0:0 trotz Überzahl:Zwei Elfer, kein Tor

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Gladbachs Trainer André Schubert nimmt das 0:0 gegen den HSV "entgeistert" zur Kenntnis. Wieder einmal ist der Champions-League-Teilnehmer an grotesken eigenen Fehlern gescheitert.

Von Ulrich Hartmann

65 Minuten Überzahl und zwei Elfmeter haben dem Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach nicht genügt, um gegen das Bundesliga-Schlusslicht Hamburger SV zu gewinnen. Die Gladbacher hatten bereits von der 25. Minute an mit einem Mann mehr gespielt, nachdem HSV-Innenverteidiger Cléber wegen einer vermeintlichen Notbremse des Feldes verwiesen worden war. Doch weder den für diese Szene gegebenen Elfmeter noch einen später ebenso fragwürdigen zweiten Strafstoß nutzten die Borussen zum Tor. André Hahn und Lars Stindl verschossen je einen Elfmeter. In der Schlussminute schoss Gladbachs Oscar Wendt noch an den Pfosten. Das Spiel endete torlos.

Gleich zweimal durfte sich Kapitän Stindl beim Schiedsrichter bedanken

"Der Fußballgott war heute auf unserer Seite", sagte Hamburgs Lewis Holtby. "Verdient" fand der HSV-Trainer Markus Gisdol den Punkt. "Nicht verdient" fand ihn sein Gladbacher Kollege André Schubert. Gladbach gewann bis auf die Treffer sämtliche Statistiken: 69 Prozent Ballbesitz, 22:5 Torschüssen, 10:3 Ecken und 22:8 Flanken. "So ein Spiel erlebt du einmal in zehn Jahren", sagte Schubert entgeistert.

Der Hamburger-Torwart René Adler sieht dem verschossenen Elfmeterball hinterher. (Foto: Bongarts/Getty Images)

In der ersten Halbzeit hatten die Gladbacher eine lange nicht mehr gekannte Erfahrung gemacht: Pfiffe vom eigenen Publikum. Die akustischen Langeweile-Signale kamen kurz vor der Pause von der Haupttribüne, was die stehenden Fans hinter dem Tor gleich mit umso enthusiastischeren Anfeuerungen quittierten. So richtig begeistert hatte aber niemand sein können von einer ersten Hälfte, in der den Borussen gegen durchgängig defensive Hamburger überhaupt nichts eingefallen ist.

Für Aufregung sorgten bloß jene zwei Szenen, an denen Gladbachs Kapitän Lars Stindl in unvorteilhafter Weise beteiligt war. Zunächst schien er sich im Zweikampf mit Cléber kurz hinter der Strafraumgrenze allzu gern fallen zu lassen, erhielt dafür den erhofften Strafstoß und nahm Clébers unberechtigten Feldverweis in Kauf. Den Elfmeter von Hahn parierte Torwart René Adler. Kurz vor der Pause rammte Stindl Hamburgs Emir Spahic rüpelhaft von hinten um und wurde nur mit Gelb bestraft. Schiedsrichter Wolfgang Stark traf also zwei zweifelhafte Entscheidungen zu Stindls Gunsten.

Fassungslos am Spielfeldrand: Gladbach-Trainer André Schubert. (Foto: Patrik Stollarz/AFP)

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verflachte das ohnehin niedrige Niveau der Partie zunächst weiter. Die Hamburger nahmen nun hin und wieder den Auftrag ihres Trainers beim Wort, der vor dem Spiel gesagt hatte: "Wir wollen Gladbach weh tun." Vor allem taten sich die Gladbacher aber selbst weh, das Spiel wurde destruktiv, auch weil sie immer wieder ohne Idee und zu langsam auf die Hamburger Abwehr zusteuerten. So konnten sie in Zweikämpfe verwickelt werden, die den Fluss störten.

Am Mittwoch bei Celtic Glasgow muss Gladbach sich steigern

Es bedurfte also des zweiten Elfmeters, um den Gladbachern eine Führungschance einzuräumen. Diesen gab Schiedsrichter Stark in erneut zweifelhafter Weise in der 59. Minute, als diesmal Ibrahima Traoré im Strafraum nach einer vermeintlichen Berührung durch den Hamburger Abwehrmann Douglas Santos allzu leicht zu Boden fiel. Stindl übernahm in der 61. Minute die Ausführung und drosch den Ball an die Unterkante der Latte, von wo er auf den Boden und zurück ins Feld sprang.

Nun erhöhten die Gastgeber zwar sukzessive den Druck, fanden aber ohne die verletzten Raffael und Thorgan Hazard weiterhin kaum spielerische Mittel, um die Hamburger häufiger in Gefahr zu bringen. Fabian Johnson kam in der 77. Minute aus 15 Metern frei zum Schuss, scheiterte jedoch an Adler. In der letzten Minute der regulären Spielzeit schoss Wendt noch an den Pfosten.

"Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht", sagte André Hahn, "und müssen das Ergebnis so akzeptieren." Er meinte offenkundig auch den ersten Teil des Satzes ernst. Während die Hamburger ihre Ambitionen auf den ersten Saisonsieg auf den kommenden Freitag vertagen, an dem sie Eintracht Frankfurt empfangen, müssen sich die Gladbacher erheblich steigern. Sie dürften im Champions-League-Spiel am Mittwoch bei Celtic Glasgow wenigstens einen Punkt benötigen, um sich tabellarische Chancen auf den dritten Gruppenplatz zu wahren.

© SZ vom 16.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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