Augsburg verspielt Sieg:1:1 verloren

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Nach 90 tristen Minuten trennen sich Gladbach und Augsburg unentschieden. Es ist das Ergebnis eines schwachen Spiels, das keinem Team im Saisonendspurt wirklich hilft.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Um 17.21 Uhr am Samstag haben nur noch wenige Sekunden gefehlt, dann hätten die Fußballer vom FC Augsburg am Niederrhein euphorisch die Arme hochgerissen. Selten in letzter Zeit hatte ein Schlusspfiff solche Emotionen in ihnen ausgelöst. Der finale Hauch des Schiedsrichters Bastian Dankert hätte eine besondere Bedeutung für sie gehabt, denn ein Sieg in Mönchengladbach hätte die Augsburger Chancen auf den Klassenerhalt dramatisch erhöht.

Die Gladbacher Fans pfiffen bereits enttäuscht, denn auch in dieser vierten Minute der Nachspielzeit deutete nichts darauf hin, dass ihre Fußballer noch ein Tor schießen sollten - aber genau das taten sie in den letzten Sekunden von 17.21 Uhr dann eben doch noch: Linksaußen Ibrahima Traoré rettete mit seiner ersten gelungenen Aktion einen Ball vor dem Seiten-Aus, flankte scharf in die Mitte und fand am zweiten Pfosten den hereingrätschenden André Hahn. Gleich danach wurde abgepfiffen. Das Spiel endete 1:1 (0:0). Die Augsburger fassten sich entsetzt an die Köpfe, aber auch die Gladbacher jubelten nur sehr limitiert, denn selbst dieses Unentschieden nützt ihnen im Kampf um die Europapokal-Plätze nur wenig.

Alfred Finnbogason (links) schoss die zwischenzeitliche 1:0-Führung für den FCA. Zuvor war wochenlang gerätselt worden, wann der Torjäger mal wieder trifft. (Foto: Christof Koepsel/Getty)

"Schlechtes Gewissen?", wurde Hahn nach dem Spiel im Kabinengang gefragt. Als ehemaliger Augsburger hatte er seinem früheren Klub schließlich gerade zwei bedeutsame Punkte geraubt. "Wenig!", antwortete Hahn grinsend, suggerierte damit aber immerhin noch Sympathien für seinen früheren Verein. Die Augsburger selbst wirkten erstaunlich tapfer. "Jeder einzelne Punkt kann am Ende der entscheidende sein", bemühte der Torwart Marwin Hitz eine alte Fußballerfloskel. "Wir müssen auch diesen Punkt mitnehmen", sagte der Torschütze Alfred Finnbogason, wissend, dass es in den letzten beiden Saisonspielen gegen Borussia Dortmund sowie bei der TSG Hoffenheim wohl wesentlich schwieriger wird, weitere Zähler mitzunehmen. Trainer Manuel Baum beschwichtigte mit Zweckoptimismus: "Es gab Stimmen, die behaupteten, wir holen in allen drei letzten Spielen keinen Punkt - jetzt haben wir aber schon mal einen in Mönchengladbach geholt, und das war ja keineswegs selbstverständlich."

Gladbach enttäuscht wieder in jeder Hinsicht

Mit einer Bilanz von 1:14 Toren aus den vorangegangenen vier Auswärtsspielen waren die Augsburger nach Gladbach gekommen, aber die Gastgeber fanden in der ersten Halbzeit trotz eindeutiger Feldüberlegenheit kaum gute Chancen. Eine Minute vor der Pause schoss Jonas Hofmann aus zehn Metern unbedrängt mit der Fußspitze am Augsburger Tor vorbei, fünf Minuten zuvor hatte Finnbogason die zunächst einzig gute Gelegenheit der Schwaben besessen. Dass es eine schwache erste Hälfte war, könnte damit zu tun gehabt haben, dass es für beide Teams um viel ging. Vor allem Gladbach als Europapokal-Anwärter enttäuschte wieder einmal in den Rubriken Kreativität, finaler Pass und Chancenverwertung.

Eine gute Gelegenheit erhielten die Augsburger drei Minuten nach dem Wiederanpfiff, als Dominik Kohr am Fünfmeterraum völlig unbehelligt einen Eckball von Konstantinos Stafylidis verwerten durfte, den Kopfball aber über das Gladbacher Tor setzte. Die Partie wartete auf ein emotionales Erweckungserlebnis. Es kam in der 57. Minute. Augsburgs Halil Altintop schlug den Ball aus dem Mittelfeld eher auf gut Glück nach vorne, wo ihn sich Finnbogason erlief, Andreas Christensen erst umdribbelte und dann davon profitierte, dass Gladbachs Däne noch ausrutschte. Finnbogasons Schuss berührte den Fuß des Torwarts Yann Sommer, hüpfte von dort aber neben den Pfosten ins Tor. Gladbach verkrampfte nun sichtlich und veranlasste seine Fans zum Haareraufen, während die Augsburger kühl ihre Konterchancen suchten. In der 70. Minute strich ein Fernschuss von Kohr knapp am Tor vorbei.

Ausgerechnet der Ex-Augsburger André Hahn erzielt in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich. (Foto: Marius Becker/dpa)

Die Gladbacher wirkten planlos und zerknirscht. Kapitän Lars Stindl erhielt eine gelbe Karte, weil er 20 Meter vor dem Augsburger Tor mit einer Schwalbe einen Freistoß provozieren wollte. Weitere auffällige Aktionen gelangen nicht - bis Traoré und Hahn in der 94. Minute harmonierten. "Das war mehr Moral als fußballerische Brillanz", bilanzierte Sportchef Max Eberl und tröstete sich damit, "dass dieser Punkt noch wichtig sein kann im Rennen um die Europapokal-Plätze." Die Vertreter beider Seiten bemühten dieselben Standardsätze - ein untrügliches Zeichen dafür, dass beide mit dem Ergebnis unzufrieden waren.

© SZ vom 07.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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