Aberkennung von Olympiasiegen:Jan Ullrich muss weiter zittern

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Olympiasieger der früheren DDR müssen nicht um ihre Goldmedaillen bangen, auch wenn ihnen später Doping nachgewiesen worden ist oder sie es selbst gestanden haben. Dagegen muss Jan Ullrich, Olympiasieger 2000 in Sydney, weiter zittern.

Die Ermittlungen gegen das ehemalige Telekom-Team dauern an, sagte IOC-Präsident Jacques Rogge in einer internationalen Schaltkonferenz aus Lausanne.

Jan Ullrich: bald ohne Goldmedaille? (Foto: Foto: dpa)

Was die Ex-DDR-Athleten betreffe, "so halten uns an unsere Regeln, nach denen eine Aberkennung nur innerhalb von acht Jahren möglich ist", bekräftigte der Belgier. "Sportler, denen Vergehen vor diesem Zeitraum nachgewiesen werden, bleiben weiter Olympiasieger - allerdings für mich nur in der Statistik. Moralisch haben sie kein Recht, diesen Titel zu tragen."

Im Fall Ullrich erwarte er keine Ergebnisse bis zur IOC-Session Anfang Juli in Guatemala: "Das Problem ist, dass auch wir die Akten der Operacion Puerto nicht nutzen können, so lange sie vom Gericht nicht freigegeben sind." Das IOC hoffe jedoch, dass der Einspruch des Rad-Weltverbandes UCI Erfolg haben werde. Man stehe in dieser Frage auch mit Sportminister Jaime Lissavetzki in Kontakt: "Er kann zwar nicht in die Justiz eingreifen, aber das dortige Bewusstsein schärfen, wie wichtig die Freigabe der Papiere für den Sport und den Ruf Spaniens ist."

Trotz der zahlreichen Dopingskandale sieht der IOC-Präsident den Platz des Radsports im Olympia-Programm nicht als gefährdet. Rogge nannte sogar die Anstrengungen der UCI im Kampf gegen Doping "beeindruckend". Man dürfe das Kind nicht mit dem Bade ausschütten: Nicht die UCI verstößt gegen die Regeln, es sind die Fahrer, und die UCI tut mehr als viele andere Verbände, dem Einhalt zu gebieten.

"Die eingeleiteten Maßnahmen wie Erhöhung der unangemeldeten Trainings- und Zielkontrollen seien "vorbildlich". Mitte 2009 wird die IOC-Exekutive 25 Sportarten festlegen, die ihren Platz bei den Sommerspielen 2016 behalten. Diese werden aus den 26 Sportarten ausgewählt, die 2012 in London stattfinden. Über die Zulassung von maximal drei weiteren Sportarten soll die IOC-Session abstimmen. Von den 28 Sportarten, um die 2008 in Peking noch um Medaillen gekämpft wird, sind für 2012 Baseball und Softball gestrichen worden. Beide haben für 2016 die Chance zum Comeback.

Im Kampf gegen Doping will das IOC die Flut von ärztlichen Attesten im Spitzensport eindämmen, die zahlreichen Athleten den Gebrauch von Asthma-Mitteln oder anderer "medizinischer Substanzen" erlauben. Man werde bei der 3. Antidoping-Weltkonferenz im Herbst in Madrid einen entsprechenden Antrag stellen, sagte Rogge, selbst Mediziner: "Das System ist zu liberal, es lädt zum Missbrauch ein."

Außerdem unterstützt das IOC die Forderung mehrerer Verbände, den Strafenkatalog bei Dopingvergehen flexibler zu gestalten. Die Regelsperre von zwei Jahren soll im Welt-Antidoping-Code durch eine "nach oben offene Sperre" ersetzt werden und künftig zwei bis vier Jahre betragen. In schweren Fällen sollen sogar lebenslängliche Sperren drohen. Abweichungen nach unten ermöglicht der Code bereits jetzt.

Rogge kündigte an, das IOC werde die Zahl der Dopingkontrollen bei den Sommerspielen 2008 in Peking auf 4500 gegenüber 3700 in Athen 2004 erhöhen. Für London 2012 sei eine weitere Steigerung auf 5000 Tests vorgesehen. "Dann werden wir die Kontrolldichte seit Sydney 2000 verdoppelt haben", betonte der Belgier.

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