Affäre um die Wiener Blutbank:Flucht nach vorne

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Die Biathleten Fischer, Apel, Groß, Disl und Greis werden beschuldigt, in Wien gedopt zu haben. Die Sportler wehren sich vehement und bekommen Rückendeckung von Trainern und Funktionären.

Nach den Gerüchten in den vergangenen Tagen, dass aktuelle und ehemalige Weltklasse-Biathleten aus Deutschland auf einer ominösen Liste stünden, die mit der Wiener Doping-Affäre in Zusammenhang gebracht wird, haben einige Sportler die Flucht nach vorne angetreten. So wurde bekannt, dass der frühere Olympiasieger Sven Fischer auf der ominösen Liste in Österreich auftaucht, ebenso Katrin Apel, Ricco Groß und Uschi Disl. Auch der aktive Olympiasieger Michael Greis ist betroffen. Fischer und Greis räumten das bereits selbst ein, wehrten sich aber sogleich öffentlich gegen die Anschuldigungen. "Ich bin sauber und stehe für einen sauberen Sport", sagte Greis.

Sven Fischer beim Biathlon World Cup in Pokljuka (Slowenien) 2007 - er reagiert gelassen auf die Doping-Vorwürfe. (Foto: Foto: dpa)

Ins Rollen kam die Affäre durch eine anonyme Anzeige, in der etwa 30 in- und ausländische Sportler, vor allem Biathleten und Radprofis beschuldigt werden. "Es war mir klar, dass ich auf der Liste stehe. Wer soll denn sonst draufstehen, wenn nicht ein dreimaliger Olympiasieger. Aber ich betone noch einmal: Da ist nix dran", kommentierte Greis. Auch Sven Fischer ging in die Offensive: "Ich habe in meiner Karriere nichts getan, ich habe mir nichts vorzuwerfen. Ich bin sauber", versicherte er im ZDF.

Außerdem hat der Deutsche Skiverband angekündigt, das gesamte Team der zurzeit im schwedischen Östersund stattfindenden Weltmeisterschaften werde eine Eidesstattliche Erklärung abgeben, nie gedopt zu haben. "Wir werden Anzeige gegen Unbekannt wegen Verleumdung stellen und auch alle weiteren rechtlichen Schritte unternehmen, die uns möglich sind", sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach.

Auch die Verbandsspitzen reagierten empört auf die Anschuldigungen gegen die deutschen Biathleten. DSV-Präsident Alfons Hörmann sprach auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz in Willingen von einer "böswilligen Rufmordkampagne, die den DSV und den Biathlonsport in Gänze nachhaltig beeinträchtigen."

Thomas Bach begrüßte die Offensive der deutschen Biathleten als Antwort auf die anonymen Doping-Gerüchte "sehr begrüßt". "Für mich wiegt die Eidesstattliche Versicherung unserer Athleten mehr als eine anonyme Anzeige", erklärte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) der Deutschen Presse Agentur dpa und hofft auf ein baldiges Ende der Gerüchte: "Der anonyme Schreiberling soll sich öffentlich bekennen und die Karten auf den Tisch legen, wenn er wirklich etwas Positives bewirken will." Er werde "nachdenklich, dass es aufgrund einer anonymen Anzeige möglich ist, Athleten namentlich derart an den Pranger zu stellen."

Schwarzbach sprach von einer "Hexenjagd". Vor drei Wochen habe er noch gesagt, "wir sind an der Grenze zum Rufmord. Ich denke, diese Grenze ist jetzt überschritten." Eine Eidesstattliche Erklärung sei "kein Schulhof-Versprechen", sagte er. "Im Falle einer Falschversicherung droht eine empfindliche Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Darüber wurden alle Athleten noch einmal aufgeklärt."

Auch Fischer, Apel, Groß und Disl haben laut Schwarzbach bereits eine erweiterte Eidesstattliche Versicherung abgegeben, in der sie versichern, niemals gedopt zu haben.

Männer-Bundestrainer Frank Ullrich war außer sich vor Empörung. "Das ist eine Wahnsinns-Diffamierung, das gleicht schon einem Rufmord", sagte er im ZDF. Die Athleten seien sauber, und er stehe hinter dieser Mannschaft. "Ich lege nicht nur eine Hand, sondern ich lege momentan beide Hände für diese Mannschaft ins Feuer", betonte der Erfolgs-Coach der deutschen Skijäger.

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