Adelboden/Maribor:Slalom-Herrscher Schild und Rocca

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Im Slalom-Weltcup werden massive Serien festgeklopft: Die Österreicherin Marlies Schild, 24, hat am Sonntag in Maribor schon zum dritten Mal hintereinander gewonnen, und Giorgio Rocca, 30, aus Livigno, hat in diesem Winter überhaupt noch kein Rennen dieser Sparte verloren, wo immer er antrat, ob in Beaver Creek, Madonna di Campiglio, Kranjska Gora oder nun in Adelboden.

Sechs Zehntelsekunden betrug gestern am Kuonisbergli sein Vorsprung auf den Zweitplatzierten. Der heißt Ted Ligety, ist 21 und mit dem dritten Podestplatz des Winters derzeit klar der beste Amerikaner in dieser Disziplin, nachdem der, welchem dieses Attribut in den vergangenen Jahren unangefochten gebührte, in keinem der vier Slaloms durchkam: Bode Miller, sieben Jahre älter als Ligety und in Adelboden auch im Riesentorlauf als 14. nicht sonderlich aufgefallen, sondern allenfalls wieder mal durch eine extravagante Aussage - diesmal in einem Vorolympia-Special für das US-Netzwerk CBS.

Sein Management hat sich über die Reaktionen darauf stark mokiert: Es sei "traurig, dass ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat zur Headline gemacht wurde, um einen Feuersturm gegen unseren Mandanten zu entfachen", erklärte Millers Agent Lowell Taub. Es ging schlicht darum, dass der Mandant ganz nebenbei angemerkt hatte, es sei schon ein paar mal vorgekommen, dass er angeschlagen ("in real tough shape") an den Start ging, und plastisch schilderte: "Slalomfahren unter Alkoholeinfluss ist, als ob man jede Sekunde gegen eine Tür knallt."

In Adelboden ist er vermutlich nüchtern gefahren, seine dortigen Vorstellungen wurden damit erklärt, dass die Abstimmung des Systems Schuh/Ski noch nicht vollendet ist. Damit sind die Torlaufspezialisten Rocca - WM-Dritter von Bormio und St. Moritz - und Ligety schon weiter, ebenso offenbar auch der Tiroler Benjamin Raich, 27 (am Sonntag Dritter), der als Herausforderer von Weltcup-Titelverteidiger Miller den Amerikaner um 117 Punkte abgehängt hat und denselben im Riesenslalom von Adelboden um fast zweieinhalb Sekunden.

Der Pitztaler war im Finale nach einem kapitalen Fehler fast zum Stillstand gekommen, rettete dennoch ein Guthaben von 49 Hundertstel ins Ziel. Auch damit wurde eine kleine Serie begründet: Raich feierte den nächsten Riesenslalomsieg hintereinander nach Kranjska Gora. Weil bis zu den Winterspielen von Sestriere kein Rennen dieser Sparte mehr stattfindet, ist er Favorit, was ihm aber die Ruhe nicht sonderlich zu rauben scheint: "Wenn man als Österreicher bei Olympia an den Start geht, zählt man ohnehin zum Favoritenkreis." Weltmeister Hermann Maier, sein Landsmann, gestand: "Ich bin schwer beeindruckt. Man muss sich im Video anschauen, was der Benni anders und besser macht als wir."

Das kann den Deutschen erst recht nicht schaden: Andreas Ertl verfehlte das Riesentorlauffinale um zwölf Plätze, und im Slalom sind Alois Vogl als Neunter und Felix Neureuther (19.) immer noch nicht für Olympia qualifiziert im Gegensatz Anja Blieninger aus Altenau, der Zwölften von Maribor.

© SZ vom 9. 1. 2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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