Basketball Bundesliga:Intelligenztest bestanden

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Von wegen überheblich: Die Münchner, im Bild K. C. Rivers, hatten am Sonntagabend richtig Spaß am Spiel gegen Bayreuth. (Foto: imago)

Die Bayern-Basketballer finden nach dem Euroleague-Sieg in den Alltag zurück und besiegen Bayreuth klar.

Von Matthias Schmid

Michael Koch kniete nun, seine Armbewegungen, seine Sprünge und seine Schrittfrequenz hatten im Schlussviertel längst den Erregungsgrad eines Professors beim Abendspaziergang erreicht. Der Trainer des Basketball-Bundesligisten Medi Bayreuth schien im Spiel gegen den FC Bayern München am Sonntagabend in diesem Moment endgültig resigniert zu haben, dabei hatte der 49-Jährige lange den Eindruck hinterlassen, als ob er seinen Gegenüber Svetislav Pesic noch übertreffen wollte an Ausdruckstärke und Energie an der Linie.

Koch und Pesic kennen sich schon lange, der ehemalige Nationalspieler sieht den Serben als eine Art Lehrmeister an, er war einst Spielmacher jener deutschen Mannschaft, die unter Pesic den bisher einzigen internationalen Titel errang, 1993 mit dem Sieg bei der EM im eigenen Land. Koch hätte Pesic allzu gerne geärgert. Doch das misslang, am Ende sogar gründlich, die Bayern siegten 94:65 (40:34).

Für Pesic selbst war das Spiel gegen die Oberfranken aus einem anderen Grund ein besonderes. Nach dem überraschenden Sieg in der Euroleague gegen den Mitfavoriten Khimki Moskau war der 66-Jährige gespannt, wie seine Spieler die Partie angehen werden. Seriös und mit der nötigen Ernsthaftigkeit? Er hatte in dieser Saison schon ihren Hang zur Sorglosigkeit ertragen müssen. Zum Beispiel bei der Heimniederlage gegen Bonn oder beim mühsamen Sieg gegen den Mitteldeutschen BC. "Gegen Bayreuth werden wir nicht unsere Qualität beweisen müssen, sondern unsere Intelligenz", hatte Pesic vor der Begegnung deshalb kundgetan. Wie sich nach anfänglichen Leichtsinnsfehlern zeigen sollte: Seine Profis bestanden den Intelligenztest am Ende mit Auszeichnung und bleiben mit 8:2 Punkten weiter Verfolger von Tabellenführer Alba Berlin (12:0)

. Zumindest in den ersten 15 Minuten hatte sich noch eine schwere Prüfung angedeutet, die Bayreuther spielten mutig, sogar raffiniert, sie trafen ihre Würfe und führten schnell 9:2, als Kendall Gray einen Ball spektakulär per Dunking in den Korb stopfte. Pesic wollte sich die wenig energiegeladene Darbietung seines Teams nicht länger mitansehen und holte seine Spieler vom Feld. In der Auszeit tauschte er zunächst allerdings nicht das Personal aus, aber die Einstellung war fortan eine andere, die Münchner spielten nun sorgsamer, konsequenter. Sie holten Punkt für Punkt auf, doch Bayreuth ließ sich nicht einfach abschütteln. Das erste Viertel endete 16:16.

"Es ist ein leichtes Spiel für uns, weil man in München nichts zu verlieren hat", hatte Koch vor dem oberfränkisch-oberbayerischen Vergleich gesagt, "wir müssen viel wechseln und werden versuchen, das Spiel langsam zu machen." Sein Matchplan ging zumindest bis Mitte des zweiten Viertels auf, obwohl der erst vor ein paar Tagen für den länger verletzten Travis Leslie verpflichtete Amerikaner John Flowers noch zuschauen musste. Der FC Bayern konnte sich in der Partie erst einen größeren Vorsprung erspielen, als er begann, auch von jenseits der Dreierlinie zu treffen. K.C. Rivers, Dusko Savanovic, Paul Zipser und Anton Gavel taten sich dabei hervor, auf der Anzeigetafel blinkte nun ein Spielstand von 35:27 (18.

Minute). Die Bayern hatten Pesic verstanden, sie neigten nicht mehr zur Überheblichkeit, im Gegenteil: Mit harter Verteidigung an der Grenze zur Legalität, so wie es ihr Trainer mag, zwangen sie die Bayreuther zu leichten Fehlern, sie hatten jetzt sogar richtig Vergnügen an den Fast-Break-Aktionen, spielten sie fast schon genüsslich zu Ende, sodass der Vorsprung anwuchs und vor dem Schlussviertel schon zweistellig war (66:48). Und die Bayreuther waren auch in den letzten zehn Minuten gegen an diesem Abend hoch motivierte Bayern, bei denen Nihad Djedovic und Zipser mit je 14 Punkten am besten trafen, nur ein Spielball.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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