koch in der neuen Saison in der Bundesliga begegnen werden, ist völlig offen. Koch will sich nach dem Umzug erst einmal um seinen Garten in Königswinter kümmern. "Da gibt es einiges zu tun für mich und das hilft mir, um meinen Kopf vom Basketball frei zu bekommen", wie er bekennt. Die Spielzeit sei sehr anstrengend gewesen. Er will nun nachdenken, sich Zeit nehmen und dann entscheiden, was er als Nächstes macht. "Auch ein Job im Ausland kommt in Frage", sagt Michael Koch. Sieben Jahre lebte er als Spieler in Griechenland, mit Panathinaikos Athen gewann er einst den Europapokal der Landesmeister.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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