Abschluss des Spieltages:Hertha jagt den FC Bayern

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Einer, den in Berlin viele gar nicht mehr auf der Rechnung hatten: Valentin Stocker, Torschütze zum 2:0. (Foto: Tobias Schwarz/AFP)

2:0 gegen Schalke: Die Berliner holen ihren dritten Saisonsieg und stellen damit einen Startrekord auf.

Von JAVIER CÁCERES, Berlin

"Wir wollen natürlich ungeschlagen bleiben": Der dritte Ligasieg hat Pal Dardai und seine Herthaner mutig werden lassen. Unmittelbar nach dem 2:0 gegen den FC Schalke 04 richtete der Berliner Cheftrainer den Blick selbstbewusst auf das nächste Spiel: Am Mittwoch um 20 Uhr kommt es in München zum Spitzenspiel zwischen dem aktuell ersten der Liga, dem FC Bayern, und dem aktuell zweiten - Hertha BSC. Dardai mühte sich zwar um Realismus: "Wenn sie einen guten Tag haben, haben wir schlechte Chancen." Die Hertha-Fans aber sangen schon: "Zieht den Bayern die Lederhosen aus!" Und über Twitter verbreitete der Hauptstadtklub: "Na, @FCBayern. Zittert ihr schon?!" Der forsche Ton passte zum Gezeigten. Gegen Schalke hatten sich die Berliner mit ihrer herausragenden Fitness, ihrer großen Laufbereitschaft und ihrer Aggressivität nach 60 ausgeglichenen Minuten den entscheidenden Vorteil verschafft. Mit dem 2:0 stellten sie einen Startrekord auf. Drei Siege hatte Hertha noch nie in den ersten drei Spielen hingelegt. Den Sieg stellten die neuen Bayern-Jäger her, als mehr als eine Stunde gespielt war. Den Führungstreffer erzielte Mitchell Weiser nach 64 Minuten, doch im Grunde war das Tor vor allem das Werk von Rechtsverteidiger Peter Pekarik. Er hatte nahe der Eckfahne den Schalker Benajmin Stambouli attackiert, den Ball erobert und dann auf Weiser gepasst. Der frühere Bayern-Profi jagte den Ball - unhaltbar für Torwart Ralf Fährmann - aus halbrechter Position im Strafraum ins Netz. Anschließend kündigte Weiser an: "Es ist erst der Anfang, wir haben noch viel vor."

Zehn Minuten nach Weisers Treffer sorgte ein weiterer Ballverlust eines weiteren Schalker Zugangs für das zweite Tor. Nabil Bentaleb leistete sich im Aufbauspiel einen Fehlpass, sodass sich Weiser diesmal als Vorbereiter profilieren konnte. Der kurz zuvor für den verletzten Vladimir Darida eingewechselte Schweizer Valentin Stocker konnte allein auf Fährmann zustürzen und diesen mit einem Flachschuss überwinden.

Schalke steht so schlecht da wie zuletzt unter Felix Magath

Damit war eine Partie im Grunde gelaufen, die bis dahin eine überaus zähe Angelegenheit gewesen war. Sie war zu einem unauflösbar anmutenden Stellungskampf ausgeartet. Es standen sich 22 Männer gegenüber, die jeweils ein Messer zwischen den Zähnen hatten, aber jeden Anflug von Fußballkunst vermissen ließen. Strafraumszenen waren in der ersten Halbzeit derart Mangelware, dass die Hochrechnung zur Wahl, die in der Halbzeitpause auf den Anzeigetafeln aufschien, der erste wirklich nennenswerte Höhepunkt war, der im Olympiastadion geboten wurde. Bis dahin hatten die 50 000 Zuschauer lediglich zwei fehlgeleitete Distanzschüsse der Berliner Mittelfeldspieler Per Skjelbred (14. Minute) und Vladimir Darida (24.) begutachten dürfen. Die Schalker wiederum hatten einmal Pech, als Eric Maxim Choupo-Moting (31.) nach einer schönen Einzelaktion im Berliner Strafraum zum Schuss kam. Doch Herthas Verteidiger Pekarik lenkte den Ball ab.

Zur Pause war es Schalkes Trainer Markus Weinzierl, der als erster versuchte, die Grundstatik des Spiels zu verändern. Er wechselte Yevhen Konoplyanka für den diskret agierenden Breel Donald Emolo ein. Eine Zeitlang wirkte es auch so, als würden die Schalker das Spiel dominieren können. Doch Herthas Abwehr, die wegen des verletzungsbedingten Ausfalls von John Anthony Brooks umgebaut werden musste, stand überaus solide. Nach den beiden Treffern hatte Schalke nicht sehr viel mehr als Engagement zu bieten. Doch darin standen ihnen die Berliner in nichts nach, so dass die Gelsenkirchener nun einen Negativrekord einstellten. Die ersten drei Saisonspiele gingen vor sechs Jahren unter Felix Magath verloren.

Der in die Startelf zurückgekehrte Klaas-Jan Huntelaar meinte: "Es was ein ausgeglichenes Spiel. Aber die Fehler werden bestraft." Für Schalke-Trainer Markus Weinzierl war es ganz einfach: "Wenn du zweimal den Gegner so einlädst, ist es schwer, etwa mitzunehen."

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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