0:0 trotz vieler Chancen:Warten auf die Belohnung

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Wartet noch auf den ersten Treffer für Wolfsburg: Mario Gomez. (Foto: Matthias Hangst/Getty Images)

Keine Tore, aber ein gutes Gefühl - der VfL Wolfsburg bleibt nach dem 0:0 gegen die TSG Hoffenheim gelassen, weil ein deutlicher Aufwärtstrend zu beobachten ist. Auch bei Mario Gomez.

Von Tobias Schächter, Sinsheim

Mario Gomez sagte, er sei megahappy mit diesem Spiel, das Wichtigste im Fußball sei ja das Gefühl. Und dieses Gefühl war beim Stürmer des VfL Wolfsburg trotz des 0:0 bei der TSG Hoffenheim positiv, auch wenn er sich ärgerte, nicht getroffen zu haben. Es war jedenfalls besser als nach dem 0:0 gegen Köln, auch die Leistung gegen Hoffenheim sei von der ganzen Mannschaft deutlich besser dahergekommen. Und was das Toreschießen angehe - auch da mache er sich keine Sorgen. "Es war nicht so, dass wir das Tor nicht getroffen haben. Heute war ein Tag, an dem der Torwart einfach alles gehalten hat", sagte Gomez. Und überhaupt - die Erfahrung seiner langen Karriere lehre ihn: "Erst kommen die Chancen, dann kommen die Tore."

Chancen hatte seine Mannschaft viele, nur kamen eben keine Tore. Dabei hätte das aufregende Hin und Her zwischen Hoffenheim und Wolfsburg durchaus als Torfestival enden können. Aber die Möglichkeiten blieben ungenutzt, auch Gomez vergab zwei klare Gelegenheiten: In der 17. Minute scheiterte der Stürmer mit einem Linksschuss aus acht Metern an Hoffenheims starkem Torhüter Oliver Baumann - und in der 58. Minute gleich zwei Mal am letzten Mann der TSG: zunächst per Kopf nach einer Flanke von Jakub Balszczykowski, dann im Nachschuss und im Fallen noch einmal. Und weil Baumann auch den Schuss von Gomez' Nationalmannschafskollegen Julian Draxler aus kurzer Distanz (nach Pass von Gomez) noch an die Latte gelenkt hatte (19.), blieben die Wolfsburger ohne Erfolgserlebnis.

Gomez wirkt spritziger und gefährlicher

Mario Gomez ist erst ein paar Wochen in Wolfsburg, gegen Hoffenheim lief er zum zweiten Mal für den VfL auf. Im Vergleich zum Spiel gegen Köln wirkte er diesen Samstag deutlich spritziger und gefährlicher. Im Abschluss aber fehlte noch die allerletzte Konsequenz, nicht nur bei ihm, auch bei Draxler. Bei Gomez und der gesamten Wolfsburger Mannschaft war indes ein deutlicher Aufwärtstrend zu beobachten, die Zeit der Tageshysteriker, die wegen der vergebenen Chancen schon den Anfang einer Krise sehen wollen, ist verfrüht. Wolfsburgs Geschäftsführer Sport, Klaus Allofs, der mit der Leistung nicht aber mit dem Ergebnis zufrieden war, meinte zur Entwicklung von Gomez: "Ich denke, die Eingewöhnungszeit mit den Mitspielern und von der Physis her muss man ihm einfach zugestehen."

Mario Gomez hat sich im Verlauf seiner Laufbahn aus vielen Tiefen selbst herausgezogen und mit 26 Toren in der letzten Saison in der Türkei für Meister Besiktas Istanbul wieder den Sprung zurück in die Nationalmannschaft geschafft. Vielleicht wirkte der 31-Jährige nach dem Spiel in Hoffenheim deshalb so gelassen. Zumal der Gesamtauftritt der Wolfsburger kein Grund zu übersteigertem Alarmismus gegeben hat. Der relativ kurzfristige Ausfall von Kapitän Luiz Gustavo und von Kreativspieler Daniel Didavi steckte die Mannschaft gut weg und agierte über große Strecken des Spiels dominant.

Nur die Belohnung habe heute gefehlt, ärgerte sich Gomez

VfL-Trainer Dieter Hecking war diesmal jedenfalls "mehr zufrieden als unzufrieden". Seine Elf bleibt weiter ungeschlagen und zum dritten Mal im dritten Spiel ohne Gegentor - obwohl Zugang Philipp Wollscheid (Stoke City) erstmals neben dem Niederländer Bruma in der Innenverteidigung agierte. Auch spielerisch wirkte die Mannschaft verbessert, nur die Belohnung habe gefehlt, ärgerte sich Gomez: "Es sollte heute einfach nicht sein, allumfassend", sagte er und suchte den Blick nach vorne.

Schon am Dienstag geht es für Gomez und den VfL in der Liga weiter, das Heimspiel gegen Borussia Dortmund steht an. Trotz der beiden 6:0-Siege der Westfalen zuletzt in der Champions-League bei Legia Warschau und diesen Samstag gegen Darmstadt freut sich Gomez auf den Vergleich, er sagt: "Dortmund kann kommen." Das klang wie die Drohung eines Spielers, dessen Selbstbewusstsein auch nach dem zweiten Spiel ohne Torerfolg nicht gelitten hat. Dass sein insgesamt gutes Gefühl für ihn und seine neue Mannschaft nicht trügt, müssen Mario Gomez und der VfL Wolfsburg allerdings erst noch beweisen.

© SZ vom 18.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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